YIRI KAN

Der Film beschreibt, wie ein Junge von seinem Vater lernt, das Balaphon, ein afrikanisches Xylophon zu bauen. Gleichzeitig lernt er die Bedeutung des Balaphons im Sozialleben der Dörfer kennen und erfährt durch Legenden einiges über die Ursprünge und die Verwendung des Instruments.

BOULEVARD D’AFRIQUE

Soukey hat gerade ihre Reifeprüfung am Lyzeum in Dakar abgelegt. Nach einer mit Musik und Tanz verbrachten Nacht kommt sie nach Hause zu ihren Eltern, die ihr ihre zukünftige Hochzeit mit einem Industriellen, dem sehr ehrwürdigen ‘Medaillienonkel’ ankündigen. Aber Soukey sieht ihre Zukunft anders. Sie möchte ihr Studium fortführen und ist in einen anderen Mann verliebt: in Mandou, einen jungen Doktor des Zivilrechts, der gerade aus Paris kommt. Mit Hilfe ihrer Freunde wird sie alles unternehmen, um ihre Verlobung rückgängig zu machen. Aber glücklicherweise entscheidet das Schicksal anders, denn noch bevor der Komplott beginnt, kündigt das Radio die Verhaftung und Gefängnisstrafe von ‘Touton Medailles’, dem ‘Medaillienonkel’ an, wegen ‘zu schneller Bereicherung’. Soukey jubelt, ihre Eltern sind verzweifelt; vorbei ist es mit der Villa, den Autos und der Sicherheit. 

Die triumphierenden Kinder vergeben ihren irregeleiteten Eltern und zwingen sie, der Farandole zu folgen, die über den Umweg zum Gefängnis Onkel Gueye befreit, der sich dem Gefolge anschließt, um am Strand die Liebe von Soukey und Madou zu feiern.

Jean Rouch hat die von TamSir Doueb im ‘Café de la Danse’ in Paris aufgeführte musikalische Komödie in die Straßen von Dakar verlegt. Ein Versuch, “italienisches Szenentheater und Straßentheater mit dem Wind, dem Meer und der Sonne” zu versöhnen. Dabei wurden die Regeln eines Dokumentarfilms respektiert, nur eine Aufnahme pro Szene gemacht, ohne Wiederholung. Ein Film, in dem alle Sprachen vom Französischen bis zum Mossi, von Wolof bis Bambara gesprochen werden und der von der Liebe handelt.

NAZAR

NAZAR
Regie: Mani Kaul; Buch: Sharmistha Mo
hanty und Mani Kaul nach einer Novelle
von Dostojewski; Kamera: Piyush Shah;
Schnitt: Lalitha Krishna; Musik: Vikram Joglekar, D. Wood,
Indien 1990; 35 mm; Farbe 100 min.

Grundlage der Geschichte bildet eine Novelle von Dostojewski. Ein Mann läßt die Vergangenheit seiner Ehe Revue passieren. Dabei nimmt die Vorstellung der Frau idealisierte Züge an. Er glaubt, die Frau zu besitzen. Er bemerkt indes nicht, daß er sie in ihrem Unabhängigkeitswillen unterdrückt. Die stillen Konflikte sind die ersten Zeichen des Bruches. Auseinandersetzungen, Hoffnung, Haß führen zu einem schlimmen Ende. 

SIDDHESHWARI

SIDDHESHWARI behandelt die Tradition der ‘Thumri’- Musik, die sich ‘Gandharva’ nennt, eine Huldigung an die himmlischen Musikanten von Indras Hof. Diese Tradition geht auch auf die Mahabaratha-Sage zurück. Der Film folgt keinem linearen Erzählmuster, sondern geht wie der Thumri’ verschiedenen Linien im Leben der Sängerin Siddeshwari nach: ‘Siddhi’ als junges Mädchen im Haus ihrer Tante, ihre ersten Gesangsversuche, ihr leidenschaftliches und stilles Engagement beim Unterricht durch ihren Lehrer. Weil sie es wagt, Fragen zu stellen, wird sie aus dem Haus ihrer Tante in die Straßen von Benares gejagt, der großen heiligen Stadt. Im Haus ihres Lehrers findet sie Aufnahme, setzt ihren Unterricht fort und findet Anerkennung als große Sängerin. Ihre Stimme verdichtet alle Entbehrungen der Kindheit, den Schrecken und auch die Schönheit von Benares, zu einer im ‘Thumri’ bis dahin nicht gekannten Musik. Ihr halbes Leben bleibt Siddheshwari heimatlos, singt, kocht und gibt demütig jedem, der über ihre Türschwelle tritt. Als sie stirbt, hinterläßt sie eine Ausdruck gewordene Leidenschaft, die die Mannigfaltigkeit des Lebens feiert.
(20. Internationales Forum des Jungen Films, Berlin 1990)

In SIDDHESHWARI versucht Kaul, die besondere Form von ‘Angst’ zu zeigen, aus der ihr Thumri’-Gesang entsteht. Die bewegte Komposition der Bilder von den gewundenen Gässchen in Benares korrespondiert mit den anmutigen Schleifen des Gesangs. Kauls Sache ist es nicht, unbedeutende naturalistische Details hervorzuheben, die einen Teil der Umgebung seines Künstler-Themas ausmachen. Im Gegenteil vermeidet er geflissentlich die verkürzende Darstellungsweise angeblicher ‘Authentizität’. Er behandelt seine Filme wie magische Mandalas. (Arun Khopkar, in: Cinema in India, OkUNov 1989) 

MATI MANAS

Zu Beginn von MATI MANAS sagt ein Töpfer: “Die Werke des Töpfers sind keine bewußten Geschöpfe wie die Geschöpfe Brahmas, die Menschen. Das Nichtbewußte vermag nicht zu sprechen, der Mensch indes könnte ohne diese Geschöpfe nicht leben.” Am Schluß des Films, als sich der Bogen schließt, heißt es in dem letzten Mythos: “Der Töpfer ist Brahma, Diese Lehmgefäße, die wir herstellen, werden ewig bestehen. Die menschliche Hülle hingegen wird verwesen…”

Mani Kaul knüpft hier an die Tradition der Verbindung von Mythologie und Alltag an. Aus dem Halbdunkel eines Museums mit Terrakottagefäßen der Frühzeit leitet er über zu den Töpfern von heute, die diese Tradition in ihren Werken fortsetzen und füllt diese ‘Museumsstücke’ wieder mit neuem Leben. Mani Kaul führt uns von der weiten indischen Zentralebene (Rajasthan, Uttar Pradesh, Bihar und Bengalen) - die eine der ältesten Kulturen der Welt hervorbrachte - bis in den äußersten Süden, um uns eine Materialgeschichte vor Augen zu führen, zu der wir jede Verbindung verloren haben. (Ashish Rajadhyakasha, in: Indian Cinema 1980-85, Neu Delhi) 

DHRUPAD

Der Film ist einer Form der klassischen indischen Musik gewidmet, die auf das 15. Jahrhundert zurückgeht. Gleichzeitig benutzt DHRUPAD sein Thema aber auch als einen Vorwand zur dokumentarischen Gestaltung subtiler Rätsel, architektonischer Strukturen und stilisierter Formen der Ekstase. Mani Kaul, ein kompromissloser junger indischer Regisseur, entwickelt in seinem Film die ätherische Vision von Ruinen-Städten und höfischen Gärten, während er gleichzeitig die bemerkenswerten, trancegleichen Musikdarbietungen der Dagar-Brüder einfängt. Sie sind die Abkömmlinge einer Familie, die sich seit mehr als einem Dutzend Generationen mit der Dhrupad-Musik beschäftigt. (Produktionsmitteilung)

Dhrupad ist die Kurzform von Dhruva-Pad. Dhruva ist der Name des mächtigen und konstanten Gestirns am nördlichen Himmel und Pad bedeutet Komposition. Dhrupad ist eine konstante, mächtige und reine Form der indischen Musik.
Indien besitzt ein großes Erbe, das auf mehrere Jahrtausende zurückgeht. Musik ist immer persönlich gewesen - ein Musiker singt zu Haus oder am Hof des Königs für ein paar Auserwählte. Anders als die westliche Form der Symphonie ist die indische Musik etwas intim Vertrauliches, das man mit strenger Disziplin und absoluter Hingabe von einer Generation an die nächste weitergegeben hat. Die Musiker improvisierten die verschiedenen Ragas (eine einfache, auf fixierten Noten beruhende Melodie, die durch die Improvisation ausgearbeitet werden kann) mit großer Ausdauer und entwickelten ein Verhältnis zwischen dem Raga und der Umgebung. Manche Ragas sind nur für den Morgen gedacht und werden nie am Abend gesungen. Jeder Raga entspricht einer bestimmten Tageszeit. (14. Internationales Forum des Jungen Films, Berlin 1984)

DHRUPAD ist eine Meditation über Musik. Die Musikaufführung in Jaipur, der ‘rosa Stadt’ von Rajastan, korrespondiert mit dem Aufbruch ins Zeitalter der Aufklärung (…) Die morgendlichen und abendlichen Ragas scheinen die Zeit anzuhalten; die Instrumente scheinen den Raum zu erweitern. Kauls Films skizziert Schritt für Schritt die Konfiguration einer vergeistigten Trance.
(Elliot Stein, in: Cineme India-International, Jan-März 1984)

BEFORE MY EYES

Ein Auftragsfilm des Tourismus-Instituts von Kaschmir und Jammu. Für Kaul selbst ist der Film “ein filmisches Gemälde des Kaschmir-Tals, ohne Kommentar und Dialog, dessen Schönheit mehr hat als den Reiz einer Touristenattraktion. 

ARRIVAL

ARRIVAL ist eine Studie über die berstende Metropole Bombay, die täglich von arbeitssuchenden Menschenmassen und Waren aus dem Umland überschwemmt wird…

CHITRAKATHI

Chitrakathi’ bedeutet die Kunst, religiöse Szenen mit Hilfe von Ledermarionetten darzustellen. Der Filme zeigt die Künstler aus Konkan und Maharashtra, die es zusehends schwerer haben, ihre alte Tradition fortzuführen.