NO MORE BOUND FEET

Es war Chen Xuelis und Li Jianqings Idee, mit ihrem Film die derzeitige soziale und ökonomische Situation auf dem Lande in China zu dokumentieren. Hierzu konzentrierten sie sich hauptsächlich auf die saisonalen Arbeiten in Chen Xuelis Heimatdorf, Xiangshuiba, im Kreis Lulian, Yunnan. Die Haupterwerbstätigkeiten in diesem, von geographischen Umständen begünstigten Dorf – es liegt genau an einer Flussbiegung des Persflusses (Zhujiang) – sind das saisonale Sammeln von Pilzen, der Fischfang und das Ausbaggern von Flusssand, der heute in China dringend zur Zementherstellung gebraucht wird und starke Abnahme findet. Das Sammeln von Pilzen wird von Frauen erledigt, während die Männer meist fischen. Das Ausbaggern und Abtransportieren des Sands wird von beiden Geschlechtern gemeinsam ausgeübt.

Um jedoch die Geschlechterverhältnisse und vor allem die soziale Rolle und den Status der jüngeren und älteren Frauen in dieser dörflichen Gesellschaft besser zu beschreiben, entschieden sich Chen Xueli und Li Jianqing, eine Hochzeit, die in Chen Xuelis Familie stattfand, zu dokumentieren und ein Portrait der weiblichen Dorfbevölkerung zu zeichnen. Sowohl die Geschlechterpositionen wie die Geschlechterbeziehungen beginnen sich im heutigen China langsam zu wandeln, trotzdem ist gerade in letzter Zeit die Rolle der jüngeren Frauen auf dem Lande äußerst prekär. Angezogen von den Verlockungen der Großstädte und immer noch eingebunden in traditionelle Verhaltens- und Denkmuster, sind diese Frauen psychisch sehr unter Druck geraten.

Chen Xueli (24) und Li Jianqing (23) studieren Visuelle Anthropologie an der Yunnan Universität.