TINPIS RUN

TINPIS RUN ist der erste lange Spielfilm, der von einem Filmemacher aus Papua-Neuguinea realisiert wurde. Gleichzeitig, ist TINPIS RUN das Ergebnis der ersten Koproduktion zwischen Papua-Neuguinea und Frankreich. In seiner ursprünglichen Bedeutung steht Tinpis’ für ein nationales Reisgericht in Papua-Neuguinea. In der Umgangssprache des Pidgin-Englisch bezeichnet es jedoch sowohl Sardinenbüchsen wie auch Sammeltaxis. 

Als Folge eines Autounfalls wird Papa, der Taxifahrer, durch die von der Versicherung ausbezahlte Summe endlich Eigentümer eines eigenen Taxis. Als Stammesoberhaupt vom Hochplateau gehörte er zur ersten Generation, die vor Jahren Kontakte mit der Außenwelt aufgenommen hatte. Nach seinem Unfall hilft ihm Naaki, ein junger Papua aus der Stadt. Als Dank dafür verspricht Papa ihm seine Tochter Joanna und schlägt ihm vor, ihn auf seinen Taxi-Fahrten als Assistent zu begleiten. Obwohl sich Joanna und Naaki dem Willen des Vaters widersetzen, verlieben sie sich ineinander.

Der Film thematisiert sowohl das Althergebrachte, orientiert an einer aussterbenden Tradition, wie auch das Neue, das sich an modernen Werten orientiert.

Der Regisseur Pengau Nengo behandelt hier nicht ohne satirisch-burleske Untertöne - sehr unterschiedliche soziale Aspekte des heutigen Papua-Neuguinea.

SINGSING TUMBUAN

Anfang 1989 beschlossen die Ältesten des Dorfes Birap ein Singsing Tumbuan, d.h. eine Maskentanz-Zeremonie zu Beginn der Trockenperiode des folgenden Jahres abzuhalten, um die Trauerzeit für drei verstorbene Dorfälteste abzuschließen. Das Singsing fand im Mai 1990 statt. Dieses insgesamt drei Teile umfassende Dokumentarvideo zeigt die Vorbereitungen und die Ausführung der Tanz-Zeremonie. Es illustriert, wie derartige Zeremonien die Gemeinschaft durch gegenseitige Abhängigkeiten zur Kooperation verpflichten: Differenzen zwischen den Geschlechtern und Generationen werden überbrückt und das durch Reglementierungen geprägte Leben der Dorfbewohner erhält so eine gewisse »Würze«.

Dem Wunsch des Maskentanz-Leiters gemäß, soll diese lange 170-Min.-Version einem kulturell interessierten Kino-Publikum außerhalb Papua Neu Guineas zugänglich gemacht werden. Sie enthält im Gegensatz zu der kürzeren, einem Massenpublikum zugänglichen Fernsehversion, Elemente, die von den Papuas selbst als culturally sensitive betrachtet werden. 

Marsha Berman studierte Ethnologie,Visuelle Anthropologie und Film in den Niederlanden und lebt seit 1986 in Papua Neu Guinea. MASK DANCE ist ihr erster Film. 

KORIAM’S LAWAND THE DEAD WHO GOVERN

KORIAM’S LAW spielt in der Gegend der Jacquinot Bay in Neuguineas East New Britain Provinz. Hier trifft der australische Ethnologe Andrew Lattas den Philosophen und Informanten Peter Avarea aus dem Dorfe Matong, Pomio. Gestützt auf die lebendigen Dialoge stellt der Film das oft missverstandene kulturelle Phänomen des “Cargo-Cult” in einen globalen Zusammenhang. 

Die “Pomio Kivung-Bewegung” wurde 1964 durch den Stammesführer Koriam ins Leben gerufen. Obwohl offiziell verboten, versuchte diese Bewegung in ihrer politischen und religiösen Philosophie den Weg zu jener perfekten Existenz zu finden, den die weißen Kolonialisten zu kennen, aber eigennützig zu monopolisieren schienen. Kivung Führer durchforschten die Offenbarungen der Missionare nach versteckten Wahrheiten und Kodierungen. Sie durchleuchteten Aspekte der kolonialen Verwaltung, des Geldwesens und der Bürokratie nach Hinweisen für deren Machtgehalt. Koriams Hauptproblem bestand darin einen Weg zurückzufinden von jenem Urfehler der Ahnen, der seine Leute in diese unterjochte Lage gebracht haben musste. Er übernahm Teile des Christentums, suchte aber gleichzeitig einen engeren Kontakt zu den Vorfahren und flehte sie an, sich mit ihrer Rückkehr zu beeilen, auf dass die Ungerechtigkeiten und Demütigungen der Rassen enden mögen. 

In KORIAM’S LAW geht es um die heutigen Aktivitäten und Interpretationen der “Pomio Kivung- Bewegung”. Deren Führer wollen zeigen, dass ihre Bewegung sich zur Aufgabe gemacht hat, den Weg für den sehnsüchtig erhofften “Wandel” vorzubereiten und für eine bessere Gesellschaft im Hier und Jetzt zu arbeiten. Uraufführung 

Gary Kildea, geboren 1948 in Sydney. Er gehört zu jener Generation australischer Filmemacher (Ian Dunlop, Dennis O’Rourke, Bob Connolly, Robin Anderson u.a.), die sich gegenseitig inspirieren und oft auch zusammenarbeiten. Mit seinen Filmen, die geprägt sind von einem tiefen Respekt gegenüber den Protagonisten, hat er die Geschichte des 29 ethnographischen Films geprägt. Gary Kildea ist Leiter der Ethnographic Film Unit an der Australian National University (ANU). Filme (Regie): BUGLA YUNGGU (1972); BILONG LIVING BILONG OL (1973); TROBRIAND CRICKET (1974); WHERE DO WE GO FROM HERE? (1976); ILEKSEN (1978); CELSO AND CORA (1983); VALENCIA DIARY (1992); MAN OF STRINGS (1998); KORIAM’S LAW (2005).

NGAT IS DEAD

Was bedeutet es, wenn Anthropologen mit Hilfe teilnehmender Beobachtung die kulturelle Tradition anderer erforschen? Der Film folgt dem holländischen Anthropologen Ton Otto nach Papua-Neuguinea, wo er von einer Familie auf der Insel Baluan adoptiert 23 wurde. Als sein Adoptivvater stirbt, muss er an den Trauer-und Begräbniszeremonien teilnehmen, die aber, was die Form und den Inhalt betrifft, heftig unter den verschiedenen Verwandtschaftsgruppen umstritten sind. Im Laufe der Verhandlungen lernt Ton Otto, wie die Bewohner der Insel Baluan ihre Traditionen gestalten und verändern und nicht zuletzt welche Rolle er selbst dabei spielt. Der Film ist ein Bestandteil einer längeren Feldforschung, wobei die Filmarbeit in den laufenden Dialog-und Austauschprozess zwischen den Insulanern und dem Anthropologen einbezogen wurde. 

Christian Suhr-Nielsen, in Dänemark geboren. Als PhD in Anthropologie am Moesgård Museum und der Universität von Århus tätig. Filme: WANT A CAMEL, YES? (2004), NGAT IS DEAD: STUDYING MORTUARY TRADITIONS (2009).

Ton Otto, 1953 in den Niederlanden geboren, arbeitet als Professor für Ethnologie an der Universität von Århus in Dänemark. Seit 1986 arbeitet er als Wissenschaftler in Papua-Neuguinea und benutzt das Medium Film schon während seiner ersten Feldaufenthalte. 

Tukana - Husat I Asua

Tukana ist ein junger Mann, der sein Studium in der Stadt abgebrochen hat und in sein Heimatdorf zurückkehrt. Seine Eltern wollen, daß er die Lehrerin Josephine heiratet und sich niederläßt. Aber Tukana will noch nicht seßhaft werden; heimlich geht er wieder fort und nimmt eine Arbeit als Fahrer in einer Tagebaumine an. Durch eine kurze Liebesgeschichte mit Lucy, einer ehemaligen Kommilitonin, gerät Tukana in eine unangenehme Situation, denn seine Eltern haben Josephine als seine Braut schon in ihr Haus aufgenommen.

TUKANA erzählt keine Elendsgeschichte, sondern von den persönlichen Schwierigkeiten eines jungen Mannes. Der Film zeigt, daß durch die Polarisierung von Stadt und Land sowie durch die verbesserten Bildungsmöglichkeiten zentrifugale Kräfte entstehen, die die alten Traditionen der dörflichen Gemeinschaft zu zerstören drohen, in die Lucy und Tukana am Ende endgültig zurückkehren. (Festival Katalog 1989)

Sinmia

Kumain Nugia ist Anfang der 50er Jahre in Papua-Neuguinea in Hochland geboren. Sein erster Kontakt zwischen den Baruya, denen er angehört und der modernen Welt datiert Anfang der 60er Jahre. Kumain war 10 Jahre. 1969 trifft er auf den Ethnologen Maurice Godelier, der bei den Baruya arbeitet und wird dessen Informant. Godelier arbeitet mit dem Filmemacher lan Dunlop um die “Sinmia” zu filmen, jene Zeremonie, während der Kumain seine Initiation erfährt.

Während zehn Jahren arbeitet Kumain zusammen mit Maurice Godelier und den jungen Ethnologen seiner Equipe. Auf Wunsch Kumains verbringt er 1981 ein Jahr in Frankreich. Es ist sein erster Kontakt mit der westlichen Welt; er entdeckt das Kino und das Fernsehen. Nach seiner Rückkehr in sein Heimatland, entschließt er sich die eben neueröffnete Filmschule von Neuguinea zu besuchen. Die französische Gruppe “Varan” organisiert dort Ausbildungskurse, die junge Filmemacher ausbilden. Kumain realisiert so seine ersten kurzen Filme. 1984 kehrt er zu den Baruya zurück um dort einen Film zu drehen. Ein Krieg zwischen zwei Stämmen ist dort gerade ausgebrochen und Kumain läßt die Kamera beiseite und greift zu Pfeil und Bogen.

Im darauffolgenden Jahr, 16 Jahre nach lan Dunlop, entscheidet er sich die “Sinmia” selbst zu drehen. Aus Angst, daß Kumain anstatt den Film zu realisieren wieder in den Krieg zieht, gibt ihm die Filmschule keinen Tonmann. Er macht den Film also ganz allein, er macht Ton und Kamera in einem. ‘Sinmia’ ist das Initiationshaus der Baruya, einem Volk im Hochland von Papua-Neuguinea. Der Film verfolgt den gemeinsamen Bau des Sinmia durch die Bewohner aus der nahen und fernen Umgebung. Der rituelle Bau dieses Zeremonienhauses beginnt früh am Morgen. Die Männer versammeln sich am Bauplatz und jeder hat eine Stange, die ein Teil des Sinmia werden wird. Später kommen die Frauen und bringen Gras um das Dach zu decken. Wie Pfeile schnellen die Grasbüschel zu den Männern hinauf. Nach Beendigung der Zeremonien wird das Haus verbrannt. (Festival Katalog 1989)