Thule, die nördlichste Ortschaft in Grönland, war bis 1937 Niemandsland. Vordem 18ten Jahrhundert, als die ersten Weißen Thule erreichten, bestand der einzige Kontakt zu anderem Menschen nur mit den Inuit der gegenüberliegenden kanadischen Küste. Nach und nach kamen die ersten “Gäste”: Walfangflotten aus England und Holland, Geologen, Kartographen, Anthropologen, Ethnologen, Abenteurer und Kolonialisten. Alle wurden sie bei ihren epochemachenden Entdeckungsreisen gastfreundlich von den Inuit von Thule aufgenommen und von ihnen auf den Expeditionen als Führer begleitet. 1953 war der Moment erreicht, an dem es für die Inuit von Thule zu spät war, ihre Gastfreundschaft noch einmal zu überdenken, denn die dänische und amerikanische Regierung hatten vereinbart, daß bei Thule eine amerikanische Militärbasis errichtet werden soll. Die Dorfbewohner wurden zu einem 180km entlegenen Ort umgesiedelt.
Dort erobern neue Fremde den Lebensraum der Inuit: Kanadische Öl- und Gasgesellschaften stören mit ihren Tankerflotten den hochsensiblen Lebensraum der Wale, von deren Jagd die nördlichen Inuit wirtschaftlich vollkommen abhängig sind. Sie selbst jagen die Wale in den wenigsten Fällen mit Motorbooten, sondern benutzen dazu die geräuscharmen Kajaks.
Die Ölgesellschaften fordern, daß Eisbrecher ihren Tankern den Weg freiräumen. Das bedeutet für die Inuit, daß sie sich auf den endlosen Eisflächen nicht mehr mit ihren Schlitten fortbewegen können und so keinen Zugang zu ihren entlegenen Jagdrevieren mehr haben. Internationale Tierschützer, die den Inuit den Mord an Robben und Walen vorwerfen, treten so in eine merkwürdige Allianz mit den Ölgesellschaften, die das zukünftige Überleben von Menschen der Arktik bedrohen.
Die Inuit sind Jäger - aber auch die wahren Kenner des arktischen Naturraums und seines ökologischen Gleichgewichts.
“Inughuit” zeigt die Dorfbewohner Quanaaks in einer Übergangszeit. Schamanismus und Jesus, Action-Videos und traditionelles Geschichtenerzählen koexistieren nebeneinander. Die Inuit aus dem Thule-Distrikt wollen an den “Segnungen” der modernen Welt teilhaben aber nicht mit ihren Krankheiten und Schattenseiten konfrontiert sein. Sie ziehen es vor, die Probleme der westlichen Welt aus einer Distanz zu beobachten - mit einem gewissen Erstaunen und manchmal mit viel Gelächter.