Der Altenpfleger Kuno erhält einen neuen Gast: seinen Vater. In der Abgeschiedenheit des Altersheims kommen sie endlich zum Erzählen. Kuno glaubte immer, sein Vater sei ein Langweiler, ohne Schicksal und ohne Geschichte. Er irrte: Erinnerungsaltlasten aus dem Krieg werden Anstoß für eine Erkundung nationaler und privater Vergangenheit. Es beginnt eine wahnwitzige Reise in die eigenen Abgründe, in deren Verlauf es Kuno in den Kongo verschlägt. Jene zugleich lockende und bedrohliche Ferne, die einst als ‚Herz der Finsternis‘ beschrieben wurde, ist hier aber nicht das Afrika der Ethnologen, sondern eine Welt unbändiger Kinder-und Kolonialphantasien, voller Menschenfresser und uralter Fetische. Widmers Relektüre von Joseph Conrads kolonialem Klassiker ist eine kafkaeske Abrechnung mit den europäischen Phantasien vom ‚dunklen Kontinent‘.
Urs Widmer, geb. 1938 in Basel, lebt als Schriftsteller in Zürich und zählt zu den wichtigsten Gegenwartsautoren der Schweiz. Seit 1968 veröffentlicht er Erzählungen, Essays, Romane, Dramen und Hörspiele. Sein schriftstellerisches Werk wurde mit vielen bedeutenden Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Heimito-von-Doderer-Preis und dem Bert-Brecht-Preis (2001). Die Moderation der Lesung übernimmt der Literaturwissenschaftler Hansjörg Bay (Universität Erfurt).
Eine Veranstaltung von freiburger film forum, Literaturbüro Freiburg, jos fritz Buchhandlung und informationszentrum 3. welt (iz3w).