USKI ROTI

Das Brot des Tages

Mani Kaul
Indien 1970 | 110 Min. | 35 mm

Tag für Tag geht die junge Frau Baio zur einige Meilen außerhalb des Dorfes liegenden Bushaltestelle, um ihrem Mann, einem Busfahrer, der mehrmals täglich diese Stelle passiert, sein Essen zu bringen. Eines Tages - und von diesem Tag berichtet der Film - verpaßt sie den Bus und muß warten bis er ein zweites Mal kommt. Ihr Mann aber, der sie nur einmal wöchentlich besucht, ansonsten in der Stadt mit Freunden und einer Geliebten zusammenlebt, weist das Essen zurück. Er ist über ihre Verspätung erbost. Erneut wartet sie geduldig und läßt ihren Gedanken freien Lauf. In ihrem Kopf bewegen sich Bilder aus ihrem dörflichen Leben und aus dem Leben ihres Mannes in der Stadt. Als er dann spät in der Nacht die Haltestelle ein drittes Mal passiert, nimmt er das Essen an, und sie ist erleichtert, daß er sie nicht verläßt. (Bernhard Weber-Brosamer, in: JOURNAL FILM, Nov 1987, Freiburg)

USKI ROTI ist eine bittere Geschichte von Einsamkeit, unterstrichen durch langsame Gesten und einfache Worte in einer traditionellen rituellen Atmosphäre. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vermischen sich zu einer Zeit, welche selber zeitlos ist. Der Film versucht, den alten Widerspruch zwischen einer einfachen und einer impressionistischen Filmsprache zu lösen. (Awenuire, zit. n.: The New Generation. 1960-80, New Delhi 1981)

In seinen ersten drei Filmen erforscht Mani Kaul systematisch die komplexe gegenseitige Beziehung zwischen literarischen Strukturen und Kino. USKI ROTI basiert auf einer Kurzgeschichte von Mohan Rakesh und behält die Struktur der Kurzgeschichte bei, ohne irgendwelche zusätzlichen Episoden oder schmückendes Beiwerk hinzuzufügen. Die Kargheit der ursprünglichen Geschichte spiegelt sich in der Ökonomie seiner Kameraarbeit, der fein abgestimmten Beleuchtung und dem klaren Ton wider. (Arun Khopkar, in: 70 Years of Indian Cinema, Bombay 1985)