Im Schatten des Krieges

Von Außen betrachtet bleibt jeder Krieg abstrakt, nur für die Beteiligten ist die Frage des Überlebens eine ganz konkrete. Die Zivilbevölkerung aber findet nur selten die Aufmerksamkeit der Kameras.  In den letzten Jahren sind eine Reihe von Spiel- und Dokumentarfilmen erschienen, die nicht nur die Militärstrategen und die Kriegsmaschinerie zum Inhalt haben, sondern ihre Aufmerksamkeit auf die vom Krieg und seine Folgen betroffenen Menschen richten. Reflektiert, selbstkritisch und auf hohem ästhetischem Niveau thematisieren sie die Auswirkungen des Konflikts auf die Zivilbevölkerung. Im Überschreiten der politischen Grenzen und Polarisierungen zeichnet sich dabei die Utopie eines friedlichen Zusammenlebens ab. 

DIAS DE SANTIAGO

Josué Méndez
Peru 2004 | 83 Min. | 35 mm, OmeU
Santiago Roman, ein 23-jähriger Soldat der peruanischen Marine, kehrt nach Jahren des Dschungelkampfes in seine Heimatstadt Lima zurück. Santiago, kriegsmüde, aber voller Hoffnungen, gehört zu einer verlorenen Generation Perus. Der … mehr

MURMAUER – WALL

Simone Bitton
Frankreich, Israel 2004 | 99 Min. | 35 mm, OmeU
MUR führt den Zuschauer an die größte Baustelle Israels und zeigt Menschen, Israelis und Palästinenser, die inmitten des ohrenbetäubenden Lärms der Bulldozer der Logik des Krieges trotzen. “Ich wollte den … mehr

RUNAWAYS

Orzu Saripov
Tadschikistan 2004 | 15 Min. | BetaSP, OmeU
Mit ganz einfachen Mitteln begleitet Orzu Saripov afghanische Flüchtlinge, die dem Bombenhagel im Norden des Landes in Richtung Tadschikistan entkommen sind und auf unbewohnte Inseln im Pianj-Fluss fliehen. Die Videokamera … mehr

WE LOVED EACH OTHER SO MUCH

Jack Janssen
Niederlande 2003 | 80 Min. | BetaSP, OmeU

In der arabischen Welt vom Irak bis nach Marokko ist die libanesische Sängerin Fairuz seit einem halben Jahrhundert eine lebende Legende. Ihre Heimat Beirut war früher eine florierende Hafenstadt – “das Paris des Nahen Ostens” – und ein Zufluchtsort für Menschen, die aus religiösen oder ethnischen Gründen verfolgt wurden. 1975 aber zerbrach diese Idylle durch einen Bürgerkrieg, der 15 Jahre dauern sollte. Fairuz blieb die ganze Zeit in Beirut, und alle die Gruppen, die sich gegenseitig umbrachten – ob nun Christen, Moslems, Linke oder Rechte – fuhren fort, diese Sängerin von ganzem Herzen zu verehren. 

WE LOVED EACH OTHER SO MUCH schildert die Liebe verschiedener Einwohner Beiruts zu dieser Diva. Wenn sie über die Musik und den Mythos sprechen, der sich um Fairuz rankt, erzählen sie dabei auch von der eigenen Lebensgeschichte und von der tragischen, aufwühlenden Geschichte ihrer Stadt. Ihre Erinnerungen bilden, vor dem Hintergrund der Lieder und des Lebens von Fairuz, einen bewegenden Kommentar zur turbulenten Geschichte des Libanon. Frauen, Männer, Moslems, Christen, palästinensische und libanesische Flüchtlinge, die sich in den Liedern von Fairuz wiederfinden und die eigenen Gefühle und Gedanken darin ausgedrückt sehen, sprechen über den Einfluss, den diese Musik auf ihr Leben hat, und über die Wehmut, mit der sie auf die Vergangenheit zurückblicken. Jack Janssen erzählt die Geschichte von Fairuz ganz aus dem Blickwinkel ihrer Fans, für die sie eine unerreichbare Göttin ist. 

Jack Janssen, DOOD SPOOR (1990); SAFARI (2001); THE REUNION EXPRESS (2002).