One World in Relation
Edouard Glissant (1928-2011) wurde als Nachkomme schwarzer Sklaven auf Martinique geboren. In seinem großen literarischen Werk setzte er sich mit den Beziehungen zwischen den Kulturen auf seiner Insel auseinander, die karibisch, französisch, afrikanisch und asiatisch geprägt ist. Er nahm diesen Mikrokosmos auch als Modell für seine Theorien über ein Zusammenleben der verschiedenen Kulturen auf der Welt.
Glissant hat als einer der ersten schon vor vierzig Jahren Grundsätze zu einer kulturellen Globalisierung formuliert, die er positiv sah, und damit die Auffassung von einem „Kampf der Kulturen“ (Clash of Civilizations) kritisiert. Einige seiner Gedanken gehören inzwischen zum Allgemeingut einer aufgeklärten Diskussion über Transkulturalität, sei es, dass die Vielfalt vorzuziehen sei vor dem Einen Wahren (des westlichen Denkens) oder dass es zwischen den Kulturen ein Recht auf Differenz geben sollte, also dass man Unterschiedlichkeiten akzeptieren kann.
Er hat seine Kulturkritik fortlaufend entwickelt und viele weitere Ideen zum Verhältnis zwischen Nord und Süd, zu Migration, Identität und auch zu den Ängsten geprägt, die mit der Globalisierung einhergehen.
Der 2011 Verstorbene ist in der frankophonen Welt eine Größe, im anglophonen Raum von Intellektuellen sehr geschätzt, in der deutschen Öffentlichkeit bisher nur wenig bekannt.
Zu seinem 30jährigen Bestehen möchte das FIFO diesen Denker der Weltkulturen aus der Perspektive des Südens präsentieren. Dies geschieht mit Auszügen aus dem Film von Manthia Diawara:
EDOUARD GLISSANT – UN MONDE EN RELATION (One World in Relation, USA 2010), mit einer Einführung und Erläuterungen von Beate Thill. Außerdem sollen in einem Gespräch mit Dr. Miriam Nandi, Autorin zweier Monographien sowie zahlreicher Aufsätze über postkoloniale Theorie, einzelne Aspekte des Films vertieft werden.
Dr. Miriam Nandi, Englisches Seminar der Universität Freiburg;
Beate Thill, Literarische Übersetzerin, die von 1983 bis zu seinem Tod mit Edouard Glissant zusammenarbeitete.
In Kooperation mit dem Centre Culturel Français Freiburg und der Universität Freiburg.