CANNIBAL TOURS
Australien 1988 | 70 Min. | 35 mm, OmU
Kurz nach der atomaren Bombardierung von Hiroshima und Nagasaki, suchten amerikanische Militärs nach einem geeigneten Gelände für weitere atomare Tests. Sie wählten die Marshall-Inseln, eine Gruppe kleiner Atolle mitten im Pazifik. Die Amerikaner hatten die Inselgruppe soeben von den Japanern zurückerobert. Die melanesischen Einheimischen waren nicht sehr zahlreich und international politisch völlig machtlos. Das von den Amerikanern 1947 mitunterzeichnete »United Nations Strategic Trust Agreement« hätte sie eigentlich verpflichtet, die Grundrechte und die Freiheit der Inselbewohner zu respektieren und zu schützen. Nichtsdestotrotz zündete die »U.S. Atomic Energy Commission« zwischen 1946 und 1958 mindestens 66 Atom- und Wasserstoffbomben auf den Inseln. ‚Bravo’ war der Codename für den ersten H-Bomben-Versuch. Später veröffentlichte Dokumente haben gezeigt, daß die Amerikaner der Sovjetunion zeigen wollten, daß sie über solche Waffen verfügten. Sie wollten aber auch soviel Erfahrungen wie möglich über die Wirkung des atomaren Fallouts sammeln. Obwohl die ‚Bravo’-Bombe fünfhundertmal stärker war als frühere Testbomben, wurden die Bewohner der Insel Rongelap weder gewarnt noch evakuiert. Die Bombe wurde zwar auf einem menschenleeren Atoll gezündet, aber die Winde bliesen den Fallout in Richtung Rongelap. In derselben Nacht schon entwickelte die ganze Bevölkerung Krankheitssymptome. Amerikanische Schiffe in den Gewässern um Rongelap erhielten den Befehl, das Gebiet zu verlassen, obwohl sie die verstrahlten Menschen hätten retten können. Als diese Fakten dann öffentlich wurden, beriefen sich die U.S. Militärs auf den Wind, der unerwartet seine Richtung geändert und so zu dem »Unglück« geführt habe. In HALF LIFE zeigt O’Rourke mit erschreckender Deutlichkeit auf, daß die Verstrahlung der Bevölkerung von Rongelap absolut kein ‚Unglück’ war, sondern Teil eines zynischen Planes, die Melanesier als menschliche Versuchskaninchen in einem wissenschaftlichen Projekt zu mißbrauchen.