THE INNER TOUR

THE INNER TOUR, eine israelisch-palästinensische Koproduktion, beschreibt die Reise einer Gruppe von Palästinensern aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen durch Israel. Die Teilnehmer dieser Besichtigungsreise erkunden ein Land, das für sie verlorene Heimat und zugleich Besatzungsmacht ist. Der Film stellt Geschehnisse zusammen, die auf den einzelnen Stationen dieser Reise gefilmt wurden. Er versucht, ein menschliches, politisch differenziertes Bild der Palästinenser und ihrer Erfahrungen zu vermitteln und – durch die Augen der Reisenden – einen anderen Blick auf Israel zu werfen. 

Dieser Film besteht aus ganz anderem Material als jene Bilder vom nahöstlichen Schauplatz, die wir dieser Tage in den Medien sehen müssen. Durch das Fenster des Reisebusses erhalten die Zuschauer die Gelegenheit zu einem Blick auf die palästinensische Gesellschaft, der komplexer ist als die Bilder von Massendemonstrationen, von Steinewerfern und Begräbnissen, die in Aufstände ausarten. Der Film handelt von einem Augenblick der Freiheit und spricht zugleich von einer langen Gefangenschaft. Er verwendet eine visuelle Metapher, nämlich die des Touristen als staatenlosem Ausländer und Emigranten, um einem Volk, das sich in eine unsichtbare Masse verwandelt hat, einen Spiegel vorzuhalten. 

Am Ende der dreitägigen Reise voller angenehmer Eindrücke, schwieriger Begegnungen und Wechselbädern der Gefühle versuchen die Teilnehmer dieser »Reise ins Innere«, das Gesehene, ihre Impressionen und Empfindungen zu verarbeiten. Vielleicht wird diese Reise niemals wirklich Jerusalem erreichen, und Jerusalem wird immer die ferne »Stadt auf den Hügeln« bleiben. 

Ra’anan Alexandrowicz, geb. 1969 in Jerusalem, schloss 1996 sein Studium an der Filmschule Sam Spiegel in Jerusalem ab. Filme: SELF CONFIDENCE Ltd. (1996); ANSAR (1998); THE FAR SIDE OF THE TRACKS (1999); MARTIN (1999).

DIVINE INTERVENTION

Nazareth ist eine ganz normale Stadt im Nahen Osten, wo arabische Nachbarschaft vom alltäglichen Streit der Eigenbrötler, Spinner und aggressiven Querulanten geprägt ist. Was der eine baut, wird vom anderen in einer ständigen, fast neurotischen Wiederholung zertrümmert, wo der eine sät und ackert, verstreut der andere immer wieder hartnäckig seinen Müll. Noch hoffnungsloser ist das Verhältnis zu den Israelis: Der Regisseur Suleiman spielt einen Jerusalemer, der seine Liebste aus Ramallah nur an einem Checkpoint vor der Stadt treffen kann. Dabei beobachten sie die alltäglichen Schikanen und den Wahnsinn an einer absurden Grenze im Niemandsland. Surreal, absurd, bissig, satirisch, aber auch zutiefst traurig sind die Momente, die der 49 Regisseur Elia Suleiman bei seinem Spielfilm über den palästinensisch-israelischen Konflikt beschreibt. Für diesen ersten palästinensischen Film überhaupt auf dem Filmfestival in Cannes erhielt Suleiman den “Prix du Jury”, während die Oscar-Akademie ihn mit der Begründung ablehnte, er stamme aus Palästina, und dies sei kein “rechtmäßiger Staat”. 

Elia Suleiman wurde 1960 in Nazareth geboren. Von 1981 bis 1993 hat er in New York studiert und gearbeitet, u.a. als Lehrbeauftragter an Universitäten, Kunstinstituten und Museen. 1994 zog er nach Jerusalem, um im Auftrag der Europäischen Kommission das Medien und Film Institut an der Bir Zeit Universität aufzubauen. Seit Ende der 90er Jahre lebt und arbeitet Suleiman in Paris. 

Sein erster Spielfilm DIE CHRONIK DES VERSCHWINDENS erhielt 1996 bei den Filmfestspielen in Venedig den Preis als bester Film. Filme: INTRODUCTION TO THE END OF AN ARGUMENT (1991); HOMMAGE BY ASSASINATION (1992); CHRONICLE OF A DISAPPEARANCE (1996); THE ARAB DREAM (1998); CYBER PALESTINE (1999).

TICKET TO JERUSALEM

Jaber und Sanah leben in einem Flüchtlingslager bei Ramallah. Hier arbeitet Sanah für den palästinensischen Rettungsdienst. Ihr Ehemann Jaber hat sich einen ganz besonderen Job ausgedacht, um aus der bedrückenden Situation vor Ort etwas zu machen. Er betreibt ein Wanderkino für die Kinder in den Flüchtlingslagern von Ramallah, Gaza und West-Bank. Kein einfaches Unternehmen, denn der palästinensische Filmvorführer hat mit seinem voluminösen Kinoprojektor und den schwergewichtigen Filmrollen jeden Tag zahlreiche israelische Kontrollpunkte zu überwinden. Das kostet Zeit, Nerven, Geduld und ist nicht immer ungefährlich. Rashid Masharawis fiktiver Dokumentarfilm erzählt mit Poesie und Realismus von palästinensischen Lebensbedingungen; (“Das hier sieht aus wie ein richtiger amerikanischer Action-Film”), so kommentiert Jabers Mechaniker auf einer ihrer Kinotouren die Präsenz israelischer Panzer und Straßensperren) und vom Glauben an die utopische Kraft eines Kinos jenseits der Alltagsszenerie eines Belagerungszustands. 

Rashid Masharawi, geb. 1962 im Flüchtlingslager Shati im Gaza-Streifen. Er ist der einzige Filmemacher, der in den 80er und 90er Jahren in Palästina arbeitete und das Leben in den Lagern in Dokumentar- und Spielfilmen beschrieben hat. 

Masharawi ist Preisträger mehrerer europäischer Filmfestivals und drehte für die BBC und Channel 4. Trotz der schweren äußeren Bedingungen lebt Masharawi heute in Ramallah. Sein Thema sei das Leben in Palästina, sagt er selbst, und das könne er nur dokumentieren, wenn er in seiner Heimat bleibt. Filme u.a.: TRAVEL DOCUMENT (1986); LONG DAYS IN GAZA (1991); INTIZAR (1995); HAIFA (1995); TENSION (1998); OUT OF FOCUS (2000); SEASON OF LOVE (2001); LIVE FROM PALESTINE (2001).

RANA’S WEDDING

Die junge Rana wacht eines Morgens auf und bekommt von ihrem Vater ein Ultimatum gestellt: Entweder sie heiratet binnen 10 Stunden einen Mann der Wahl ihres Vaters, den sie sich von einer Liste aussuchen kann, oder sie geht mit dem Vater nach Ägypten, wo sie dann studieren soll. Entschlossen, den Mann zu heiraten, den sie liebt, begibt sich Rana auf eine abenteuerliche Reise durch israelische Checkpoints und Straßensperren, um ihren Liebsten Khalil zu finden. Die Hochzeit muss bis vier Uhr am Nachmittag vollzogen sein… 

Es geht um den Albtraum einer Stadt, in der ziviles Leben ein permanenter Kraftakt ist, um die Wut einer ganzen Generation, die in diesem Krieg ihre so genannten besten Jahre verliert, und um die Hoffnungslosigkeit, das alles zu hassen, ohne etwas ändern zu können. Der Nahostkonflikt, gesehen mit den Augen eines verliebten arabischen Backfischs – manchmal braucht es im Kino einen Zoom, damit der Blick auf die Totale frei werden kann.” (Die Zeit) 

Hany Abu-Assad wurde 1961 in Nazareth geboren. Zum Studium in Flugzeugbau ging er nach Amsterdam. Anfang der 90er Jahre hat er zusammen mit Rashid Masharawi Ayoul Film aufgebaut, wo er lange als Produzent arbeitete. 1992 drehte er seinen ersten Film. In den Niederlanden wurde er mit seinem Langspielfilmdebüt DAS 14TE HÜHNCHEN zum Star. Seit 2000 lebt und arbeitet Hany Abu- Assad in Ost-Jerusalem. Filme: PAPER HOUSE (1992); DAS 14TE HÜHNCHEN (1998); NAZARETH 2000 (2000); RANA‘S WEDDING (2002); FORD TRANSIT (2003).

SALT OF THE SEA

Die 28-jährige Soraya reist von Brooklyn, wo sie aufgewachsen ist, zum ersten Mal in die Heimat ihrer Vorfahren, nach Palästina. Bei ihrer Ankunft ist Soraya noch voller Zuversicht, doch nach und nach wird sie von der Realität in Palästina eingeholt. Allein der Versuch in Ramallah das Geld ihrer Großeltern, die 1948 flüchten mussten, vom eingefrorenen Konto abzuheben, scheitert. Sie trifft Emad, einen jungen Palästinenser. Während Soraya davon träumt, sich in Palästina niederzulassen, möchte Emad, der nur das Leben unter der Besetzung kennt, nichts wie weg. Beide sind es leid, unter dem Zwang der Verhältnisse zu leben. Unverhofft treten Soraya und Emad eine Reise durch unbekannte Landstriche Palästinas und Israels an. 

Annemarie Jacir hat bereits mit ihren Kurzfilmen Aufsehen erregt. In ihrem ersten Spielfilm SALT OF THIS SEA lädt sie uns zu einer verrückten Reise durch eine Region ein, die ihren Figuren eigentlich verschlossen wäre, weil Freiheit dort ein Fremdwort ist. Ihr Roadmovie führt uns durch Palästina und lässt uns andererseits eintauchen in die Geschichte von Jacirs Heimat. 

Der Film ist atmosphärisch dicht und berührend. Wo der Welt die Worte fehlen, hat Annemarie Jacir starke Bilder zur menschlichen Sehnsucht nach Freiheit gefunden. (trigon film) 

Annemarie Jacir, 1974 in Bethlehem geboren, wächst bis zu ihrem 16. Lebensjahr in Saudi Arabien auf. Ihre Ausbildung erhielt Jacir in den USA. Ihre Gedichte und Erzählungen sind in zahlreichen literarischen Zeitschriften und Anthologien erschienen. Seit 1994 ist sie im Filmbereich tätig und lebt inzwischen in Jordanien. Vom Film Comment Magazine wurde sie als eine der 25 New Faces des unabhängigen Kinos gelistet; ihre Filme wurden in Cannes, Venedig, Locarno und Berlin gezeigt.