Sinat, ein besonderer Tag
(ZINAT,                   YEK RUZE BEKHOSUS)

Ebrahim Mokhtari
Iran 2000 | 56 Min. | BetaSP, OmeU

1999 wurden im Zuge der Dezentralisierung unter Präsident Khatami die ersten Stadt- und Gemeinderatswahlen im Iran seit zwanzig Jahren durchgeführt. Unter den 330.000 Kandidaten waren 5.000 Frauen. Eine von ihnen ist die Krankenschwester Zinat, in deren Dorf auf der Insel Qeshm im Süden des Iran verheiratete Frauen eine Maske, die boregeh, tragen. Zinat, die mit dreizehn Jahren verheiratet wurde, führte schon bald ihren persönlichen Kampf gegen diese und weitere allgemein akzeptierte Vorschriften, die den Frauen die Macht über ihr eigenes Leben nehmen. Sie beschloss, die boregeh nicht zu tragen, wurde Krankenschwester und vollzog einen weiteren Akt des Widerstands, als sie sich für die Wahlen nominieren ließ. 

In unprätentiösem Stil folgt das Filmteam Zinat durch den Wahltag: Da es verboten ist, an diesem Tag öffentlich zu filmen, positioniert Ebrahim Mokhtari seine Kamera in Zinats Haus, wo der Alltag trotz der besonderen Ereignisse weitergeht, und begleitet sie bei ihren Patientenbesuchen. Wir sehen, wie Zinat, die von ihrer Familie unterstützt wird, heftig mit einem alten Mann diskutiert, der es normal findet, wenn Frauen nach der Heirat zu »gezähmten Tieren« werden, die ihren Ehemännern dienen. Sie solle, so meint er, ihre Kandidatur an ihren Mann abtreten. Die Stärke der ruhigen jungen Frau, Mutter von drei Kindern, wird nicht nur in dieser Szene, sondern im Verlauf des gesamten Films deutlich. Am Ende des Wahltages scheint es, dass viele Bewohner des Dorfes ihr Potenzial anerkannt haben. Zinat gewinnt die Wahl und hat nunmehr die Möglichkeit, sich für die vielen sozialen Projekte zu engagieren, die ihr am Herzen liegen. 

Miryam van Lier