Als im Herbst 2010 nahe der sahrauischen Stadt El Ayun Demonstranten ihre Zelte aufschlugen, um friedlich gegen die Besetzung der Westsahara durch Marokko zu protestieren, richtete sich ihr Zorn auch gegen die zunehmende Perspektivlosigkeit unter den Jugendlichen und ihre unzureichende Arbeits- und Wohnsituation in der Westsahara. Innerhalb kürzester Zeit wuchs das Lager auf ca. 6.500 Zelte mit bis zu 15.000 Demonstranten an. Am 8. November schließlich griffen marokkanische Sicherheitskräfte gewaltsam das Lager an, brannten die Zelte nieder und vertrieben die Demonstranten. Nach Angaben der Polisario gab es dabei 36 Todesopfer und über 700 Verletzte.
Nur selten finden sich Nachrichten aus der Westsahara in der internationalen Öffentlichkeit. Seit dem Friedensschluss 1991 verlängert sich im April jeden Jahres das vom UN-Sicherheitsrat beschlossene Mandat für die Durchführung eines Referendums, bei dem über die Zukunft der Westsahara entschieden werden soll. Doch nichts geschieht. Das Referendum wird von marokkanischer Seite immer wieder aufs Neue sabotiert. Marokko hält weiterhin die westlichen zwei Drittel des Landes mit ihren bedeutenden Phosphatvorkommen besetzt, die Polisario kontrolliert das wirtschaftlich wenig bedeutende Hinterland. Etwa 180.000 Flüchtlinge - die Mehrheit der Bevölkerung - leben in Lagern im Süden Algeriens, wo sie seit ihrer Flucht im Jahr 1976 nahezu vollständig von Hilfslieferungen der EU, der UN und verschiedenen Nichtregierungsorganisationen abhängig sind. Eine Lösung ist nicht in Sicht.