143 SAHARA STREET
(143 Rue du Désert)
Algerien, Frankreich, Katar 2019 | 100 Min.
Hassen Ferhani
„Mama, I miss you so much,“ so beginnt ein Brief, den Alima an ihre Mutter schreibt. Sie ist eine der unzähligen Indonesierinnen, die im ehemaligen Niederländisch-Ostindien der 1940er Jahre als „Babu” oder Kindermädchen für eine niederländische Familie arbeitet. Die Stimme einer Erzählerin, die zu ihrer toten Mutter spricht, schwebt durch dieses fesselnde und aufschlussreiche Stück Kino und erinnert an Heimvideos und Wochenschauen. Während der Kolonialherrschaft war es üblich, dass holländische Familien Super8 oder 16mm Filme für Freunde und Verwandte drehten, um ihnen das Leben in der Kolonie zu zeigen: die Kinder, den Reichtum an tropischen Früchten, die exotischen Eigenheiten. Die Dienstmädchen spielten hierbei meist nur am Rand eine Rolle. Aus dieser Herrschaftsperspektive und fast 500 Bildquellen, kontrastiert mit der Erzählung vieler Dienstmädchen kompiliert Sandra Beerends ihr Lehrstück über Themen wie Selbstbestimmung, Frauenrechte und Unterdrückung und entlarvt die Einseitigkeit der Geschichtsschreibung, wie sie vielerorts bis heute gelehrt wird.
Sandra Beerends lebt in den Niederlanden und arbeitet als Autorin, Creative Producer und Regisseurin für den niederländischen TV-Sender NTR und betreibt ihre eigene Produktionsfirma Beruang. Sie koproduziert und schreibt das Drehbuch zu KAUWBOY (2012, R: Boudewijn Koole), ebenso bei dem Kurzfilm ARIGATO (2012, R: Anielle Webster). THEY CALL ME BABU ist ihr erster eigener Film.
Buch, Regie: Sandra Beerends
Montage: Ruben van der Hammen
Musik: Alex Simu
Stimme Alima: Denise Aznam
Recherche: Dorette Schootemeijer, Hans van den Berg
Line-Producer: Celine Baggen
Produktion, Verleih: PVH Pieter van Huijstee, Rudolf Kats rudolf@pvhfilm.nl