Fotoausstellung

9 May - 20 June 1999 Adelhausermuseum    Natur- und Völkerkunde

HOHE ZEITHOCHZEIT

Fotografien von Gior­gio von Arb, Zürich

»Im Stadthaus von Zürich wird an streng belegten Werk- und Sam­sta­gen durch­schnit­tlich alle sieben Minuten ein Paar getraut. Es han­delt sich dabei um die Zivil-Trau­ung, an die anschließend nicht zwin­gend die kirch­liche Trau­ung folgen muß und auch nicht immer ein Fest. Ver­heiratet wird in einem bürokratisch geschmück­ten Raum mit einem star­ren Ritual, die nahe Ver­wandtschaft und die Trauzeu­gen sind in diesem Raum mit anwe­send, weit­ere Gäste warten in der Galerie, draußen vor der Tür. Die Trau­ung krönt quasi auch das admin­is­tra­tive Vor­spiel, welch­es diesem Akt vor­ange­ht und während der die Berech­ti­gung zur Eheschließung abgek­lärt wird. Dieses Ver­fahren nimmt mehrere Wochen in Anspruch.

Am 24. und 25. Januar 1997 habe ich auf der Galerie vor dem Trauz­im­mer ein mobiles Foto­stu­dio instal­liert und jedes Paar, das in ein Bild eingewil­ligt hat, unmit­tel­bar nach seiner Trau­ung fotografiert. Wo es sich ange­boten hat, bildete ich auch Trauzeu­gen oder Ver­wandte des Braut­paares ab. Die Abfolge dieser Por­trait-Sequenz entspricht der Folge der Ver­mäh­lun­gen jener beiden Tage, es fehlen die Bilder von drei Paaren, die sich nicht fotografieren ließen. Die Real­ität hinter diesen Bildern zeigt, wie selb­stver­ständlich auf indi­vidu­eller Ebene die Glob­al­isierung unser­er Welt voran­schre­it­et und mit welchem Mut Männer und Frauen von unter­schiedlich­stem Hin­ter­grund einan­der zu begeg­nen gewil­lt sind. Die in der Schweiz auf über vierzig Prozent laufende Schei­dungssta­tis­tik dürfte diesem Mut wohl ernüchternd ent­ge­gen­ste­hen.« (Gior­gio von Arb, 1.4.99)

Gior­gio von Arb, 1952 in Zürich geboren, 1968-1971 Aus­bil­dung zum Kauf­mann, 1972 erste fotografis­che Arbeit­en, 1977-1982 Aus­bil­dung zum Fotografen an der Schule für Gestal­tung Zürich, seit 1981 Lehrtätigkeit für Fotografie am selben Insti­tut, seit 1982 freier Fotograf mit Haupt­gewicht Mag­a­zin-Jour­nal­is­mus und PR-Doku­men­ta­tio­nen, zahlre­iche In- und Aus­lands-Reporta­gen, diverse Ausstel­lun­gen im In- und Aus­land, 1976, 1982 und 1986 Eid­genös­sis­ches Stipendi­um für ange­wandte Kunst, 1992 Werk­beitrag des Bun­de­samtes für Kultur, seit 1988 Buch-Autor/Mi­tau­tor: u.a. ‚Leute am Grab­ser­berg’ (1988), ‚Por­traits aus Liecht­en­stein’ (1989), ‚heim! – Streifzüge durch die Heim­land­schaft’ und ‚Freiburg/Fribourg – ein Stadt­por­trait’ (1991), ‚Fab­rikZeit- Spuren­sicherung auf dem Sulzer-Areal Winther­tur’ (1992), ‚Kloster­leben- Klausur- Frauen­klöster in der Ostschweiz’ (1993), ‚Davos – Profil eines Phänomens’ (1994/1997), ‚Zürich – Ein Foto­por­trait’ (1997, Mither­aus­ge­ber und Autor Buch + Ausstel­lung im Kun­sthaus Zürich), ‚Volks­fröm­migkeit in der Schweiz’ (1999), seit 1991 diverse Kün­stler­mono­grafien (vor­wiegend Eisen­plas­tik­er), seit 1996 Pro­gramm­leitung für ‚Fotografie am Bau – Pro­jek­te im öffentlichen Raum’.

Die Fotografien von Gior­gio von Arb sind vom 9. Mai bis 20. Juni 1999 im Adel­hauser­mu­se­um Natur- und Völk­erkunde, Ger­ber­au 32, 79098 Freiburg, ausgestellt.