Iranian

Mehran Tamadon
Frankreich, Schweiz 2014 | 105 Min. | OmeU
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Zwei Jahre hat es Mehran Tamadon gekostet, vier schiitische Geistliche zu einem ungewöhnlichen Dialog einzuladen. Für ein Wochenende erklärt der in Paris lebende Filmemacher das idyllische Landhaus seiner Familie zum Simulationsraum für den Entwurf einer pluralen Gesellschaft. In einem ersten Anlauf legt er den Mullahs sein Ideal eines säkularisierten Iran offen dar. Doch seine Gäste lassen sich nicht aus der Fassung bringen und reagieren gelassen und rhetorisch messerscharf auf die Fragen nach der Rolle der Frau im Iran, Abtreibung oder Meinungsfreiheit.

Welche Spielregeln gelten, worüber geredet wird und wo die Grenzen des Sagbaren liegen, wird ständig neu verhandelt. Die Mullahs konfrontieren den regimekritischen Gastgeber mit seiner eigenen Migrationsgeschichte. Sie werfen „Mr.  Secular“ eine verwestlichte Identität vor und  lenken das Gespräch geschickt auf bevorzugte Themen. Wie viel Ideologie ist akzeptabel innerhalb einer pluralen Gesellschaft? Wie frei darf die Presse sein? Und wie viel weiblichen Gesang verträgt ein iranischer Hit?

Tamadon fängt in seinem Experiment immer wieder gekonnt die Spannungen der Gruppe auf, sodass ungewollt komische Situationen entstehen. Während die Frauen sich im Haus zurückziehen, geht es bei den Männern kontrovers zu. Jeden Moment droht die Stimmung zu kippen und das surreale Kammerspiel zum politischen Eklat zu werden. Der gewünschte Dialog findet statt, doch bekommt der Filmemacher letzten Endes die Konsequenzen für sein gewagtes Experiment zu spüren.

 

Mehran Tamadon

geboren 1972 in Teheran. Seit seinem zwölften Lebensjahr lebt der Filmemacher in Frankreich, wo er im Jahr 2000 sein Diplom an der Hochschule für Architektur, La Villette, erhielt. Im Anschluss kehrte Tamadon für vier Jahre in den Iran zurück, um dort als Architekt zu arbeiten und entwickelte im 2002 seine erste Konzeptausstellung FROM THE EYES OF A STROLLER im Museum für moderne Kunst, Teheran.  Tamadons erstes filmisches Projekt, BEHEST ZAHRAH (2004), dokumentiert Religiosität und Märtyrertum im Iran, ebenso sein erster abendfüllender Dokumentarfilm BASSIDJI (2009).