AUSSTELLUNG

22. – 27. Mai 2001     Kunstraum Alter Wiehrebahnhof

Wilde Forscher

Die Expeditionen des Frobenius-Instituts 1926 – 1938

Seit 1904 unternahm Leo Frobenius mit dem Berliner ‘Afrika-Archiv’, dem späteren Münchner ‘Institut für Kulturmorphologie’, sechs Forschungsreisen nach Afrika und eine siebte durch den vorderen Orient. 1925 wurde das Institut nach Frankfurt am Main verlegt. Von 1926 bis 1935 führte Frobenius fünf weitere Expeditionen in die Sahara und nach Südafrika durch. Die persönlichen fotografischen Aufnahmen der mitreisenden Forscher aus den 20er und 30er Jahren sind in dieser Ausstellung zu sehen – eine Auswahl der ursprünglich 34 Fotografien umfassenden Ausstellung der Expeditionen des Instituts von 1903 – 1955.

Unter ethnologischer Forschung stellt man sich heute den teilnehmend beobachtenden Wissenschaftler vor, der alleine oder zu zweit engagiert und sich an die lokalen Lebensbedingungen anpassend den kulturellen Kontext einer außereuropäischen Gesellschaft ergründet. Die Forschenden der 20er und 30er Jahre reisten wie noch zur Kaiserzeit in großen Gruppen – Lehrer und Schüler – mit einer langen Wagenkolonne durch die afrikanischen Regionen. Auf den europäischen Lebensstil wurde kaum verzichtet; man arrangierte sich mit Zelten, Feldbetten und einheimischen Trägern und Bediensteten. Erst seit den 50er Jahren konfrontierte man sich mit der Fremde in kleinen Gruppen oder alleine und der koloniale Gestus verschwand zusehends. Aber in den 20er und 30er Jahren war auch die Zeit, in der Völkerkundler sich nicht mehr damit begnügten, ihre Theorien vom heimischen Schreibtisch aus, auf den Berichten von Kolonialbeamten und Missionaren basierend, zu entwickeln, ohne die Menschen und Länder jemals kennengelernt zu haben. Man sammelte Märchen und Legenden und beobachtete Riten jetzt direkt vor Ort.

Auch wenn sich Leo Frobenius und seine Schüler von kolonialistischer und politischer Vereinnahmung nicht freimachen konnten, gehörte Frobenius zu den ersten Afrikaforschern, der die Afrikaner und ihre Kultur als gleichwertig betrachtete und den Europäern ein neues, empirisch fundiertes Afrikabild vermittelte. Er postulierte eine Abkehr von der eurozentrischen Sichtweise. Dies setzte er nach 1933 fort, auch wenn er sich mit nationalsozialistischen Funktionären arrangierte und der deutschen Nation unter den gleichwertigen Kulturen eine »Titelrolle« bei der europäischen Zukunftsgestaltung einräumte. Leo Frobenius verstarb 1938 und seit 1946 trägt das Institut seinen Namen.

Die Ausstellung umfasst 12 Schwarzweißfotografien von 1926 bis 1938 aus dem Archiv des Frobenius-Instituts. Sie wurde von Susanne Schröter unter Mitwirkung von Studierenden des Instituts für Historische Ethnologie in Frankfurt am Main zusammengestellt. Peter Steigerwald reproduzierte die Bilder.