DE STAND VAN DE ZON - The Eye of the Day

Eine schwere politische und ökonomische Krise zwang 1998 Präsident Suharto zum Rücktritt, nach 32 Jahren im Amt. Dies war der Beginn einer Unruheperiode, in Indonesien bekannt als ‚Reformasi‘. Bei einer Bevölkerungszahl von 200 Millionen erlebt Indonesien ständig politische Veränderungen, die von religiösen und ethnischen Spannungen, Massendemonstrationen und Gewalt. Armut und Hunger sind die Folge. 

THE EYE OF THE DAY dokumentiert diese Konflikte, wie sie ausgetragen werden in verschiedenen Lebensrealitäten: bei der 60-jährigen Rumidjah, ihren beiden Söhnen Bakti und Dwi, sowie bei Ibu Sum. Leonard Retel Helmrich taucht in ihren Alltag ein. Seine mobile DV-Kamera bewegt sich auf die Personen zu, begleitet Rumidjah aufs Land zu ihren Verwandten, folgt Bakti zu den Studentendemonstrationen gegen die Militärs, und begibt sich mit Ibu Sum auf die Müllhalde, wo ihre Freunde nachts Abfälle sammeln.

Als Helmrich 1995 eine Demonstration filmte, wurde er festgenommen und als ein angeblicher Spion inhaftiert und danach zur persona non grata erklärt. Bis 1997 konnte er nicht nach Indonesien zurückkehren - und gleich noch in jenem Jahr begann er, Rumijah und ihre Familie mit seiner Kamera zu bekleiden. 

Leonard Retel Helmrich wurde 1959 in Tilburg, Holland geboren. Sein Vater war Plantagenbesitzer in Indonesien und verheiratet mit einer Javanerin. Helmrich studierte Film an der Holländischen Film- und Fernsehschule und war Dozent an zahlreichen Kunsthochschulen.
Filme u.a.: SCHOONHEID VAN GEVAAR (1984); HET PHOENIX MYSTERIE (1990); WINDHUISJES (1992); WORMEN (1994); JEMAND AUF DER TREPPE (1994); ART NON-BLOK (1994-1996); THE BODY OF INDONESIA’S CONSCIENCE (2000); DE STAND VAN DE ZON PART 2 (WORKING TITLE) (2002).

PROMISED PARADISE

Aus dem Innern eines Fernsehers aus Karton, spielt der Troubadour Agus vor Kindern das Attentat vom 11. September 2001 in New York nach. Eine Spielzeugverpackung stellt die Twin Towers dar, ein kurioses Fisch-Flugzeug die Terrorwaffe. Er streckt seinen Kopf durch den Bildschirm und gibt Vorwarnung: “Was ihr am Fernsehen seht, ist alles falsch, hier aber sind die Leute aus Fleisch und Blut”. Diesen Illusionen und Vorspiegelungen will Leonard Retel Helmrich in Begleitung des Künstlers nachspüren. Er begleitet Agus auf der Suche nach Versöhnung mit seinem Glauben und behält dabei das von Terror und islamistischem Fundamentalismus erschütterte Indonesien im Auge. Die Schlüsselfrage dieser politisch-spirituellen Reise lautet: wie kann jemand glauben, dass Töten die Pforten zum Paradies öffnet? 

Der Film PROMISED PARADISE hinterfragt das Konzept der Repräsentation. Realität und Theater prallen aufeinander und machen Widersprüchlichkeiten und Ungereimtes innerhalb der indonesischen Gesellschaft sichtbar. Agus provoziert und verunsichert. Mal ruft er seine Empörung über die Attentate laut aus, mal spricht er unterschiedliche Leute, z.B. einen Muezzin in den Straßen von Bali und Jakarta direkt an. Um zum inhaftierten Bali-Attentäter Imam Samudra vorgelassen zu werden, gibt er sich gar als Sympathisant aus, aber das Interview entpuppt sich zum Schluss als geschickter Zusammenschnitt aus echten Fragen und Antworten aus einem Videoband vom Schwarzmarkt. 

FLIGHT FROM HEAVEN

Halb Kind noch und doch schon bald erwachsen, soll Johan, ein javanischer Bauernjunge, im Internat mit andern Jugendlichen zusammen in die arabische Sprache und ins Feuer des Glaubens eingeführt werden. Die Bücher dazu kommen aus Saudi-Arabien. Er betritt eine Welt, in der Osama Bin Laden und Jamal Islamiah, nicht Terroristen, sondern Kämpfer gegen Ungläubige und damit Idole sind. Neben der politischen Diskussion bestimmt die Umsetzung des Glaubens in Gebet und Gottesdienst das soziale Leben. Das stetige Zusammensein und die gemeinsam in großen Schlafsälen verbrachten Nächte lassen keine Privatsphäre zu und verunmöglichen beinahe jegliche Form von Individualismus.

Helmrich ist in FLIGHT FROM HEAVEN mit seiner Kamera, die fast immer in Bewegung ist, sehr nahe am Geschehen. Er sucht inmitten der Gläubigen, der Lehrer und der Schüler nach Ausdruck von Gefühlen. So entsteht der Eindruck von menschlicher Nähe zu Johan, der versucht, sich in der Schule zurechtzufinden und sich dabei verändert. Zuerst ist er ängstlich, später neugierig und respektvoll, dann aber wird er immer misstrauischer und ablehnender. Schließlich flieht er und kehrt vorübergehend zu seiner Familie zurück… am selben Tag, an dem die Bilder der Terroranschläge auf Bali über die Fernsehschirme flimmern.

Leonard Retel Helmrich wurde 1959 in Tilburg, Holland geboren. Sein Vater war Plantagenbesitzer in Indonesien und verheiratet mit einer Javanerin. Helmrich studierte Film an der Holländischen Film- und Fernsehschule und ist Dozent an verschiedenen Kunst-und Filmhochschulen. Filme u.a. PROMISED PARADISE (2005), STAND VAN DE MAAN (2004), THE EYE OF THE DAY (2001), THE BODY OF INDONESIA’S CONSCIENCE (2000).