BOULEVARD D’AFRIQUE

Soukey hat gerade ihre Reifeprüfung am Lyzeum in Dakar abgelegt. Nach einer mit Musik und Tanz verbrachten Nacht kommt sie nach Hause zu ihren Eltern, die ihr ihre zukünftige Hochzeit mit einem Industriellen, dem sehr ehrwürdigen ‘Medaillienonkel’ ankündigen. Aber Soukey sieht ihre Zukunft anders. Sie möchte ihr Studium fortführen und ist in einen anderen Mann verliebt: in Mandou, einen jungen Doktor des Zivilrechts, der gerade aus Paris kommt. Mit Hilfe ihrer Freunde wird sie alles unternehmen, um ihre Verlobung rückgängig zu machen. Aber glücklicherweise entscheidet das Schicksal anders, denn noch bevor der Komplott beginnt, kündigt das Radio die Verhaftung und Gefängnisstrafe von ‘Touton Medailles’, dem ‘Medaillienonkel’ an, wegen ‘zu schneller Bereicherung’. Soukey jubelt, ihre Eltern sind verzweifelt; vorbei ist es mit der Villa, den Autos und der Sicherheit. 

Die triumphierenden Kinder vergeben ihren irregeleiteten Eltern und zwingen sie, der Farandole zu folgen, die über den Umweg zum Gefängnis Onkel Gueye befreit, der sich dem Gefolge anschließt, um am Strand die Liebe von Soukey und Madou zu feiern.

Jean Rouch hat die von TamSir Doueb im ‘Café de la Danse’ in Paris aufgeführte musikalische Komödie in die Straßen von Dakar verlegt. Ein Versuch, “italienisches Szenentheater und Straßentheater mit dem Wind, dem Meer und der Sonne” zu versöhnen. Dabei wurden die Regeln eines Dokumentarfilms respektiert, nur eine Aufnahme pro Szene gemacht, ohne Wiederholung. Ein Film, in dem alle Sprachen vom Französischen bis zum Mossi, von Wolof bis Bambara gesprochen werden und der von der Liebe handelt.

SIGUI NO.1: L’ENCLUME DE YOUGO

In den Jahren 1966-1974 filmte Jean Rouch bei den Dogon in Mali das Sigui-Ritual. Es ist die rituelle Dramatisierung und damit Wiederbelebung des komplexen Schöpfungsmythos. Es findet alle 60 Jahre statt, dauert sieben Jahre, beginnt in Yougo Dogorou und wandert von Dorf zu Dorf, von der Höhe der Bandiagara-Felsen in die Ebene, wobei man in jedem Dorf eine von sieben Episoden des Mythos rituell darstellt.

Rouchs Filmzyklus besteht aus acht, überwiegend kommentarlosen Teilen von unterschiedlicher Länge: Sigui AnneeZero und Sigui No.1-7. Sigui No.1 folgt zwar der Dramaturgie des Rituals, das selbst schon Theater, Inszenierung des Mythos ist, erzählt seine Geschichte jedoch mit filmischen Mitteln. Der Film ist beispielsweise symmetrisch konstruiert: Am Beginn und am Ende stehen Landschaftsaufnahmen, die auf die mythische und rituelle Bedeutung der Landschaft für die Dogon verweisen. Er hat eine geschlossene Erzählstruktur, betont Exposition (die Vorbereitungen zum Fest), Höhepunkte (Schlangentanz auf dem Dorfplatz, Durchgangsritual), Schluß (das Wandern des Sigui ins Nachbardorf). Er ‘erzählt’ mit Hilfe von Zoom, des metaphorischen Einsatzes von Bildern und Tönen. 

Sigui No. 1 enthält alle für Rouch typischen Stilmittel: den schnellen Schnittrhythmus; lange Sequenz-Einstellungen mit ‘Montage in der Kamera’, bei der Einstellungsgrößen und Kamerapositionen durch Zoom, Schwenks und Gänge variiert werden; die bewegte, ja tanzende Kamera, von der Rouch sagt, daß er mit der Bewegung Bilder ‘malen’ möchte; die fragmentarischen Bildausschnitte; die subjektiven Perspektiven; die improvisierte Suche nach Bildern; die Betonung des Rätselhaften. Rouch will die geheimnisvolle Schönheit von Mythos und Ritual bewahren, will beim Zuschauer Fragen provozieren, keine einfachen Antworten geben.

AMBARA DAMA

Alle fünf Jahre organisiert die Maskengesellschaft der Dogon aus Sanga (Falaise de Bandiagara, Mali) eine großes ‘dama’ - ein Totenfest. Ein Jahr nach dem Tode Ambaras, einem der wichtigsten Informanten Marcel Griaules und einem der sieben Ältesten, werden bei diesem ‘dama’ alle alten Masken durch neue ersetzt. Die gleiche Zeremonie hatte Griaule 40 Jahre zuvor beobachtet und ausgewertet. Das ‘dama’ dauert drei Tage. Die neuen Masken defilieren, um die Seelen der Verstorbenen des Dorfes zu ehren. 

BOULEVARD D’AFRIQUE

Soukey hat gerade ihre BEPC-Prüfung am Lyzeum in Dakar abgelegt. Nach einer mit Musik und Tanz verbrachten Nacht kommt sie nach Hause zu ihren Eltern, die ihr ihre zukünftige Hochzeit mit einem reichen Industriellen, dem sehr ehrwürdigen ‘Medaillenonkel’ ankündigen. Aber Soukey sieht ihre Zukunft anders. Sie möchte ihr Studium fortführen und ist in einen anderen Mann verliebt: in Madou, einen jungen Doktor des Zivilrechts, der gerade aus Paris kommt. Mit Hilfe ihrer Freunde wird sie alles unternehmen, um ihre Verlobung zu brechen. Aber glücklicherweise entscheidet das Schicksal anders, denn noch bevor der Komplott beginnt, kündigt das Radio die Verhaftung und Gefängnisstrafe von ‘Touton Medailles’, dem ‘Medaillenonkel’ an, wegen ‘zu schneller Bereicherung’. Soukey jubelt vor Freude, ihre Eltern sind verzweifelt; vorbei ist es mit der Villa, den Autos und der Sicherheit.

Die triumphierenden Kinder vergeben ihren irregeleiteten Eltern und zwingen sie, der Farandole zu folgen, die über den Umweg zum Gefängnis Onkel Gueye befreit, der sich dem Gefolge anschließt, um am Strand die Liebe von Soukey’und Madou zu feiern.

Zur Regiearbeit Jean Rouchs:
Jean Rouch hat die von Tam-Sir Doueb im ‘Cafe de la Danse’ in Paris aufgeführte musikalische Komödie in die Strassen von Dakar verlegt. Ein Versuch, “italienisches Szenentheater und Straßentheater mit dem Wind, dem Meer und der Sonne” zu versöhnen. Dabei wurden die Regeln eines Dokumentarfilms respektiert, nur eine Aufnahme pro Szene gemacht, ohne Wiederholung. Ein Film, in dem alle Sprachen vom Französischen bis zum Mossi, von Wolof bis Bambara gesprochen werden und der von der Liebe handelt.
(Festival Katalog 1989)

FOLIE ORDINAIRE D’UNE FILLE DE CHAM

Ham, der zweite Sohn Noahs, wurde, nachdem er seinen Vater nackt gesehen hatte, verflucht: seine Nachkommen wurden dazu verdammt, den Nachkommen von Sem und Japhet, den ‘guten’ Söhnen Noahs, als Knechte zu dienen. Chus, ein Sohn Hams, ist der Stammvater der Schwarzen; seine Söhne und Töchter tragen die Geschichte der Sklaverei hindurch Hams Fluch.… Ausgehend von dem Text eines jungen Autors aus Martinique - Julius Amede Laou, im Theater inszeniert von Daniel Mesguish - hat Jean Rouch die Handlung in das Sainte-Anne-Hospital verlegt und ihr als ‘wissenschaftlichen’ Rahmen die Präsentation eines Falles gegeben. Ein Psychiater namens Charcot stellt seinen Kollegen einen spektakulären Fall vor, den sie ‘de visu’ selber einer Einschätzung unterziehen können. Die Zuschauer des Films sind mit den Ärzten zusammen Zeuge dieser Vorführung: ein delirierender Dialog entwickelt sich zwischen einer alten Frau von den Antillen, die seit 50 Jahren in Sainte-Anne interniert ist, und einer jungen Hilfsschwester, die aus Martinique stammt:
Das bestürzende Psychodrama, das zwischen diesen beiden Frauen stattfindet, die in einem Doppelwahn miteinander verbunden sind, wurde mit zwei Kameras von Rouch und P. Constantini gedreht und hat die Intensität einer Live-Dokumentation. Es vermittelt einen erstaunlichen Einblick in das Denken und Fühlen der Schwarzen auf den Antillen.
(Festival Katalog 1989)

COCORICO! MONSIEUR POULET

Ein Spielfilm, der die Abenteuer dreier Freunde im nigerianischen Busch schildert. Lam beschließt mit einem alten 2CV-Lieferwagen und einem Gehilfen in den Busch zu fahren, um in den Dörfern Hühner zu erwerben und damit einen Handel aufzuziehen. Eine dritte Person, die sich mehr schlecht als recht integriert, schwächt die ohnehin prekäre Organisation dieses Unterfangens. Das Auto spielt eine der Hauptrollen ihrer Reise, die sie von Niamey in den Busch führt. Die Reise ist gekennzeichnet von unerhörten Ereignissen, wie etwa der Begegnung mit einer Teufelin oder der Überquerung des Niger-Stroms, alles Vorwände für zahllose Diskussionen und Wortschwälle. 

L’ethnologie et la camera de contact

Der Film, der für die Serie ‘Anthropos‘ des französischen Fernsehens gedreht wurde, handelt von Rouch und seinem Film AMBARA DAMA. (Festival Katalog 1987)

Ambara Dama

Im Jahr nach dem Tod von Ambara, einem der wichtigsten Informanten der Ethnologen um Griaule bei den Dogon, organisiert die Gesellschaft der Masken (Sanga) eine große ‘Dama’, während alle alten Masken durch neue ersetzt| werden. Vor 30 Jahren hatte Griaule die gleiche Zeremonie beobachtet. Bei der Studie der Maskentänze benutzt Rouch den Zeitraffer. (Festival Katalog 1987)

Petit à petit

Eine Fortsetzung von JAGUAR, an dessen Ende Damouré und Lam eine Firma namens PETIT A PETIT gegründet hatten. Nun wird Damouré aufgrund des Erfolgs der Firma nach Paris geschickt, um zu sehen, wie die Menschen dort leben, und um Geschäfte abzuschließen. Die Rückkehr nach Afrika ist ohne Illusionen.

Ein Versuch der umgekehrten Ethnologie. Rouch: “Die Idee war, die Anthropologie, die älteste Tochter des Kolonialsimus zu transformieren - eine Disziplin, denen vorbehalten die Macht haben Leute ohne Macht auszufragen. Ich will an ihre Stelle eine geteilte Anthropologie setzen. D.h. einen anthropologischen Dialog zwischen Menschen verschiedener Kulturen, der für mich die Disziplin der Wissenschaften vom Menschen künftig repräsentiert”. (aus: Die Fremden sehen, Trickster München] (Festival Katalog 1987)

Jaguar

Drei junge Männer aus dem Niger machen sich auf den Weg an die Goldküste. Abenteuer, die sie erleben. Arbeitssuche und Rückkehr ins Heimatdorf.

Ein gutes Beispiel dafür, was Rouch unter der Verwandlung von Fiktion ins Dokumentarische versteht. Die ‘Geschichte’ wird durch eine Idee in Bewegung gesetzt, die zu Erfindungen Anlaß gibt, die dann ‘realisiert’ werden. Die Fiktion hat ihren Platz in den Lücken der Wirklichkeit, (aus: Die Fremden sehen, Trickster München) (Festival Katalog 1987)