AGRIDULCE - BITTERSWEET
Deutschland 2008 | 45 Min.
Eine filmische Reflexion über ein sich veränderndes Süditalien, das von einem Ort der Emigration zu einem Ort der Immigration wird. Der Film beginnt auf dem Friedhof der Flüchtlingsschiffe von Lampedusa, mit Blick auf die Wracks der Schiffe, mit denen die Flüchtlinge das Mittelmeer überquert haben. Man rechnet, dass in den letzten 10 Jahren rund 10’000 Personen im Kanal von Sizilien ertrunken sind. Der Film geht weiter in Kalabrien und zeigt eines dieser zeitlosen Dörfer, die immer weniger von Einheimischen bewohnt werden. Anschließend die ExFabrik von Rosarno (Reggio Calabria), wo im Dezember 2008 ca. 300 Immigranten Barrikaden errichteten, um gegen die wiederholte 63 Gewalt zu protestieren. Zwei wehrlose junge Flüchtlinge waren aus einem Auto angeschossen worden. In der Folge wird von den vielen Migranten berichtet, die im Winter für die Orangen, Mandarinen, und Olivenernte kommen. Der Film endet, wie er schon begonnen hat, mit Fotos von Antonio Murgeri. Diesmal im Gebiet von Neapel, in diesem Süden, der sich gezwungen sieht, all die verzweifelten, von Hunger und Krieg fliehenden Menschen aufzunehmen. Oft fliehen die Migranten aus dem von der Lega Nord geprägten Norditalien, das ihnen mit Ressentiments, Ablehnung und xenophoben Gesetzen begegnet, Richtung Mezzogiorno; dem italienischen Mezzogiorno, dem es selber an Infrastruktur und Ressourcen fehlt, um diese vielen Personen gut aufzunehmen. So teilt man das Wenige, das man hat, inmitten von viel Gewalt und Ausbeutung.
„Anders als in Dokumentarfilmen üblich, wollte ich in IL NUOVO SUD DELL’ITALIA der Subjektivität und Poesie mehr Raum geben. Die Wahrnehmung der Zuschauer soll stärker über Bilder, über Stille und Geräusche, als über Informationen angesprochen werden.“ (Pino Esposito)
Pino Esposito, geboren 1963 in Rossano Calabro, Italien. Studierte Architektur, Film und Theater an der Universität Florenz. Diplom der multimedialen Schule für Video, Ton und Grafik KSC in Zürich. Gründer der Theaterkompanie Oziosazio. Seit 1994 Theater- und Filmschaffender. Unterrichtet Video an der ECAP Zürich. Filme: NURAY, Kurzfilm (2004); NEWSWATCH, Animation (2006); NEVE, Kurzfilm (2008).