SUDAN, REMEMBER US

April 2019, im Sudan putscht das Militär und stürzt den langjährigen Machthaber Omar Al-Bashir. In Folge gehen Tausende junge Menschen gegen das Regime in Khartum auf die Straße. Sie kämpfen für ein freieres, selbstbestimmtes Leben in einem neuen demokratischen Sudan.

In der Euphorie dieser Tage findet die Filmemacherin Hind Meddeb ihre Bilder der Revolution. Sie trifft auf junge Aktivist*innen, wie Shajane, Maha, Muzamil u.a. die nach 30 Jahren Diktatur für eine zivile Regierung kämpfen und dafür alles riskieren. Sie sind laut und sie sind kreativ. Sie erheben ihre Stimmen und erinnern an die Dichter*innen des Sudan und ihre Poesie der Menschlichkeit und Gerechtigkeit. In der Montage werden Meddebs Bilder zu einem kollektiven Portrait des sudanesischen Frühlings von 2019.

Sechs Wochen später, Anfang Juni eröffnet das Militär erstmals das Feuer auf die Demonstrierenden. Die Bilder aber können Gewehrsalven nicht töten.

Hind Meddeb (*1978) ist zwischen Frankreich, Marokko und Tunesien aufgewachsen. Vom Journalismus wechselte sie in den Dokumentarfilm und drehte u. a. zwei abendfüllende Filme über den arabischen Frühling aus der Perspektive der Jugend.

KHARTUM

Ein Kollektiv der Sudan Film Factory begann 2022 mit einem Projekt, verschiedene Menschen in Sudans Hauptstadt zu porträtieren, initiiert von dem Briten Phil Cox (Native Voice Films). In der Aufbruchstimmung nach Absetzung des Diktators entstanden Alltagsszenen mit zwei Straßenjungs, einer Teeverkäuferin, einem Aktivisten und einem Angestellten. Mit Ausbruch des Krieges verließen alle das Land.

Die Filmcrew entwickelte dann einen ungewöhnlichen Weg, das Filmprojekt weiterzuführen. In einem Studio erzählen Lokain und Wilson, Khadmallah, Jawad und Majdi vor einem Green Screen ihre Fluchterfahrungen und schildern ihre jetzige Lage, im Dialog mit dem Filmteam. Der kollektive Prozess im Studio wird sichtbar – inklusive Szenen der Anteilnahme bei der Erinnerung an die traumatischen Ereignisse. Mit originellen tricktechnischen Mitteln werden die Reenactments mit Archivaufnahmen, dokumentarischen oder traumartigen animierten Bildern hinterlegt. Der Film vermeidet Opfergefühle und versucht, der Sehnsucht nach einem friedlichen Sudan Ausdruck zu verleihen.

KHARTUM beeindruckt in seinem partizipatorischen Ansatz, der sich auch nach Fertigstellung fortsetzt, indem Rawia Alhag die beiden Straßenkinder weiterhin betreut.

Anas Saeed began working as a video journalist for independent media organisations and focuses on human rights issues affecting marginalised communities in Sudan.

Rawia Alhag comes from a background in theatre. Her work focuses on women’s and children’s issues of Sudanese people both within their communities and in the diaspora. OUT OF COVERAGE (2024, short film).

Ibrahim Snoopy born in Beirut in 1992, is a filmmaker and founder of the production company In Deep Vision, Khartoum. He has made several award-winning short films and also directed music videos and commercials. Since 2019 he is supporting filmmakers through multi-discipline workshops, consultation and mentorship. JOURNEY TO KENYA (2021), SEROTONIN (2022).

Timeea M Ahmed is a director, editor and producer and his work focuses chiefly on the culture and struggles of Sudan. Short films: SADDARI (2023), IS IT WAR? (2024).

Phil Cox is the co-director of award-winning indie film collective Native Voice Films since 1998 and has directed and shot over 30 films for TV and cinema. His recent cinematic features as director/writer are THE BENGALI DETECTIVE (2011), LOVE HOTEL (2014), BETTY THEY SAY I’M DIFFERENT (2018), THE CLEANER (2020), THE SPIDER-MAN OF SUDAN (2022). He received international awards for his work in Sudan since 2004. Phil also teaches and lectures around the world.