KIBONUMWE / METEORITE

Kigali, Ruanda. - “Also, glaubst du, dass es wahr ist?”- “Ich kann es nur so beschreiben, wie ich es im Fernsehen gesehen habe. Ein riesiges spitzes Element, das den Boden durchbohrt hat. Und die Erde um ihn herum… fiel überall hin. Es hat den Frieden gestört, den Status quo, den Lauf der Dinge.“  

Der experimentelle Kurzfilm des Kunststudenten Simon Rittmeier geht anhand des Phänomens des Meteroiten epistemologische Fragen nach.  Wie schaffen wir unsere Wirklichkeit aus den Phänomenen der Welt, wo sind die Grenzen des Beschreibbaren? 

Dieser Film wird gleichzeitig im Unseen als Teil unserer #Junction_Nairobi gezeigt, gefolgt von einer gemeinsamen Diskussion.

THE MEMORY OF GLITCH

Dieser Kurzfilm erforscht die Verstrickungen von Rauch und Pixeln, Bäumen und Menschen, Verlust und Wiedergewinnung. Als die Filmemacherin in einen verbrannten Wald in Oregon, USA, eintaucht, beginnen sich Erinnerung und Ort zu entwirren. Ihre Stimme gibt persönliche Reflexionen über den Verlust wieder, während Blicke auf kahle Erde, Felsformationen und Berge neue Horizonte bilden. Eine Montage aus gefundenem Filmmaterial, Google Maps-Erkundungen und während der Feldforschung aufgenommenem Material bildet eins neue Narrativ. Der Film spielt mit Ideen von Fiktion und Realität und hinterfragt unsere Beziehung zu den On- und Offline-Umgebungen, die wir bewohnen.

Dieser Film wird gleichzeitig im Conflictorium als Teil unserer #Junction_Ahmedabad gezeigt, gefolgt von einer gemeinsamen Diskussion.

Suzanne Schaaf hat einen Bachelor-Abschluss in Theaterregie und -pädagogik (Universität der Künste Amsterdam) und einen Master-Abschluss in visueller Anthropologie (UvA). Ihr Interesse gilt der künstlerischen Forschung und dem ortsspezifischen Theater. Ihre Arbeit steht oft im Zusammenhang mit Ortsbestimmung, Erinnerung, Landschaft und Übergang. Sie zieht es vor, bei ihrer Forschung interdisziplinär zu arbeiten, wobei das Ergebnis nicht auf eine Form oder ein Produkt festgelegt ist, sondern vielmehr vom Forschungsprozess abhängt. Sie ist in den Niederlanden aufgewachsen, hat aber eine starke Verbindung zu den Vereinigten Staaten entwickelt, aus denen der Großteil ihrer Familie stammt.

WHAT REMAINS ON THE WAY

Wer aus Armut oder vor Gewalt und Verfolgung flieht, muss gut zu Fuß sein. Eine Frau mit vier Kindern wählt den langen Marsch von Guatemala durch Mexiko, wie die vielen Anderen in der Hoffnung, die USA zu erreichen. Lilian hat einen gewalttätigen Ehemann verlassen, die Karawane – und auch das mitreisende Filmteam – bieten ihr Schutz für diesen gewaltigen Schritt. Auf dem Weg findet sie andere Frauen mit ähnlichen Erfahrungen, die auch nicht nur aus materiellen Gründen fliehen. Der Film begleitet die wunderbar zusammenhaltende Familie und lässt einen Prozess der Selbstbehauptung einer jungen Mutter hautnah miterleben. Ein grosser Dokumentarfilm, der sich von gängigen Reportagen über Migrationsproblematik beeindruckend abhebt. 

Jakob Krese war mehrere Jahre für Menschenrechts-NGOs in Mittelamerika tätig. Er arbeitete freiberuflich als Fotograf und Autor für Radio-Feature-Produktionen. Krese studierte Kamera und Regie in Berlin, Havanna und Sarajevo. Seine Filme liefen auf zahlreichen Festivals wie IFFR Rotterdam, Guanajuato und DOK-Leipzig. 2019 wurde er Mitbegründer von Majmun Films.  

Danilo do Carmo ist Kameramann und Dokumentarfilmer mit Interesse an sozioökonomischen Themen, insbesondere an der Kolonialgeschichte und der schwarzen Identität in Lateinamerika. 

Regie: Jakob Krese, Danilo do Carmo
Kamera: Arne Büttner, Danilo do Carmo
Montage: Sofía A. Machado
Produktion: Annika Mayer, Majmun Films
Verleih: Majmun Films

TALKING DREAMS

Ein Mann schläft tief auf einem bunten Sofa. Ein Telefon läutet. Dann läuft er durch Landschaft, irgendwo in Afrika. Ein Dorf, ein Hahn kräht, jemand schläft unter einem Moskitozelt. Das Telefon läutet immer noch. Ein Radio wird eingeschaltet und dann sieht man das Tonstudio, den Sprecher und eine gewichtige Dame – die Traumdeuterin. Musik, dann erzählt der erste Anrufer der Sendung seinen Traum: er ist einen Baum hochgeklettert und ratlos. Die Dame deutet ihm, dass es aufwärts geht, seine Lage wird sich bessern..

Aber nicht immer sind die Träume so eindeutig und manchmal werden den Anrufern wie nach einer Beichte rituelle Handlungen empfohlen. Der Schlafende vom bunten Sofa wandelt weiter durch verschiedenste Szenerien, er ist wohl derjenige, der einen Traktor in sein Dorf bringen wollte. War es nur ein Traum oder hat er ihn verwirklicht? Am Ende jedenfalls schläft er immer noch. 

Dieser Film wird gleichzeitig im Unseen als Teil unserer #Junction_Nairobi gezeigt, gefolgt von einer gemeinsamen Diskussion.

Bruno Rocchi wurde 1983 in Bergamo geboren, studierte Film an der Universität von Bologna und besuchte eine Reporterschule in Mailand. 2014 drehte er die Reportage MONTE GOUROUGOU (9 min) und 2015 BLED EL MAHKZEN (45 min), einen Dokumentarfilm über Macht und Wirtschaft im Norden Marokkos. Sein neuestes Werk ist das Ergebnis eines Abenteuers an der Grenze zu Senegal auf den Spuren eines Mannes, der einen Traktor in sein Heimatdorf bringen wollte.

LIGHT UPON LIGHT

Der dänische Anthropologe Christian Suhr begibt sich auf eine Reise durch Ägypten und in die spirituelle Welt der Sufis. Gemeinsam mit seinem islamischen Freund Muhammad trifft er zahlreiche Gläubige zu Gesprächen und filmt Hadra-Rituale. Die Nähe zu Allah wird oft als Erfahrung von Licht beschrieben und mit diesem Motiv startet eine beeindruckende filmische Suche nach dem Licht. Denn die Kamera liebt und braucht das Licht: zwischen einem der Realität verhafteten Medium und den spirituellen Erzählungen begeht der Film einen spannenden Balanceakt.  

Suhr berichtet von einem eigenen „erleuchteten“ Moment in einer christlichen Kirche. Und fragt, ob es denn dasselbe Licht wie das der Sufis sein könnte. Muhammad sagt: da ist eine Wahrheit, eine Realität, ein Licht – aber es manifestiert sich unterschiedlich….  

Christian Suhr ist Filmemacher und Professor an der Fakultät für Anthropologie der Universität Aarhus, Dänemark. Während seiner Feldforschung in Ägypten, Dänemark und Papua-Neuguinea hat er Erfahrungen mit Geisterbesessenheit, psychischen Erkrankungen und religiöser Heilung erforscht und untersucht, wie das Medium Film genutzt werden kann, um sich unsichtbaren Dimensionen des menschlichen Lebens zu nähern. Er ist der Autor und Regisseur des preisgekrönten Films und Buches DESCENDING WTH ANGELS über Besessenheit, Psychiatrie und islamischen Exorzismus (2013). LIGHT UPON LIGHT ist der erste Film einer geplanten Trilogie mit dem in Kairo ansässigen Filmkollektiv Hassala Films. Weitere Filme: UNITY THROUGH CULTURE (2011), Freiburger Filmforum 2013); NGAT IS DEAD (2009); WANT A CAMEL, YES (2006). 

Regie: Christian Suhr
Kamera: Christian Suhr, Amira Mortada, Muhammad Mustapha
Buch, Montage: Muhammad Mustapha, Christian Suhr
Produktion: Hala Lotfy

YOON

Der Pass des Senegalese Mbaye ist voller Stempel. Seine Familie lebt in Portugal, er mehr im Auto als zuhause. Mbaye sichert den Kurierdienst zwischen den Kontinenten. Regelmäßig fährt er von Lissabon nach Dakar und zurück, den zwei Orten, die er als Heimat bezeichnet. Das sind 4.000 Kilometer mit einem alten Peugeot 504 vollbepackt bis unters Dach, mit Gütern und Aufträgen von Familie und Bekannten aus der entfernten Diaspora.  

Die Kamera ist sein Beifahrer, sie schaut und hört vor allem zu. Mehr als mit dem Lenkrad ist der Fahrer mit dem Handy beschäftigt. Es herrscht ständiger Funkkontakt, mit der Familie, und seine „Kunden“ melden weitere Wünsche und Fragen an. Wenn all die Waren und Geschenke die Kundschaft erreicht haben geht es zurück mit einer Ladung afrikanischer Masken. Am Ende liegen sie ausgebreitet auf einem Tuch auf einem portugiesischen Markt, als verkörperten sie die zahllosen Stimmen im Film: „Yes, I’m fine, all good back here, we’ll stay in touch.“ Mbaye hat seinen Auftrag im migrantischen Netzwerk erfüllt. 

PEDRO FIGUEIREDO, geboren 1984, ist ein portugiesischer Filmemacher, Anthropologe und Architekt. Sein berufliches und kreatives Schaffen konzentriert sich auf Grenzen, erzwungene Vertreibung und soziale und räumliche Segregation. Er hat Kurzfilme wie CURUPIRA (2016), BULWARK (2016), WITHERING REFUGE (2020) oder SIZIGIA (2021) gedreht.   

RICARDO FALCÃO, geboren 1980, ist Filmemacher und Anthropologe. Seit 2007 konzentriert er sich in seiner Arbeit auf den Senegal, ein Land, in dem er lange Zeit ethnografische Studien durchgeführt hat. Die Ethnografie steht bei ihm im Mittelpunkt. Seine erste Erfahrung mit dem Film war der ethnografische Dokumentarfilm WALO WALO im Jahr 2009. 

Regie, Buch: Pedro Neto, Ricardo Falcão
Kamera: Pedro Neto
Ton: Ricardo Falcão
Musik: Mattia Bonafini, Filipe Palha
Montage: Francisco Moreira
Produktion: Joana Ferreira, Isabel Machado
Verleih: Sopro Filmes

WANDERING, A ROHINGYA STORY

Hier ist ein Ort jenseits von Raum und Zeit“ sagt Kalam, der die Zuschauer durch das größte Flüchtlingslager der Welt in Bangladesch führt. Seine poetischen Worte bilden das Gerüst dieses Films. 600.000 Rohingya leben in dieser Stadt dicht an dicht, mit Hilfsgütern notdürftig versorgt, schon seit Jahren. Wenn es regnet, werden die Wege zu Bächen, man watet durch Schlamm, nur die Kinder und Jugendlichen spielen dennoch hingebungsvoll Fußball in all dem Matsch. Und bei Wind lassen sie Drachen steigen. Keiner darf das Lager verlassen. Der Blick der Kamera wird ständig durch Gitter aller Art versperrt, doch sie findet Wege in die Hütten und weiß die Menschen in schönstem Licht zu zeigen. Umso krasser der Gegensatz zu ihren Berichten von Vertreibung, Mord und Vergewaltigung. Die Kamera ruht auf Gesichtern, auf den Alltagsgesten, eine Schwangere näht ein Kleid, die Mutter kämmt die schwarz-glänzenden Haare der Tochter. Eine Hütte wird gebaut, die Hühner gefüttert. Das Leben geht auch im Stillstand weiter. Kalam will nur Freiheit, und dass die Welt erfährt von dieser Tragödie. 

Olivier Higgins und Mélanie Carrier sind Filmregisseure und Produzenten aus Quebec, Kanada. Im Kontext dieses Films entstand auch die multidisziplinäre Ausstellung “Wandering, a Rohingya Story” die im Nationalmuseum der Schönen Künste von Quebec (MNBAQ) zu sehen ist. 

Regie: Olivier Higgins, Mélanie Carrier
Kamera: Renaud Philippe, Olivier Higgins
Montage: Olivier Higgins, Amélie Labrèche
Produktion: möfilms
Verleih: SPIRA, Québec

MOTORRODILLO

Seit fast 20 Jahren versorgt die selbst-organisierte Motorrodillo Associacion die Menschen in Kolumbien mit einem erschwinglichen Nahverkehrsmittel. Es sind zusammengeschusterte Plattformen mit Sitzen für Passagiere, Platz für Gepäck, kombiniert mit einem Motorrad, welches das Gefährt auf einem wackligen stillgelegten Schienenweg durch Urwald, über Flüsse und durch Städte manövriert. Obwohl alles improvisiert wirkt, klappen der Transport von Menschen und Lasten wunderbar. Doch der Staat will sich einmischen, alle Fahrer sollen den Führerschein und eine Krankenversicherung nachweisen. Bisher ging immer alles reibungslos, was jetzt kommt ist ungewiss.  

Alba Jaramillo lebt zwischen Kolumbien, New York und Paris. Sie studierte Medienkunst an der State University of New York, Buffalo. Derzeit arbeitet sie als Redakteurin für BBC Reel und als Produzentin für CNN’s Great Big Story. In ihren Arbeiten kombiniert sie Video, Audiokompositionen und ortsgebundene Medien, um die Begriffe der Überschreitung des privaten und öffentlichen Raums zu untersuchen. Filme: PROJECT FOR A COLLECTION (2013, 10 min); REMATE ESPECIAL (2015, 3 min). 

Regie: Alba Jaramillo
Kamera: David Horacio Montoya
Montage: Francine Lemaître
Ton: Andres Acevedo, Manuel Vidal
Produktion: The Kingdom

VEINS OF THE AMAZON

Flüsse sind die Lebensadern der Erde – VEINS OF THE AMAZON füllt diesen Begriff mit Inbrunst, indem er schaut und zuhört, was der Fluss für die an seinem Ufer lebenden Menschen bedeutet. Die Fähren auf dem Amazonas in Peru befördern alles und jeden, Säcke voll Reis und Kartoffeln, Bananen, Baumaterial, Möbel, Fässer oder Vieh und die zahllosen Menschen, die das alles im sonst von keinem Verkehrsmittel erschlossenen Regenwald benötigen.  

Die Kamera ist meist mittendrin. Beim Ausstieg eines Bullen, den zehn Mann kaum bewältigen, wackelt mal die Einstellung. Dann wieder ruht sie auf der Totalen einer bunt bepackten Ladefläche, den Schläfern in Hängematten. Wenn ein ganzes Dorf dem anlegenden Schiff am Ufer entgegenströmt, um Snacks, Früchte, Getränke zu verkaufen, pulsiert das Leben.  

Während die Kamera beobachtet, mischen sich Gespräche ins Off; mit dem Dockarbeiter oder Koch, dem Kapitän oder einzelnen Passagieren. Das Publikum wird zum stummen Gesprächsteilnehmer und erfährt, was diese Verkehrsader für das Kollektiv der indigenen Gemeinschaften bedeutet.  

Álvaro Sarmiento ist Dokumentarfilmer, Gründer und Direktor von HDPERU, einer gemeinnützigen Organisation, die Filme zur Verteidigung der Rechte der indigenen Völker und zum Schutz der Umwelt in den Anden und im Amazonasgebiet von Peru produziert. Alvaro studierte Medien, Kommunikationswissenschaften und Film an der Universidad de Lima in Peru, der Estacio de Sa Universität in Brasilien und absolvierte einen MFA in Filmmaking an der Ohio University in den USA.    

Terje Toomistu ist Anthropologin und Dokumentarfilmerin aus Estland. Sie arbeitet derzeit als Forschungsstipendiatin an der Universität Tartu, Institut für Kulturforschung, und erhält ein Noor-Eesti-Stipendium des Postimees Fund. Ihre Hauptschwerpunkte sind Geschlecht, Mobilität und Affekte. Ihre Forschungsschwerpunkte sind indonesisches Geschlecht und Sexualität sowie die späte sowjetische nonkonformistische Jugend.   

Diego Sarmiento wurde in Peru geboren und ist Dokumentarfilmer. Er studierte Medienproduktion an der Universidad Catolica in Lima und ist ein Berlinale Talents Alumni.

Regie: Álvaro Sarmiento, Terje Toomistu, Diego Sarmiento
Buch: Terje Toomistu
Kamera: Diego Sarmiento
Montage: Fabricio Deza, Álvaro & Diego Sarmiento
Produktion: Álvaro & Diego Sarmiento
Verleih: Pascale Ramonda

ONE OF US NOW

ONE OF US NOW ist ein Film von und mit Maya Steinberg. Die Regisseurin Maya bezeichnet sich als säkulare Israelin. Als queere und feministische Frau lebt Maya im Kontrast zu ihrem Vater, der ein spätes religiöses Erwachen hatte. Bei einem mehrwöchigen Besuch der Grabstätte von Rabbi Shimon bar Yochai in Galiläa, einem wichtigen Ort für Mayas Vater, versucht die Filmemacherin, dessen ultra-orthodoxe Realität zu verstehen. Gibt es hier einen Platz für Frauen? Und kann es einen Platz für queere Menschen geben? 

Anhand Mayas persönlicher Erfahrungen, Begegnungen und Beziehungen ergründet ONE OF US NOW diesen faszinierenden Ort und seine religiöse Gemeinschaft. Der Film lässt uns das starke Spannungsfeld in einem Kontext spüren, in dem die Frage nach Zugehörigkeit und Ausschluss starren Regeln und Traditionen folgt.