“Mary Akatsa ist Prophetin und Heilerin in einer der zahlreichen unabhängigen afrikanischen Kirchen Kenias. Dreimal in der Woche hält sie am Rand Nairobis einen Gottesdienst ab, in dem sie Heilung bringt. Sie heilt Trunksucht, Arbeitslosigkeit, Untreue, Geldmangel, Unfruchtbarkeit und Aids. Ihre Darbietung zieht über tausend Menschen an, die aus den Slums von Nairobi und anderen Regionen Kenias hier zusammenkommen” (Heike Behrend)
Auch dieser Film hat eine geschlossene, in eine symmetrische Komposition eingebettete Struktur. Zu Beginn sieht man, wie Menschen in die open air-Kirche Mary Akatsas strömen, am Ende - vom selben Standpunkt und aus derselben Perspektive aufgenommen - wie sie diese wieder verlassen. Doch ganz im Gegensatz zu Jean Rouch bevorzugt Heike Behrend eine ruhige, zu den gefilmten Personen Distanz wahrende Kamera und eine kühle, karge Montage. Sie stellt die Auftritte, das Wirken und die ekstatische Kommunikation der Prophetin mit Gott und dem Publikum in langen, starren Sequenz-Einstellungen aus leichter Untersicht dar. Nur gelegentlich bewegt sich die Kamera, meist minimal, sie verbleibt überwiegend im Bereich der Totalen bis Halbtotalen, verzichtet radikal auf voyeuristische Groß-und Nahaufnahmen. Diese bewußte Vorführung der filmischen Begrenzungen auf visueller Ebene wird auf der Ebene des Tons und der Montage wiederholt, verstärkt. Heike Behrend vermeidet eine Erklärung des Geschehens. Der Film hat keinen Kommentar, sparsam eingesetzte Schrifttafeln gliedern das Bildmaterial. Vor den Beginn einer Sequenz gesetzt, bestimmen sie knapp die Personen der Handlung, Ort, Zeit und Inhalt der gezeigten Ereignisse. Diese Zwischentitel schaffen Diskontinuität, unterbrechen den Fluß der Bilder. Rede, Gebet und Gesang werden in Untertiteln zusammengefaßt und übersetzt, wobei der selektive Vorgang des Übersetzens als bewußte Auswahl im Sinne der Verdichtung oder der Auslassung erkennbar wird. Derartige filmische Verfahrensweisen produzieren eine Ästhetik der Strenge, der Konzentration durch Reduktion. Diese Ästhetik ist der Rouch’schen diametral entgegengesetzt, doch in einem Punkt treffen sich beide Autoren. Heike Behrend sagt über ihren Film: “Es kam uns darauf an, im Sinn zu bewahren, daß unsere Aufzeichnung nur die äußere Wirklichkeit erfaßt und daß wir vor einer uns fremden Beziehung von innerer und äußerer Wirklichkeit stehen. Nach dieser Beziehung soll der Film Fragen stellen.” (Sylvia M. Schomburg-Scherff)