ZAN BOKO

Gaston Kaboré
Burkina Faso 1988 | 92 Min. | 35 mm

Die wild wuchernde Stadt frisst die Dörfer auf; die Bauern verschwinden oder geben sich selber auf; eine jahrhundertelange harmonisch fortschreitende Entwicklung steht still. Alle humanen und kulturellen Werte weichen einer in ihrem Materialismus zerstörerischen Moderne. Schließlich trotzt nur noch ein Bauer, Tinga, zusammen mit seiner Familie dieser unbegreiflich fremden, urbanen Invasion. Er kann nicht begreifen, warum er seine Erde, in die er seit Menschengedenken verwurzelt ist, verlassen soll; in ihr wird jeweils die Nachgeburt der Kinder (darauf verweist der Filmtitel ‘Zan Boko’) vergraben, als Zeichen der unauflösbaren Verbundenheit. Auch auf einen wohlfeilen Grundstücktausch kann sich Tinga nicht einlassen. Schließlich muß er dem Druck der Stadt und ihrer allumfassenden Macht weichen - doch dafür nimmt er keinen Centime entgegen. Ein noch nicht korrumpierter Journalist wird Zeuge dieses stillen und grausamen Dramas; doch seine Fernsehsendung über die Konfrontation zwischen Stadt und Land wird von oberster Regierungsstelle abgebrochen, weil sie zu ehrlich, zu realistisch und daher zu kritisch ist.

ZAN BOKO, der zweite Spielfilm des hochbegabten Regisseurs Gaston Kaboré aus dem westafrikanischen Burkina Faso, bietet eine Filmreise an: Mit sanfter Bestimmtheit und unheimlich entschiedener, ja unversöhnlicher Ruhe zeigt er, wie die krebsartig wuchernde Stadt die Bauern, die seit Menschengedenken tief in ihrem Stück Land verwurzelt sind, bedrängt und vertreibt. Mit einer selbst im schwarzafrikanischen Kino noch kaum je erlebten Sensibilität und Liebe beschwört er in traumhaft stimmigen Bildern die Harmonie eines traditionellen Bauerndorfs: menschliche Beziehungen und Gesten von großer Würde und Innigkeit.”
(Bruno Jaeggi)
(Festival Katalog 1989)