Fotoausstellung: Afghan Box Camera

26. April - 2. Juni 2017  Centre Culturel Français Freiburg

Afghan Box Camera Project

von Lukas Birk und Sean Foley

Noch bis vor wenigen Jahren wurde auf den Straßen Afghanistans mit einer simplen Art von Kamera fotografiert, der “Kamra-e-faoree“ (Dari für Sofort-Kamera). Generationen von Afghan*innen ließen Passbilder und Portraits mit dieser aus Holz gefertigten Box anfertigen, die Kamera und Dunkelkammer zugleich ist. Unter der Talibanherrschaft war das Handwerk verboten und viele Fotografen mussten ihre Kameras verstecken oder zerstören. Diese faszinierende, im Verschwinden begriffene Fotopraxis haben der Künstler Lukas Birk und der Ethnologe Sean Foley über Jahre hinweg dokumentiert und Portfolios einzelner Fotografen aus Kabul, Mazar-e-Sharif und Herat erstellt. Sie geben einen detaillierten Einblick in ihre Fotopraxis, ihre improvisierten Studios, die liebevolle wie einfallsreiche Konstruktion ihrer Kameras und den analogen Entstehungsprozess der Bilder von der Aufnahme bis zum fertigen Bild. Interessant sind ihre Biographien: schon als Jugendliche waren manche sehr gefragt, weil Familien es vorzogen, das Fotografieren von Frauen eher jüngeren als den erwachsenen Kollegen zu überlassen. Passbilder gehörten zu ihrem großen Geschäft, eine Vielzahl der Positive haben Lukas Birk und Sean Foley zu monumentalen Kollagen zusammengestellt. Daneben zeigt die Ausstellung im CCFF kunstvoll handkolorierte und vergrößerte Abzüge und nicht zuletzt eine originale Holzkamera aus einem Londoner Museumsdepot.

In globalisierten Zeiten hat auch die Kunst dieser archaischen Form analogen Bildermachens ihre Nachahmer gefunden. In der Galerie Alter Wiehrebahnhof zeigt das Filmforum die Arbeiten von Fotograf*innen, die inspiriert durch das AFGHAN BOX CAMERA PROJECT, mit selbstgebauten Boxkameras auf den Straßen von Malaysia, Myanmar, Frankreich und den USA fotografieren und diese einzigartige Fototradition neu interpretieren.

Lukas Birk, studierte Kunst und Fotografie am London College of Music and Media, sowie Drucktechnik an der Rhode Island School of Design. Er erhielt ein Fulbright Stipendium und mehrere Preise und Förderungen. Die multidisziplinären Projekte des Geschichtenerzählers, Künstlers und Sammlers umfassen Filme, Chroniken, Onlinearchive, Bücher und Ausstellungen. Er arbeitet meist mit Archivmaterialien, die auf Reisen gesammelt werden und mit subjektiven, z.T. fiktiven Elementen verknüpft werden. Veröffentlichungen in Buchform beruhen meist auf vorherigen Ausstellungsprojekten wie u.a. „Kafkanistan“ (2007); „Afghan Box Camera“ (2013); „Polaroids from the Middle Kingdom“ (2014); „Photo Peshawar“ (2018). Er ist Mitbegründer des Austro Sino Arts Program in China, und SewonArtSpace, einem Künstleraustauschprogramm in Yogyakarta / Indonesien. Zurzeit arbeitet Birk an einem Myanmar Photo Archive („Burmese Photographers“, 2018). www.lukasbirk.com

Sean Foley, ein irischer Ethnologe, der sich auf visuelle Anthropologie spezialisiert und Recherchen für Kunstprojekte leistet. 2002 reiste er das erste Mal nach Afghanistan, wo er später gemeinsam mit Lukas Birk das Ausstellungs- und Buchprojekt „Kafkanistan“ realisierte (2005-07), welches den Tourismus in Pakistan und Afghanistan untersucht. Weiterhin erforschte und filmte er Bootsmänner auf dem Ganges und Kulturökologie im Süden Griechenlands. Für das Afghan Box Camera Project arbeitete er erneut mit Lukas Birk zusammen, um den historischen Hintergrund und die fotografischen Techniken mit dem künstlerischen Ansatz zu verbinden.