Plaza de la Soledad
Mexiko 2016 | 84 Min. | OmeU
Sa, 27.05.2017 22:30
Am Abend füllt sich der kleine Platz rund um den Brunnen in La Merced, dem Rotlichtviertel von Mexico City. Den Frauen zwischen 50 und 80 Jahren, die hier seit Jahrzehnten ihr Geld verdienen, sieht man ihren harten Beruf auf den ersten Blick nicht an. Angeregt tauschen sie Schönheitstipps aus, machen sich über Kunden lustig und geben sich gegenseitig Lebensratschläge, die allesamt druckreif klingen. Doch folgt man den Protagonistinnen neben Gurkenmasken und Pediküre in ihren Alltag, werden ihre Schicksale vielschichtiger. Esther und Angeles zum Beispiel tauchen immer gemeinsam auf und führen trotz zahlreicher Gewalterfahrungen seit 14 Jahren eine passionierte Liebesbeziehung. Raquel, an die 80, bewahrt durch regelmäßige Tarot-Lesungen und spirituelle Rituale ihre Familie und Freundinnen vor schlechten Einflüssen. Oder Carmen, 68, ist immer noch unsterblich in Carlos verliebt, der gleichzeitig auch ihr Zuhälter sein könnte. Aber eben solche voyeuristischen Details lässt der Film offen.
Über mehrere Jahre begleitete die Fotografin und Filmemacherin Maya Goded die Frauen. Ein Vertrauensverhältnis, das sich im breiten Spektrum zwischen Alltagskomik und harter Arbeit, Existenzängsten und Sehnsüchten offenbart. Plaza de la Soledad meint nicht nur diesen konkreten Platz in La Merced, sondern vielmehr eine emotionale Verfassung, die aus Gewalterfahrungen, Überlebenskampf und Liebessehnsucht eine tiefe Solidarität schöpft.
Maya Goded geb. 1967 in Mexico City, arbeitete als Fotografin v.a. zu Themen wie weiblicher Sexualität, Prostitution und Gender Violence. 1994 veröffentlichte sie ihr erstes Projekt über Afro-Mexikaner „Tierra Negra“. Ihre Fotos und Videoinstallationen wurden international ausgestellt und mit Preisen ausgezeichnet. 2003 erhielt sie ein Guggenheim-Stipendium. Goded publizierte mehrere Bücher u.a. die Fotoserie «Plaza de la Soledad». Filme u.a. UNA REINA A SU GUSTO (2009), AUDACITY: YOUNG LEADERS FROM OAXACA (2016, web doc).