Westsahara, verlorenes Land

Als im Herbst 2010 nahe der sahrauischen Stadt El Ayun Demonstranten ihre Zelte aufschlugen, um friedlich gegen die Besetzung der Westsahara durch Marokko zu protestieren, richtete sich ihr Zorn auch gegen die zunehmende Perspektivlosigkeit unter den Jugendlichen und ihre unzureichende Arbeits- und Wohnsituation in der Westsahara. Innerhalb kürzester Zeit wuchs das Lager auf ca. 6.500 Zelte mit bis zu 15.000 Demonstranten an. Am 8. November schließlich griffen marokkanische Sicherheitskräfte gewaltsam das Lager an, brannten die Zelte nieder und vertrieben die Demonstranten. Nach Angaben der Polisario gab es dabei 36 Todesopfer und über 700 Verletzte. Nur selten finden sich Nachrichten aus der Westsahara in der internationalen Öffentlichkeit. Seit dem Friedensschluss 1991 verlängert sich im April jeden Jahres das vom UN-Sicherheitsrat beschlossene Mandat für die Durchführung eines Referendums, bei dem über die Zukunft der Westsahara entschieden werden soll. Doch nichts geschieht. Das Referendum wird von marokkanischer Seite immer wieder aufs Neue sabotiert. Marokko hält weiterhin die westlichen zwei Drittel des Landes mit ihren bedeutenden Phosphatvorkommen besetzt, die Polisario kontrolliert das wirtschaftlich wenig bedeutende Hinterland. Etwa 180.000 Flüchtlinge - die Mehrheit der Bevölkerung … mehr

Verlorenes Land
(Territoire perdu)

Pierre-Yves Vandeweerd
Belgien, Frankreich | 75 Min. | OmeU
Die Westsahara ist geteilt: Seit 1989 trennt ein 2.400 km langer Sandwall die von Marokko besetzte Fläche von dem Gebiet, das von der Befreiungsbewegung Polisario kontrolliert wird, die für einen … mehr

Wilaya

Pedro Pérez Rosado
Spanien, Westsahara 2011 | 88 Min. | OmU
Wilaya

Fatimetu, Kind einer Sahraui-Familie, wird in einem Sahara-Flüchtlingscamp in Algerien geboren und später als kleines Mädchen zu Gasteltern nach Spanien geschickt. Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt sie in das Camp zurück. 16 Jahre sind vergangen. Der Bruder erwartet, dass sie bleibt und sich fortan um ihre gehbehinderte Schwester Hayat kümmert. Fatimetu, die im Gegensatz zu den anderen Frauen Auto fahren kann, transportiert Tiere, Fleisch und Brot von einem Verwaltungsbezirk zum anderen. Nach und nach scheinen sich die Sahraui an die Frau zu gewöhnen, die unverhüllt in ihrem gebrauchten Jeep durch den Wüstensand saust. Doch Fatimetu ist hin- und her gerissen zwischen dem Leben in der Wüste und den Erinnerungen an Familie und Freunde in Spanien.

Die maurische Volksgruppe der Sahraui wartet in Algerien noch immer auf ein Referendum, das ihren völkerrechtlichen Status definiert. In poetischen, konzentrierten Bildern zeigt der spanische Regisseur Pedro Pérez Rosado in seinem Spielfilm viel mehr als nur die Wiedervereinigung zweier Schwestern oder den Zusammenprall unterschiedlicher Kulturen: Er lässt Darsteller aus der Sahara selbst von ihrer politischen und gesellschaftlichen Situation erzählen. Berlinale 2012