RUNAWAYS

Mit ganz einfachen Mitteln begleitet Orzu Saripov afghanische Flüchtlinge, die dem Bombenhagel im Norden des Landes in Richtung Tadschikistan entkommen sind und auf unbewohnte Inseln im Pianj-Fluss fliehen. Die Videokamera ist dabei sehr nahe und beobachtet ganz ohne Kommentar den Ablauf und den Alltag des Exodus. Aufsitzen auf den Esel, Säcke schleppen, Wüstenwanderungen, gefährliche Flussüberquerungen. Alles findet seinen Zweck, Patronenhülsen werden zu Zigarettenhaltern, Autoreifen zu Floßen. RUNAWAYS zeigt eine Seite des Kriegsalltags, die CNN und Co. auszublenden gelernt haben. 

Orzu Saripov, wurde in Duschambe, Tadschikistan geboren. 1993 beendete er sein Studium als Filmautor und -regisseur in Moskau. Seitdem arbeitet er im Tadschikfilm Studio. Filme: ROOTS (1991); MOTHERLAND OF SOUL (1993); CHILDREN OF WAR (1996); SWEET HOME (2000); RUNAWAYS (2004).

Behind the wheel

Tadschikistan gehört zu den Ländern, die weltweit am meisten von Auslandsüberweisungen abhängig sind. Jedes Jahr verlassen hunderttausende Arbeiter auf der Suche nach einer Anstellung das Land. Das zurückgeschickte Geld ist wesentlicher Motor der dortigen Wirtschaft, doch der Boom hat auch seine Schattenseiten: Vorwiegend Männer verlassen das Land zum Arbeiten und hinterlassen ein Tadschikistan mit überdurchschnittlicher Frauenquote. Nigora bleibt allein zurück, während ihr Mann im Ausland nicht genug Geld verdient und sie mit einer anderen Frau betrügt. Kurzerhand macht sie sich als Automechanikerin selbstständig und bricht mit Gendernormen und gängigen Frauenbildern.