Das EAIVA ist eine deutschchinesische Gemeinschaftsgründung und wurde 1999 mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Volkswagen (Hannover) von der Yunnan University und dem Institut für den Wissenschaftlichen Film (IWFGöttingen) in Kunming an der Yunnan University eröffnet.
Das EAIVA ist das erste Institut für Visuelle Anthropologie in der VR China. Weder in China, noch sonst in Asien, gibt es etwas Vergleichbares. Die Yunnan University ist sich ihrer Vorreiterolle bei der akademischen Etablierung dieses Faches in China daher durchaus bewusst. Nachdem im April/Mai 1995 gemeinsam vom IWF und dem Institute of Nationality Studies (INS) in Beijing eine erste internationale Tagung zum Thema »Visuelle Anthropologie« organisiert werden konnte, deren direktes Ergebnis die Etablierung der »Chinese Association of Visual Anthropology« war, gelang mit der Gründung des EAIVA in Kunming ein neuer und hoffentlich dauerhafter Anschub für diese auch im Westen noch keinesfalls überall fest etablierte Subdisziplin einer allgemeinen »Social /Cultural Anthropology«. Ziel und Zweck des EAIVA ist es, sowohl in Theorie und Praxis die Grundlagen einer »Visuellen Anthropologie« und allg. des »Ethnographischen Films«, sowie die allg. Inhalte einer heutigen Mediendiskussion in China hanchinesischen, d.h. Angehörigen der zahlenmässigen Majorität, als auch Angehörigen sog. »Nationaler Minderheiten«, d.h. ethnischer Minoritäten zu vermitteln. In der Pilotprojektphase konnte ein mehrmonatiger »graduate course«, ein Curriculum, eingerichtet werden, das es den Teilnehmer/innen ermöglichte, mit einem in China anerkannten M.A. in Visual Anthropology abzuschliessen und sich somit eine heissbegehrte Zusatzqualifikation zu erwerben.
Voraussetzung für diesen Abschluss war natürlich zunächst die Einrichtung der technischen Räumlichkeiten und die Etablierung des videotechnischen Equipments. Am EAIVA wird mit semiprofessionellen digitalen Sony-Videokameras (Sony 1000) gefilmt und der nichtlineare, digitale Schnitt erfolgt mit Hilfe des Casablanca-Schnittsystems. Insgesamt sind am EAIVA 6 Casablanca-Schnittplätze vorhanden. Für das erste Curriculum in »Visueller Anthropologie« wurden zunächst 12 Studenten/innen zugelassen, deren Zahl sich innerhalb der ersten Monate auf 9 reduzierte, die dann im Januar 2000 das Curriculum erfolgreich mit der Produktion eines gemeinsamen (in 8 Fällen) und eines einzelnen Filmes (Yi Sicheng John, dessen Film »Qing the Newspaperman« in Freiburg gezeigt wird), abschlossen. Unter den 9 Teilnehmern/innen befanden sich 3 Angehörige ethnischer Minderheiten, 2 Naxi und eine Hui(chin. Moslems)-Studentin. In den ersten Wochen bzw.Monaten wurde der Unterricht von Paul Harris (Köln-Absolvent des Granada Centre for Visual Anthropology-Manchester) und den Kameramännern bzw. Editoren Manfred Krüger (IWF-Göttingen) und Udo Alberts (Köln) durchgeführt. Ab Mai 1999 bis Januar 2000 übernahm dann Barbara Keifenheim (Berlin) den Kurs und war sowohl für den theoretischen Teil, als auch für den praktischen Filmteil, hauptverantwortlich. Zwischenzeitlich unterstützte wiederum Manfred Krüger (IWF) und Mark Woolstencroft (Manchester) die Film- bzw. Schnittarbeiten der Studenten/innen.
Mit der Produktion von 5 Studentenfilme konnte das EAIVA Anfang des Jahres 2000 eine vorläufige erste Erfolgsbilanz ziehen. Z.Z. befindet sich der Folgenantrag (Antragstellerin Frau Prof. Dr. Gudula Linck Institut für Sinologie- Universität Kiel) auf Weiterführung des EAIVA bei der Stiftung Volkswagen in Bearbeitung. Wir (Karsten Krüger- Project Manager, Andrea Stelzner – Organizational Management, Barbara Keifenheim- senior long-term lecturer) und alle anderen am Projekt beteiligtenwestlichen und chinesischenMitarbeiter, hoffen, dasswir unsere Arbeit noch in diesem Jahr wieder in Kunming aufnehmen können. Geplant sind 12 weitere Studentenfilme bis zum Jahr 2003 , der Ausbau des EAIVA zu einer wissenschaftlichen Forschungsstätte für westliche Visuelle Anthropologen/innen und Filmemacher/innen in Yunnan, und die Organisation einer zweiten internationalen Konferenz zum Thema »Visuelle Anthropologie« in China. Vorausgesetzt, dass ein zweites Curriculum bis 2003 durchgeführt werden kann, besteht Hoffnung auf eine langfristige Perspektive und die Weiterführung des EAIVA ab 2004 durch die Yunnan University. Göttingen / Kunming, April 2001, Karsten Krüger