ARLIT ist ein langsamer Film. Ruhig, ohne Hektik und mit Liebe zu kleinen Details zeigt er Bilder aus einer staubigen, öden Stadt in Nigeria, einer fremden Welt, in der nur die wenigsten Menschen Arbeit haben, seit die große Uranmine vor der Stadt nicht mehr Gewinn bringend ist. Arlit ist eine verschwindende Stadt, eigentlich schon eine verschwundene Stadt. Das “schöne Arlit”, jenes, das zu den Hochzeiten des Uranbergbaus existiert hat, in dem jeder Arbeit hatte, viele Europäer wohnten und das von vielen Afrikanern als jenes “zweite Paris” bezeichnet wurde, existiert nur noch in der Erinnerung. Schon die Kellnerinnen, die nichts zu tun haben, weil niemand ihr Lokal besucht, und sie auch gar nichts haben, was sie verkaufen könnten, kennen jenes Arlit nur noch aus Erzählungen. Trotzdem sind sie aus Togo hierher gereist und bleiben - aus welchen Gründen auch immer.
ARLIT ist ein Film über innerafrikanische Migration, über Massenarbeitslosigkeit und die unglaubliche Skrupellosigkeit, mit der die radioaktive Vergiftung der Bevölkerung in Kauf genommen und verleugnet wird. Der alte Issa, jener Mann, dem dieser Film gewidmet ist, und mit dem Mora-Kpai nach Arlit zurückkehrte, ist zwei Wochen nach Beendigung der Dreharbeiten an Lungenkrebs gestorben.
Idrissou Mora-Kpai, 1967 in Benin, Westafrika, geboren. 1994 Studium an der Hochschule für Film- und Fernsehen ‘Konrad Wolf’ in Babelsberg. Filme: SI-GUERIKI; LA REINE-MÈRE (2002); ARLIT, DEUXIEME PARIS (2005).