Der Film diskutiert an vier Fallbeispielen Sinn und Zweck von Feldforschungen und fragt nach deren Wirkungen auf die erforschten Subjekte bzw. deren Kulturen. Grundsätzlicher; es geht um die weiterreichenden Fragen: aus welcher Perspektive - der des Einheimischen oder der des Anthropologen - sollte Anthropologie betrieben werden und zweitens: in welcher Weise wird die jeweilige kulturelle Realität zu erfassen versucht.
Das erste Beispiel führt in die Dörfer Pere und Mbunai, d.h. in die Nachbargemeinden der ‘Manus’-Kultur, bei der Margret Mead 1928 eine Feldforschung durchgeführt hatte und die sie bis 1975 weitere viermal besucht hatte. Ihnen wurden ethnologische Filme gezeigt, in denen auch eine Geburtsszene vorkam. Die Betroffenen fühlten sich durch die Darstellung im Rahmen jener anthropologischen Forschung in ihren kulturellen Werten verletzt. Das zweite Beispiel geht auf die Forschung des jungen Anthropologen John Barker ein, der in dem an den nördlichen Gestaden Neuguineas gelegenen Dorf Uiaku die Aktivitäten rivalisierender Persönlichkeiten, Clans und einzelner Fraktionen untersuchte. Im Zusammenhang mit der Feldforschung wurden Konfliktsituationen und persönliche Haltungen einzelner Personen weitergegeben, obwohl diese für andere Ohren niemals bestimmt waren. Im dritten Fallbeispiel wird auf den britischen Anthropologen Andrew Strathern eingegangen, der bei den Kawelka am Mount Hagen geforscht hat. Im Rahmen des ‘3. Filmforum Ethnologie + Dritte Welt’ ist der Film THE KAWELKA - ONGKA’S BIG MOKA zu sehen, bei dem Strathern mitgearbeitet hat. Als letztes Beispiel wird das des Anthropologen Wari Jarno aus Neuguinea angeführt, der die schon öfters unternommene Umkehrung in der Ethnologie praktizierte, und die amerikanische Kultur in Berkeley untersuchte.
ANTHROPOLOGY ON TRIAL kann keine Lösungen anbieten, wird jedoch beim Fach- und Filmpublikum verschiedene Interpretation und Antworten provozieren.