Once upon a time

Am Anfang ein typisches Eigenheim einer Mittelstandsfamilie. Das junge Ehepaar fährt einkaufen im Supermarkt, der Einkaufswagen füllt sich, ein Salatkopf bildfüllend. Schnitt. Ein kleiner Lkw wird mit dem Hab und Gut einer anderen Familie beladen, Abschiedsszenen, Abfahrt der vielköpfigen Familie. Es sind kurdische Wanderarbeiter, die in die Nähe von Ankara reisen, um dort ihre Zelte neben Gemüsefeldern aufzuschlagen. Eine Saison lang pflanzen und ernten sie hier die Frischwaren, mit denen sich andere Familien gesund ernähren werden. Sie kochen auf einem Holzofen im Freien, haben weder Duschen noch Toiletten und schuften den ganzen Tag auf den Knien, auch die Kinder. Der Vater hält zwei Rothühner - das ist der einzige Luxus. Man spürt den Familienzusammenhalt, die Kinder spielen zwischen den Salatsetzlingen, die Sprinkleranlage sprüht, ein Regenbogen überspannt die Agrarlandschaft. Es herrscht fast eine fröhliche Atmosphäre, wenn die Feldarbeit nicht so verdammt anstrengend wäre. Als sich der Sohn in die Tochter des anderen Clans verliebt, brechen die Unwägbarkeiten und die existentielle Not zutage. Wie sollte er jemals eine angemessene Mitgift zahlen können, wo seine Familie sowieso schon verschuldet ist? Der Filmemacher hält eine feine Balance zwischen dem Beobachten und narrativer Montage, auch als er am Ende in die Geschehnisse verstrickt wird. Zweimal beginnt die Mutter eine Gutenachtgeschichte für die Kinder, die zweite kommt nicht weit: Es waren einmal zwei Brüder, der eine war reich, der andere arm…

Preise: u.a. Best International Feature, RIDM, Montréal; Special Jury Price FIPRESCI, Istanbul Film Festival

 

Kazim Öz

geboren 1973 in Dersim, Türkei, arbeitete zunächst am Theater, ehe er sich mit Kurzfilmen (z.B. THE LAND, 1999) einen Namen machte. 2001 realisierte er mit THE PHOTOGRAPH seinen ersten Langspielfilm. Mit dem mehrfach prämierten THE DISTANT drehte er 2005 seinen ersten abendfüllenden Dokumentarfilm. Es folgten u.a. STORM (2008) und LAST SEASON OF SHAWAKS (2010).

In Kooperation mit FAIRburg e.V. und Türk HOG e.V.