Dieser Dokumentarfilm wurde in San Felipe Otlaltepec, im Gebiet der Mixteken im Süden des Bundesstaates Puebla gedreht. Es geht um die höchst interessante künstlerische Tradition dieser Menschen. Sie sind Bauern und gehören zur indigenen Gruppe der Papoloca, die ihren eigenen Dialekt bis heute bewahrt haben. (Text des Filmvorspanns)
»1974 war ich an einem sehr schönen Projekt der Kinemathek beteiligt. Drei Lastwagen wurden mit Leinwänden und 16mm-Projektoren ausgestattet, von denen einer von mir betreut wurde. Es ging darum, Klassiker des mexikanischen Kinos in weit abgelegenen Orten zu zeigen, in denen die Leute noch niemals einen Film gesehen hatten. Es waren sehr gute Autos, mit denen wir überall hinkamen. Ich fuhr in die Region Puebla. In einer sehr trockenen und armen Gegend im Süden, im Dorf San Felipe Otlaltepec blieb ich über Mittag und schlief schließlich bis zum Abend. Ich lag in dem Wagen und auf einmal weckte mich in diesem Nichts eine Ouvertüre von Verdi: Die Macht des Schicksals. Ich dachte, ich träumte, das könne doch gar nicht sein. Ich tippte auf eine Schallplatte. Ich ging hinaus und sah eine Gruppe von Bauern, die vom Blatt spielten, an einem Ort, wo nicht einmal spanisch gesprochen wird. Ein Platz war mit Fackeln beleuchtet, auf dem sich Trapezkünstler bewegten und ein Clown Gedichte aufsagte.
Diese Erfahrung hat mich so sehr beeindruckt, daß ich seit dieser Zeit versuchte, alle möglichen Leute zu überzeugen, daß man mit diesen Persönlichkeiten einen Film drehen müßte. Fünf Jahre später kam ich schließlich mit einem Auftrag des ‘Centro de Cortometraje« zurück. Ich mußte zu meinem großen Bedauern feststellen, daß nur noch die Musikgruppe existierte. Der Zirkus hatte sich aufgelöst. Die Leute kamen nicht aus demselben Dorf. Ich suchte einen nach dem anderen, in sämtlichen Dörfern der Umgebung. Ich kannte keinen Namen und konnte nur immer auf die Beschreibung zurückgreifen: Der Clown mit seinem Heft, die kleinen Seiltänzerinnen, der Zwerg als Teufel verkleidet. Ein großes Problem war, daß keiner mehr etwas mit dem anderen zu tun haben wollte, sie waren total zerstritten: »Mit dem arbeite ich nicht, dieser Clown ist ein A…« Ich filmte sie also getrennt und setzte dann im Film einen Zirkus zusammen, der so nicht mehr existierte. Der Clown akzeptierte zwar, mit der Musikgruppe zu arbeiten, aber nicht mit der Trapezgruppe La Marona. Don Narciso, der Dichter, ist eine der unglaublichsten Persönlichkeiten, die ich kennengelernt habe. Ich bedauere es heute sehr, daß ich sein Gedichtheft nicht angenommen habe, obwohl er es mir angeboten hat. Es tat mir so leid für ihn und so sagte ich: »Das müssen Sie doch behalten«; sicher ist es inzwischen verloren gegangen. Es waren Seiten über Seiten mit Sätzen und Reden von ihm und anderen Clowns. La Maroma geht auf die Tradition der Wanderzirkusse aus der Mitte des letzten Jahrhunderts zurück, die von Almosen lebten. Dies ist eine weitere Sache, deren Ende ich erlebte. Es hat einen ganz speziellen Reiz, dieses Gerüst der La Maroma zu sehen. Der Film gehört neben Niño Fidencio zu meinen besten Arbeiten.« (N. Echevarría)