Ô! CAPITAINE DES MERS
(RAIS LABHAR)

Hichem Ben Ammar
Tunesien 2002 | 45 Min. | OmeU, Video

Dem Ruf des Meeres können sie nicht widerstehen. Die in den unterschiedlichsten Berufen arbeitenden Männer der nordtunesischen Halbinsel Cap Bon werden einmal im Jahr zu stolzen Fischern, die ein uraltes Ritual pflegen. Von den Italienern und Spaniern übernahmen sie – durch die Unabhängigkeit Tunesiens auf sich alleine gestellt - eine traditionelle Technik zum Fang von Thunfischen. Voller Ehrfurcht erzählen sie die Geschichte von Rais Labhar, dem ersten arabischen Kapitän, der sich die geheim gehaltene Fangmethode aneignete und sie an seine Landsleute weitergab. “Madrague” nennen die Einheimischen die Kunst des Thunfischfangs.

Jedes Jahr ziehen sie mit ihren kleinen Booten hinaus aufs Meer, wo sie sich zur “Matanza” treffen. Einem Durcheinander aus Männern, die an riesigen Netzen ziehen, und zappelnden Fischleibern, die mit bloßen Händen auf die Bootsplanken geworfen werden, wo sie ihr Leben aushauchen. Das blutige Schauspiel lenkt die Fischer für kurze Zeit von der Armut und Perspektivlosigkeit ab, die ihr Leben bestimmt. Mit einem großen Fest geht die Matanza zu Ende. Ein Fest zu Ehren des Thunfisches, den sie hier mit einer schönen Frau vergleichen.

Die “Madrague” von Sidi Daoud bildete schon den Hintergrund zweier Filme von tunesischen Filmemachern: Samana Chikly, dem Pionier des tunesischen Kinos zu Anfang des 20 Jahrhunderts (einige der Bilder werden von Hichem Ben Ammar in seinem Film eingesetzt) und Hassan Daldoul, der dieses Thema in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aufnahm.