THE WORLD ACCORDING TO MY DAD

Jiri, ein tschechischer Physiker und visionärer Handwerker, hat eine Idee, wie man den Planeten retten kann. Nun haben er und seine Tochter es auf sich genommen, den Plan des Vaters aller Welt zu präsentieren, aber niemand will ihnen zuhören.

Was diesen von ähnlichen Filmen über Umweltschutz unterscheidet, ist die Herangehensweise der Regisseurin und die Art, wie sie Klischees vermeidet. Sie drückt ihren Protest gegen die Umweltverschmutzung nicht als wütendes Manifest oder mit erhobenem Zeigefinger aus, sondern setzt ihn mit Musik und Texten spielerisch um.

Gleichzeitig lebt der Film von der herzlichen Beziehung zwischen Vater und Tochter und der Entschlossenheit, mit der sie ihr Ziel verfolgen, auch wenn sie oft kein Gehör finden. Was wirklich zählt, ist, dass sie an ihren Weg glauben. Ihr Duett, das sie in der Schlussszene gemeinsam singen, bleibt im Gedächtnis haften.

Marta Kovářová, graduated from the Faculty of Fine Arts of the Technical University and Applied Physics at the Faculty of Science at the Masaryk University in Brno. She completed study internships at the Academy of Arts in Reykjavík and at FAMU in Prague. Since 2013, she has been working as an assistant professor at the Department of Art Education at Masaryk University. She is a founding and still active member of the band Budoár staré dámy, for which she composes music, writes lyrics, sings and plays guitar.

K-FAMILY AFFAIRS

Arums Eltern gehören zur stolzen 386er-Generation*, die eine bedeutende Rolle bei der Demokratisierung Südkoreas spielte. In dem Wunsch, Arum eine bessere Welt zu hinterlassen, wurde ihr Vater Beamter, ihre Mutter feministische Aktivistin. Im Alter von 18 Jahren wurde sie jedoch mit der Sewol-Katastrophe konfrontiert, bei der eine Fähre kenterte und aufgrund des schlecht funktionierenden, staatlichen Systems zahlreiche Opfer forderte. Zu ihrem Entsetzen war selbst Arums Vater an der Bewältigung der Folgen des Unglücks beteiligt, was sie dazu brachte, die von der vorherigen Generation erkämpfte Demokratie infrage zu stellen. Anhand der Reise ihrer Familie durch die politische Geschichte Koreas reflektiert Arum die Rolle ihrer Generation – von der Sewol-Katastrophe 2014 über das Amtsenthebungsverfahren, die #MeToo-Bewegung bis hin zur Präsidentschaftswahl 2022.

*Die „386er-Generation“ bezeichnet Südkoreaner*innen, die in den 1960er-Jahren geboren wurden, in den 1980ern studierten und sich stark politisch engagierten, insbesondere im Kampf für Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Der Begriff spielt auf das damals neueste Computermodell, den Intel 386, an.

Arum Nam, born in 1995, is a documentary director based in Seoul, South Korea, currently pursuing a master’s degree in documentary at the Korea National University of Arts. She directed a short documentary called FEMI, which tells the story of a feminist mother, and co-directed TELEPORTING with Japanese directors during the pandemic. K-FAMILY AFFAIRS is her first feature documentary.

ERÖFFNUNGSFILMDOM

DOM - das heißt Haus auf Russisch. Für die, die hier in Tiflis Unterschlupf gefunden haben, wird es jedoch kein Zuhause werden. Es sind junge russische Oppositionelle, Aktivist*innen, Journalist*innen, Blogger*innen, die wegen der Repression ihr Land verlassen mussten.

Jetzt sitzen sie in ihrem Dom, vernetzen sich mit Freund*innen, Verwandten, Regimegegnern in Russland und diskutieren über den Krieg und die nächste Protestaktion gegen Putin in Tiflis. Der anfängliche Aktionismus aber überdeckt nur die zunehmende Gewissheit, dass es ein Zurück für sie nicht geben wird. Und auch in Georgien warnt ein Graffiti in der Stadt: „Russians, you are not welcome in Georgia“.

Mit ihrem Film gelingt Svetlana Rodina und Laurent Stoop ein Einblick in eine Seite des Krieges, die wir aus den westlichen Nachrichtenmedien nicht kennen. Es ist 2022. Eine verlorene Generation sucht sich ihren Weg, manche finden eine Wohnung, andere reisen weiter. Wohin nur?

SVETLANA RODINA, born in 1975 in Russia, graduated in Russian literature, philology and
film directing in Moscow. In 2015, she completed a master’s degree in film directing at the Moscow Film School. A screenwriter and director of documentaries, she has also worked as a host for various television programmes. OSTROV (2021) won Best International Feature Documentary at Hot Docs in Toronto.

LAURENT STOOP, born in 1965 in Lausanne, Switzerland, holds a degree in Literature from the University of Geneva and a photography diploma from CEEP in Vevey. In 1995, he founded Mayak-Film in Moscow and began an intensive collaboration with Swiss television, ARD, ZDF and France 2. As a DOP, he has shot various television and political documentaries, including the award-winning and critically acclaimed CITIZEN KHODORKOVSKY (2016).

KIBONUMWE / METEORITE

Kigali, Ruanda. - “Also, glaubst du, dass es wahr ist?”- “Ich kann es nur so beschreiben, wie ich es im Fernsehen gesehen habe. Ein riesiges spitzes Element, das den Boden durchbohrt hat. Und die Erde um ihn herum… fiel überall hin. Es hat den Frieden gestört, den Status quo, den Lauf der Dinge.“  

Der experimentelle Kurzfilm des Kunststudenten Simon Rittmeier geht anhand des Phänomens des Meteroiten epistemologische Fragen nach.  Wie schaffen wir unsere Wirklichkeit aus den Phänomenen der Welt, wo sind die Grenzen des Beschreibbaren? 

Dieser Film wird gleichzeitig im Unseen als Teil unserer #Junction_Nairobi gezeigt, gefolgt von einer gemeinsamen Diskussion.

THE MEMORY OF GLITCH

Dieser Kurzfilm erforscht die Verstrickungen von Rauch und Pixeln, Bäumen und Menschen, Verlust und Wiedergewinnung. Als die Filmemacherin in einen verbrannten Wald in Oregon, USA, eintaucht, beginnen sich Erinnerung und Ort zu entwirren. Ihre Stimme gibt persönliche Reflexionen über den Verlust wieder, während Blicke auf kahle Erde, Felsformationen und Berge neue Horizonte bilden. Eine Montage aus gefundenem Filmmaterial, Google Maps-Erkundungen und während der Feldforschung aufgenommenem Material bildet eins neue Narrativ. Der Film spielt mit Ideen von Fiktion und Realität und hinterfragt unsere Beziehung zu den On- und Offline-Umgebungen, die wir bewohnen.

Dieser Film wird gleichzeitig im Conflictorium als Teil unserer #Junction_Ahmedabad gezeigt, gefolgt von einer gemeinsamen Diskussion.

Suzanne Schaaf hat einen Bachelor-Abschluss in Theaterregie und -pädagogik (Universität der Künste Amsterdam) und einen Master-Abschluss in visueller Anthropologie (UvA). Ihr Interesse gilt der künstlerischen Forschung und dem ortsspezifischen Theater. Ihre Arbeit steht oft im Zusammenhang mit Ortsbestimmung, Erinnerung, Landschaft und Übergang. Sie zieht es vor, bei ihrer Forschung interdisziplinär zu arbeiten, wobei das Ergebnis nicht auf eine Form oder ein Produkt festgelegt ist, sondern vielmehr vom Forschungsprozess abhängt. Sie ist in den Niederlanden aufgewachsen, hat aber eine starke Verbindung zu den Vereinigten Staaten entwickelt, aus denen der Großteil ihrer Familie stammt.

WHAT REMAINS ON THE WAY

Wer aus Armut oder vor Gewalt und Verfolgung flieht, muss gut zu Fuß sein. Eine Frau mit vier Kindern wählt den langen Marsch von Guatemala durch Mexiko, wie die vielen Anderen in der Hoffnung, die USA zu erreichen. Lilian hat einen gewalttätigen Ehemann verlassen, die Karawane – und auch das mitreisende Filmteam – bieten ihr Schutz für diesen gewaltigen Schritt. Auf dem Weg findet sie andere Frauen mit ähnlichen Erfahrungen, die auch nicht nur aus materiellen Gründen fliehen. Der Film begleitet die wunderbar zusammenhaltende Familie und lässt einen Prozess der Selbstbehauptung einer jungen Mutter hautnah miterleben. Ein grosser Dokumentarfilm, der sich von gängigen Reportagen über Migrationsproblematik beeindruckend abhebt. 

Jakob Krese war mehrere Jahre für Menschenrechts-NGOs in Mittelamerika tätig. Er arbeitete freiberuflich als Fotograf und Autor für Radio-Feature-Produktionen. Krese studierte Kamera und Regie in Berlin, Havanna und Sarajevo. Seine Filme liefen auf zahlreichen Festivals wie IFFR Rotterdam, Guanajuato und DOK-Leipzig. 2019 wurde er Mitbegründer von Majmun Films.  

Danilo do Carmo ist Kameramann und Dokumentarfilmer mit Interesse an sozioökonomischen Themen, insbesondere an der Kolonialgeschichte und der schwarzen Identität in Lateinamerika. 

Regie: Jakob Krese, Danilo do Carmo
Kamera: Arne Büttner, Danilo do Carmo
Montage: Sofía A. Machado
Produktion: Annika Mayer, Majmun Films
Verleih: Majmun Films

TALKING DREAMS

Ein Mann schläft tief auf einem bunten Sofa. Ein Telefon läutet. Dann läuft er durch Landschaft, irgendwo in Afrika. Ein Dorf, ein Hahn kräht, jemand schläft unter einem Moskitozelt. Das Telefon läutet immer noch. Ein Radio wird eingeschaltet und dann sieht man das Tonstudio, den Sprecher und eine gewichtige Dame – die Traumdeuterin. Musik, dann erzählt der erste Anrufer der Sendung seinen Traum: er ist einen Baum hochgeklettert und ratlos. Die Dame deutet ihm, dass es aufwärts geht, seine Lage wird sich bessern..

Aber nicht immer sind die Träume so eindeutig und manchmal werden den Anrufern wie nach einer Beichte rituelle Handlungen empfohlen. Der Schlafende vom bunten Sofa wandelt weiter durch verschiedenste Szenerien, er ist wohl derjenige, der einen Traktor in sein Dorf bringen wollte. War es nur ein Traum oder hat er ihn verwirklicht? Am Ende jedenfalls schläft er immer noch. 

Dieser Film wird gleichzeitig im Unseen als Teil unserer #Junction_Nairobi gezeigt, gefolgt von einer gemeinsamen Diskussion.

Bruno Rocchi wurde 1983 in Bergamo geboren, studierte Film an der Universität von Bologna und besuchte eine Reporterschule in Mailand. 2014 drehte er die Reportage MONTE GOUROUGOU (9 min) und 2015 BLED EL MAHKZEN (45 min), einen Dokumentarfilm über Macht und Wirtschaft im Norden Marokkos. Sein neuestes Werk ist das Ergebnis eines Abenteuers an der Grenze zu Senegal auf den Spuren eines Mannes, der einen Traktor in sein Heimatdorf bringen wollte.

LIGHT UPON LIGHT

Der dänische Anthropologe Christian Suhr begibt sich auf eine Reise durch Ägypten und in die spirituelle Welt der Sufis. Gemeinsam mit seinem islamischen Freund Muhammad trifft er zahlreiche Gläubige zu Gesprächen und filmt Hadra-Rituale. Die Nähe zu Allah wird oft als Erfahrung von Licht beschrieben und mit diesem Motiv startet eine beeindruckende filmische Suche nach dem Licht. Denn die Kamera liebt und braucht das Licht: zwischen einem der Realität verhafteten Medium und den spirituellen Erzählungen begeht der Film einen spannenden Balanceakt.  

Suhr berichtet von einem eigenen „erleuchteten“ Moment in einer christlichen Kirche. Und fragt, ob es denn dasselbe Licht wie das der Sufis sein könnte. Muhammad sagt: da ist eine Wahrheit, eine Realität, ein Licht – aber es manifestiert sich unterschiedlich….  

Christian Suhr ist Filmemacher und Professor an der Fakultät für Anthropologie der Universität Aarhus, Dänemark. Während seiner Feldforschung in Ägypten, Dänemark und Papua-Neuguinea hat er Erfahrungen mit Geisterbesessenheit, psychischen Erkrankungen und religiöser Heilung erforscht und untersucht, wie das Medium Film genutzt werden kann, um sich unsichtbaren Dimensionen des menschlichen Lebens zu nähern. Er ist der Autor und Regisseur des preisgekrönten Films und Buches DESCENDING WTH ANGELS über Besessenheit, Psychiatrie und islamischen Exorzismus (2013). LIGHT UPON LIGHT ist der erste Film einer geplanten Trilogie mit dem in Kairo ansässigen Filmkollektiv Hassala Films. Weitere Filme: UNITY THROUGH CULTURE (2011), Freiburger Filmforum 2013); NGAT IS DEAD (2009); WANT A CAMEL, YES (2006). 

Regie: Christian Suhr
Kamera: Christian Suhr, Amira Mortada, Muhammad Mustapha
Buch, Montage: Muhammad Mustapha, Christian Suhr
Produktion: Hala Lotfy

YOON

Der Pass des Senegalese Mbaye ist voller Stempel. Seine Familie lebt in Portugal, er mehr im Auto als zuhause. Mbaye sichert den Kurierdienst zwischen den Kontinenten. Regelmäßig fährt er von Lissabon nach Dakar und zurück, den zwei Orten, die er als Heimat bezeichnet. Das sind 4.000 Kilometer mit einem alten Peugeot 504 vollbepackt bis unters Dach, mit Gütern und Aufträgen von Familie und Bekannten aus der entfernten Diaspora.  

Die Kamera ist sein Beifahrer, sie schaut und hört vor allem zu. Mehr als mit dem Lenkrad ist der Fahrer mit dem Handy beschäftigt. Es herrscht ständiger Funkkontakt, mit der Familie, und seine „Kunden“ melden weitere Wünsche und Fragen an. Wenn all die Waren und Geschenke die Kundschaft erreicht haben geht es zurück mit einer Ladung afrikanischer Masken. Am Ende liegen sie ausgebreitet auf einem Tuch auf einem portugiesischen Markt, als verkörperten sie die zahllosen Stimmen im Film: „Yes, I’m fine, all good back here, we’ll stay in touch.“ Mbaye hat seinen Auftrag im migrantischen Netzwerk erfüllt. 

PEDRO FIGUEIREDO, geboren 1984, ist ein portugiesischer Filmemacher, Anthropologe und Architekt. Sein berufliches und kreatives Schaffen konzentriert sich auf Grenzen, erzwungene Vertreibung und soziale und räumliche Segregation. Er hat Kurzfilme wie CURUPIRA (2016), BULWARK (2016), WITHERING REFUGE (2020) oder SIZIGIA (2021) gedreht.   

RICARDO FALCÃO, geboren 1980, ist Filmemacher und Anthropologe. Seit 2007 konzentriert er sich in seiner Arbeit auf den Senegal, ein Land, in dem er lange Zeit ethnografische Studien durchgeführt hat. Die Ethnografie steht bei ihm im Mittelpunkt. Seine erste Erfahrung mit dem Film war der ethnografische Dokumentarfilm WALO WALO im Jahr 2009. 

Regie, Buch: Pedro Neto, Ricardo Falcão
Kamera: Pedro Neto
Ton: Ricardo Falcão
Musik: Mattia Bonafini, Filipe Palha
Montage: Francisco Moreira
Produktion: Joana Ferreira, Isabel Machado
Verleih: Sopro Filmes

WANDERING, A ROHINGYA STORY

Hier ist ein Ort jenseits von Raum und Zeit“ sagt Kalam, der die Zuschauer durch das größte Flüchtlingslager der Welt in Bangladesch führt. Seine poetischen Worte bilden das Gerüst dieses Films. 600.000 Rohingya leben in dieser Stadt dicht an dicht, mit Hilfsgütern notdürftig versorgt, schon seit Jahren. Wenn es regnet, werden die Wege zu Bächen, man watet durch Schlamm, nur die Kinder und Jugendlichen spielen dennoch hingebungsvoll Fußball in all dem Matsch. Und bei Wind lassen sie Drachen steigen. Keiner darf das Lager verlassen. Der Blick der Kamera wird ständig durch Gitter aller Art versperrt, doch sie findet Wege in die Hütten und weiß die Menschen in schönstem Licht zu zeigen. Umso krasser der Gegensatz zu ihren Berichten von Vertreibung, Mord und Vergewaltigung. Die Kamera ruht auf Gesichtern, auf den Alltagsgesten, eine Schwangere näht ein Kleid, die Mutter kämmt die schwarz-glänzenden Haare der Tochter. Eine Hütte wird gebaut, die Hühner gefüttert. Das Leben geht auch im Stillstand weiter. Kalam will nur Freiheit, und dass die Welt erfährt von dieser Tragödie. 

Olivier Higgins und Mélanie Carrier sind Filmregisseure und Produzenten aus Quebec, Kanada. Im Kontext dieses Films entstand auch die multidisziplinäre Ausstellung “Wandering, a Rohingya Story” die im Nationalmuseum der Schönen Künste von Quebec (MNBAQ) zu sehen ist. 

Regie: Olivier Higgins, Mélanie Carrier
Kamera: Renaud Philippe, Olivier Higgins
Montage: Olivier Higgins, Amélie Labrèche
Produktion: möfilms
Verleih: SPIRA, Québec