PARADISE BENT, BOYS WILL BE GIRLS IN SAMOA

Verkehrtes Paradies: In Samoa werden Knaben zu Mädchen 

PARADISE BENT ist einer der ersten Filme über die samoanischen Fa’afafine, männliche Kinder, die als Mädchen erzogen werden. Er zeigt auf, dass es in vielen großen samoanischen Familien eine oder zwei Fa’afafine gibt, die nicht nur akzeptiert, sondern sogar geschätzt werden. In Interviews mit Fa’afafine, mit samoanischen Ältesten, Akademikern und weiteren Samoanern und Samoanerinnen beleuchtet der Film die Konstruktion von Gender-Identität sowie die Transformation von Gender-Traditionen unter dem Einfluss von globalem Kapitalismus und kulturellem Tourismus. PARADISE BENT zeigt auf, wie heutige Fa’afafine sich verwestlichen, wie sie sich von der Familiengemeinschaft entfernen und sich vermehrt als “transgender” verstehen. Der Film setzt sich mit Fragen auseinander, die diesen Wandel, die persönlichen Probleme und Freuden sowie sich verändernde Identitäten betreffen. 

Heather Croall gründete 1993 die Produktionsfirma ReAngle Pictures. Seither hat sie in vielen Bereichen der Recherche und Produktion zu Dokumentarfilmen gearbeitet. Ihre Filme sind meist sehr persönlich und humorvoll und erzählen Geschichten von Menschen, die gegen den Strom schwimmen. Filme: THE DESERT SURFER (1992); DISASTER ON YOUR DOORSTEP (1994); IMPERIAL CROWNINGS (1994); UNICEF SOUTH PACIFIC DOCUMENTARY (1995); HERD OF COWS (1998); PARADISE BENT (1999).

O TAMAITIDIE KINDER

In ihrem Film O TAMAITI beschreibt Sima Urale die Schwierigkeiten polynesischer Einwanderer in Aotearoa (Neuseeland). Vor dem kulturellen Hintergrund ihrer samoanischen Abstammung beleuchtet die Autorin Probleme, die sich aus finanzieller Not und dem schwierigen Leben zwischen zwei Kulturen ergeben. O TAMAITI, übersetzt DIE KINDER, erzählt aus der Sicht von Kindern, die die Aufgaben der Erwachsenen übernehmen müssen, weil unregelmäßige Gelegenheitsarbeiten und andere Verpflichtungen der Eltern das traditionelle Familiengefüge zerreißen.
Preise: Silberner Löwe, Filmfestival Venedig, 2003 

Sima Urale, geboren 1968. Als Sechsjährige emigriert sie mit ihren Eltern von Savaii in Samoa nach Neuseeland. Sie beginnt ihre Karriere als Schauspielerin, beschließt aber nach nur zwei Jahren sich als Filmemacherin zu profilieren. Sie emigriert nach Australien, um in Melbourne Film zu studieren. Filme: O TAMAITI (1996); VELVET DREAMS (2003).

MOANA: A ROMANCE OF THE GOLDEN AGE

Eine Liebesgeschichte aus dem goldenen Zeitalter 

Stummfilm mit Musikbegleitung von Günter A. Buchwald

Beeindruckt vom durchschlagenden Erfolg von NANOOK OF THE NORTH, Flahertys erstem Dokudrama in Spielfilmlänge, bestellte “Paramount Pictures” eine vergleichbare Darstellung vom Leben auf Samoa. Obwohl Flaherty über keine Südseeerfahrungen verfügte, nahm er den Auftrag an und produzierte schließlich trotz vieler Schwierigkeiten MOANA: A ROMANCE OF THE GOLDEN AGE. Beim Publikum kam das Werk nicht an, aber für diesen Film prägte der britische Filmkritiker John Grierson den Terminus “documentary”.

Für die Produktion von MOANA lebte Robert Flaherty zwei Jahre unter den Südseeinsulanern. Diese Erfahrung beschrieb er später als die wichtigste seiner Karriere. Er ließ sich mit seiner Familie auf der samoanischen Insel Savaii nieder, wo er eine kalte Quelle in einer großen Höhle entdeckt hatte, in deren Wasser er seine Negative entwickeln konnte. Flaherty hielt nach Elementen von Konflikt und Kampf Ausschau, von denen er nach seinen Erfahrungen mit NANOOK glaubte, sie seien unerlässlich zur dramaturgischen Darstellung des wirklichen Lebens. Er suchte lange und erfolglos, denn auf Savaii fanden sich keine Anzeichen eines filmisch umsetzbaren Kampfes um Nahrung und Unterkunft. Die Flahertys entschieden, ihr Film müsse “Fa’a Samoa”, das komplexe Geflecht von Sitte, Zeremonien und Tabu, das dem sozialen Leben auf Samoa zu Grunde liegt, wiedergeben. In diesem Sinne folgte Flaherty der lokalen Realität und präsentierte eine dramatische Geschichte von Samoanern, die sich, frei vom anstrengenden Kampf mit der Natur, selbst 17 Schmerzen zufügen, um ihre Männlichkeit zu beweisen. MOANA erreicht seinen Höhepunkt mit der Darstellung der traditionellen Tattooierung vom Knie bis zum Nabel, dem Übergangsritual vom Knaben zum Mann. 

In MOANA traf Hollywood auf die Ethnologie und schuf eine cinematographische Referenz für das entstehende Genre der Südsee-Filme. 

Robert J. Flaherty, geboren 1884. Als Sohn eines Bergbauprospektors wurde Flaherty schon als Kind auf Expeditionen in den kanadischen Norden mitgenommen. Von 19101916 arbeitete er für Sir William McKenzie, den Erbauer der Canadian Northern Railway, auf verschiedenen Expeditionen als Experte. McKenzie soll ihn zum Filmen angeregt haben. 1922 erschien sein erfolgreiches Erstlingswerk NANOOK OF THE NORTH, durch den das Genre des ethnografischen Films nachhaltig geprägt wurde. Flaherty ist 1951 gestorben. Filme: NANOOK OF THE NORTH (1922); MOANA (1926); WHITE SHADOWS ON THE SOUTH SEAS (1928, Codirector W.S.Van Dyke); TABU (1931, Codirector F.W.Murnau); MAN OF ARAN (1934); ELEPHANT BOY (1937); THE LAND (1942); LOUISIANA STORY (1948).