NO WHITE PEOPLE CAN HELP US

A Pitjantjatjara Message. Ein ethno-linguistischer Kultur-Clip zum Thema des Übergangs von Kulturen mit oraler Tradition zur audio-visuellen Medien-Gesellschaft. Wenn sich der Zuschauer während der kurzen Dauer dieser fernsehgerechten Aussage eines Aborignals der Pitjantjatjara aus Zentralaustralien einige der folgenden Fragen stellt, hat der Clip seinen Zweck erfüllt: Was ist ein Pitjantjatjara? Welche Sprache spricht der Protagonist? An wen wendet sich der Protagonist? Soll der Zuschauer die Sprache / die Botschaft verstehen?

Ist dies ein Fernseh-Statement? Warum und für wen sagt er den Satz ’no white people can help us’ auf englisch? usw…

Das Material wurde vom Autor während einer Feldforschung aufgenommen, während der es ihm u.a. darum ging zu prüfen, ob sich die miniaturisierten Video-Camcorder für den Ethnologen eignen, audio-visuelle Feldnotizen festzuhalten - um so mehr als es sich hier um Völker mit einer oralen Tradition handelt, die ohne alphabetische Codifizierung von Information in das Medien-Zeitalter übergehen.

FOLLOWING THE STAR

Seit 200 Jahren wird in Alaska unter den Inuit Weihnachten nach russisch-orthodoxem Glauben begangen. Die Yupik aus dem Osten des Landes haben sich trotz der Assimilation an den christlichen Glauben Elemente ihrer früheren Religion bewahrt und in den russisch orthodoxen Ritusintegriert. Darausentstandteineneue synkretistische Religion eigener Couleur.

THE EYES OF THE SPIRIT

Im Delta des Yukonkuskokwim in Alaska leben Yupik-sprechende Inuit. Das Video begleitet die Herstellung von Masken durch Holzschnitzer und ihre Lehrlinge. Die Masken stehen im Mittelpunkt eines großen Festes, den Maskentänzen der lnuit in Bethel.

Alaska: SONGS IN MINTO LIFE

SONGS IN MINTO LIFE ist das erste von drei Videos, die Curt Madison in Zusammenarbeit mit einer kleinen Athabasken-Gemeinschaft am Tanana-Fluß im Inneren Alaskas produziert hat.
Dieser faszinierende Film dokumentiert zum ersten Mal die Sprache der Tanana-Athabasken und zeigt, welche zentrale Rolle deren Gesänge im täglichen Leben spielen. Das Leben dieser Gruppe ist eng mit der sie umgebenden Natur verwoben. Ihre Ernährung stützt sich fast ausschließlich auf Jagd und Fischfang. Nach der Tanana-Tradition sind die meisten Jagdlieder den Menschen von den Jagdtieren selbst in Träumen übermittelt worden. 

Durch ihr Singen kann das Jagdglück beeinflußt werden. Andere Lieder sind Gedenkgesänge für berühmte Jäger, es gibt aber auch solche, die nichts mit der Jagd zu tun haben. Sie können moralische Anweisungen geben, an wichtige Begebenheiten erinnern oder die Verstorbenen ehren. Mit Alltags- und Interviewszenen und der Dokumentation von Gesängen gelingt es dem Video, das auch humorvolle Naturverständnis und Traditionsbewußtsein der Athabasken zu vermitteln.

A SKIRT FULL OF BUTTERFLIES

»Woher sie kam, weiß niemand. Sie trägt in ihren Röcken Tausende von Schmetterlingen, unendlich viele Blumen, und ein Leguan trottet an ihrer Seite…« Alejandro Cruz Martinez, Dichter aus Juchitán.
Matriarchat? Ein »Stamm von Amazonen«? So bezeichneten Forscher und andere Außenstehende romantisierend die Zapoteken am Isthmus von Tehuantepec im Süden von Oaxaca, Mexiko. Anthropologen sprechen dagegen von einer partnerschaftlichen Gesellschaft. Dort führen die Frauen die Geschäfte und die kulturelle Identität spielt eine sehr wichtige Rolle. Es heißt: »dick ist schön« und weibliche Vorfahren zeigten in Zeiten des Krieges und des politischen Widerstands Einfallsreichtum und Mut. A SKIRT FULL OF BUTTERFLIES ist ein Liebesgedicht an diese Frauen. 

Maureen Gosling, Studium der Sozialen Anthropologie an der Universität Michigan. Seit 25 Jahren Produzentin, Regisseurin und Cutterin. 20 Jahre lang Zusammenarbeit bei Regie, Schnitt und Ton mit dem Filmemacher Les Blank.

Ellen Osborne, Produzentin, Cutterin, Regisseurin und Autorin. Seit 1987 dreht sie Dokumentar- und Spielfilme. Zur Zeit arbeitet sie beim Taos (New Mexico) Talking Pictures Film Festival. 

DOR - LOW IS BETTER

In einem Kloster in Nepal diskutieren die Autoren mit Mönchen über deren Musik und ihre religiöse Bedeutung. Was den Ethnologen aber insbesondere interessiert, ist das tiefe Horn, mit dem die Mönche, in unseren Ohren, sterile, langgezogene Töne erzeugen. Je tiefer der Ton ist, den der Musiker dem Horn entlockt, umso besser. Die Mönche werfen den Filmemachern vor, sie seien auf der Suche nach dem Spektakel und der Sensation und, daß sie damit niemals das erreichen werden, wohin sie selbst mit ihrer Meditation und ihrer Musik gelangen. Das mitgebrachte schweizer Alphorn begutachten sie kritisch, was die Mönche aber interessiert ist das Mundstück, mit dem sie auf ihren eigenen Hörnern vielleicht noch tiefere Töne erreichen können. (Festival Katalog 1989)

POLKA

In vielen Ländern werden Polkas gespielt und das diatonische Akkordeon ist das klassische Polka-Instrument. Wo kommt diese Musik her und wie hat sie sich auf ihrem Weg verändert? Der niederländische Anthropologe R. Flaes Boonzajer geht in einem spannenden Kulturvergleich zwischen Österreich und Südtexas ihren Spuren vor dem Hintergrund der sozialen Aufführungspraxis nach. Während in Österreich die Polka eine ‘nationale’ Musik ist, die nicht vorwiegend von einer bestimmten sozialen Schicht gehört und gespielt wird, ist die Polka in Südtexas seit Jahrzehnten die Musik der Mexiko-Amerikaner, der Farmarbeiter und der einfachen Leute. Heute gibt es in San Antonio mehrere Diskotheken, in denen Gruppen live zum Tanz spielen und die »Conjunto-Musik« ist neben Blues, dem Zydeco und der Cajun-Musik als eigenständige nordamerikanische Kunstform anerkannt. In Gesprächen mit Musikern und Musikvermittlern in Monterrey, Mexiko und San Antonio, Texas wird deutlich, was die »Conjunto-Musik« für das Selbstverständnis der Tejanos, der Mexiko-Amerikaner, bedeutet.

»Es ist wahrscheinlich DIE eigentliche Musik der Chicanos in den USA. Sie charakterisiert und symbolisiert das, was wir sind: eine Synthese aus Mexikanern, US-Amerikanern, Europäern, Spaniern. Wir sind Mestizen.« (Juan Tejeda, Musiker, langjähriger Leiter der Musikabteilung des Guadalupe Cultural Arts Center, Gründer des jährlichen Tejano Music Festivals in San Antonio)

»Die USA erkennen unsere Musik (Conjunto, Polka) nicht an, weil sie spanisch, mexikanisch ist. Die Mexikaner erkennen sie nicht an, weil sie nicht, ‘spanisch’ ist…«. (Edy Torres)

CALAVERAS

CALAVERAS ist ein Dokumentarfilm über die Altäre, die anläßlich des ‘Día de los Muertos’ (Allerheiligen) zur Erinnerung an die Verstorbenen aufgebaut und geschmückt werden. Seit einigen Jahren wird diese mexikanische Tradition auch in US-amerikanischen Städten gepflegt. Altäre werden nicht mehr nur zu Hause, sondern auch in öffentlich zugänglichen Ausstellungen aufgebaut. Es entstehen gemeinschaftliche Altäre, um auf soziale Probleme wie Tod durch Aids oder Straßenkriminalität aufmerksam zu machen. 

»I believe that they come and go and I also believe that they come particularly on a special day. And many cultures of the world have this kind of thing where they light the way. Perhaps the smell of the chocolate liqueur and the promise of a sip of Bohemia, which he really loved, and all the lights that will be lit, will bring him back«

»There’s the thinking among Mexican Americans, or Chicanos, or whatever we’re called, that it really doesn’t belong to anyone else, I disagree. You know, it belongs to everybody, cause everybody dies.« 

»I feel that, here in San Francisco, people have been given a lot of liberty to celebrate Day of the Dead the way they want to. In Mexico, our processions are very respectful and somber. Here, they’re full of protests and whatever goes. I don’t think that’s respectful to the people who have passed on, so I don’t think it’s correct.«

Denise Richards studierte Film- und Kulturanthropologie in San Francisco. CALAVERAS ist ihr erster Film. 

BLEH

In Südserbien hat sich eine Musik entwickelt, die bislang von der yugoslavischen Musikwissenschaft ignoriert wurde: Blasmusik mit westlichen und orientalischen Einschlägen. Bereits bei ihrem ersten Research-Video bemühen sich die Autoren um den sozialen Kontext, der mit dieser Musik aufs engste verwoben ist. Ein kurzes, kunstlos montiertes Video, das seine ganze Kraft aus der Blasmusik der Serben erhält. (Festival Katalog 1989)

Days to come

Der Titel des Videos bezieht sich auf den abschließenden Kommentar des Films DEAD BIRDS, den Robert Gardner 1961 bei den Dani von Dugum, im Hochland von West-Neuguinea gedreht hat. Der Autor dieses Videos ist nach nahezu dreißig Jahren zu den Menschen gefahren, die in dem erwähnten Film zu sehen sind. Er bringt ihnen Photos und Erinnerungen zurück und fragt sie nach den Ereignissen von damals.

Trotz Verständigungsschwierigkeiten bringen die Menschen von Dugum in dem Video zum Ausdruck, daß ihre Erinnerung an ihre erste Begegnung mit den Weißen noch frisch ist. Gezeigt wird ihr Alltag, der nicht mehr von Krieg und unzähligen Zeremonien erfüllt ist. Neben ihrer Christianisierung gibt es aber noch weitere einschneidende Veränderungen, deren Folgen sie selbst nur schwer einschätzen können.

Vier Wochen habe ich bei Weyak und Pua verbracht. Da ich ihre und sie meine Sprache nicht verstanden, kam es natürlich zu mancherlei Missverständnissen. Mein Wissen über ihre Vergangenheit versetzte sie aber immer wieder in Erstaunen. Vielleicht haben sie sich erst jetzt erklären können, was die seltsamen Besucher von damals bei ihnen gesucht haben. Vielleicht wird sich eines Tages jemand mit ihnen unterhalten können und den Kindern von Pua aus dem Buch von Karl G. Heider vorlesen, was sie selbst bereits vergessen haben.” (J.Rühl) (Festival Katalog 1989)