Schon die erste Einstellung dieses Films ist Programm: die Ankunft des indischen Elefantengottes in den Straßen von Paris. Der Elefantengott – Inbegriff von Kraft und Weisheit – ist eine gelungene Metapher für den Zusammenprall unterschiedlicher Kulturen, die in der CAFDA, einer städtischen Anlaufstelle für asylsuchende Familien, Alltag ist. Denn Kraft und Weisheit wird beiden Seiten abverlangt – den Sozialarbeitern, die unter dem Andrang der Neuankömmlinge immer wieder zusammenzubrechen drohen, wie den Asylsuchenden, die sich einer administrativen Logik zu unterwerfen haben, die ihnen so fremd und unverständlich vorkommen muss, wie das Leben auf dem Mond. Sie kommen aus dem Kongo, aus Tschetschenien, Sri Lanka oder Äthiopien. Sie kommen mit oder ohne Papiere, mit oder ohne Gepäck, von Schlepperbanden eingeschleust oder mit einem Touristenvisum in den Schengen-Raum eingereist. Beobachtend, voller Sympathie und Verständnis für die Nöte beider Seiten, verfolgt der Film die Sisyphusarbeit der CAFDA. „Du wirst dich wohl fühlen in Frankreich“, beruhigt eine Mitarbeiterin eine aufgeregte Mutter aus Tschetschenien, „bei uns herrscht kein Krieg.“
Preise: Goldene Taube (Leipzig 2009), Amnesty International (Indie Lisboa 2010), Watch Docs (Warschau 2009), Großer Preis (DokFest München 2010).
Claudine Bories, geb. in Paris, realisierte 1978 ihren ersten Dokumentarfilm. 1981 lief JULIETTE DU CÔTÉ DES HOMMES auf dem Festival von Cannes. Sie war Präsidentin des ADDOC (Zentrum für Dokumentarfilm in Frankreich).
Patrice Chagnard leitete im Alter von 17 den Grenoble Film Club. Studierte Philosophie an der Sorbonne Paris. Danach arbeitete er als Dokumentarfilmregisseur für Fernsehen und Kino. Später wird er Präsident des ADDOC (Zentrum für Dokumentarfilm in Frankreich).