Lisbet Holtedahl

Bereits als Kind war Lisbet Holtedahl fasziniert von Menschen und Gegenständen aus anderen Lebenswelten. Als junge Erwachsene besuchte sie 1964 in Paris zum ersten Mal Vorführungen ethnografischer Filme im Musée de l’Homme. Dort traf sie auf Jean Rouch, der ihr Interesse an Afrika, dem Film und der Ethnografie befeuerte. Die Schwierigkeiten bei der Vermittlung von Eindrücken aus Afrika wurden ihr früh bewusst. In ihrem ersten Film NIGER-NORGE (1975) behandelt sie die Lebensverhältnisse von Frauen in einem Dorf im Ost-Niger und kontrastiert sie mit entsprechenden Aufnahmen aus Tromsø. So entwirft sie für die westlichen Zuschauer*innen einen provokanten Blick auf die eigenen Normalitäten, um mit einem Augenzwinkern Stereotype aufzubrechen. Die Potentiale und Herausforderungen einer adäquaten Übersetzung anderer Lebenswelten mit den Mitteln des Films beschäftigen die Regisseurin bis heute. In ihren Arbeiten denkt Holtedahl das westliche Publikum, dessen Sehnsüchte und Vorannahmen stets mit. Sie möchte Empathie für die Protagonist*innen ermöglichen und dem Publikum Identifikationsraum schaffen. Während sich die Filme der Sensory Ethnography (Freiburger Filmforum 2015) auf sensorische Wahrnehmungsaspekte konzentrieren, im Zuschauer sozusagen ein ‘Mitvibrieren’ erreichen wollen, verfolgt Holtedahl eine narrative Strategie, die auf … mehr
Fr, 31.05.2019 10:00
Anthropologische Filmarbeit: Gelernte Lektionen Als Anfängerin auf dem Gebiet der Anthropologie zeichnete ich Menschen und bat Kinder, es mir gleich zu tun. Ich fotografierte und filmte auch mit 16mm. Das … mehr

The Château

Lisbet Holtedahl
Norwegen 2018 | 113 Min. | OmeU
Do, 30.05.2019 19:30
Al Hajji Mohamadou Ousmanou Abbo ist einer der reichsten Industriellen in Kamerun. Lisbet Holtedahl begleitete ihn über mehr als zehn Jahre, um dieses Porträt zu erstellen. Als roter Faden im … mehr

Wives

Lisbet Holtedahl
Norwegen 2017 | 85 Min. | OmeU
Do, 30.05.2019 13:30
Fr, 31.05.2019 17:30

Der Haushalt eines islamischen Gelehrten. Seit 46 Jahren diente Alhajji Ibrahim Gonji als Richter des Sultanats von Ngaoundéré im Norden Kameruns. Weiterhin erteilt er religiösen Unterricht und widmet sich Koranstudien. WIVES entstand komplett innerhalb seines Anwesens und verfolgt das Alltagsleben und die Beziehungen in einer polygamen Familie. Der Film wendet sich besonders den Frauen dieser Gemeinschaft zu. In intensiven Gesprächen berichten sie über ihre jeweiligen Geschichten, über Abläufe und Regeln im Haushalt, und auch Probleme untereinander kommen zur Sprache.

Diesem Film, gedreht in den Jahren 1997-2001 und erst kürzlich geschnitten, gelingt ein tiefer Einblick in das soziale Gefüge der Gesellschaft dieser Region, wo die Menschen abseits von den Landeszentren auf ihre Weise damit kämpfen, moderne Formen der Erziehung zu akzeptieren und der Marginalisierung und Verarmung etwas entgegen zu setzen. In den letzten Jahren waren sie auch bedroht durch die Übergriffe von Boko Haram.