Der junge Tunesier Bahta (Lotfi Abdelli) träumt davon, als Breakdancer berühmt zu werden, doch Breakdancing ist in Tunesien nicht gern gesehen, die Polizei verjagt die Tänzer. Bahta ist ohne Ausbildung, arbeitslos und im Dauerstress mit seiner Freundin. Auch die Möglichkeit, nach Europa zu fliehen, ist ihm durch den Irak-Krieg genommen. Eine Gruppe Terroristen versucht, ihn für ihre Sache zu begeistern -und eine zweite Erzählebene wird etabliert. Hinter Bahta taucht Schauspieler Lotfi Abdelli auf und beschuldigt den Regisseur der Manipulation: Er habe einen Tänzer, keinen Terroristen spielen wollen. In drei in den Handlungsablauf eingeschnittenen Making Of -Sequenzen diskutiert er mit dem Regisseur die Thesen seines Films. Der Schauplatz entlarvt sich als Set, die Handlung als Film. Fiktion und Realität verschwimmen.
Warum finden viele Jugendliche die Idee, zu töten und zu sterben, attraktiv? -In einem Interview mit Larissa Bender spricht der Regisseur Nouri Bouzid von der „Verlorenheit“ der arabischen Jugend auf geistiger Ebene und der „Verzweiflung in ökonomischer Hinsicht”. Das bereitet den Boden für den fundamentalistischen Islam, der die innere Knebelung in erstarrten Gesellschaftsstrukturen und die äußere Wut über die anmaßende westliche Politik in ihrer Region zu nutzen weiß. „Die Verantwortung ist klar im Film. Wir alle sind verantwortlich: die Polizei ist verantwortlich, die fehlende Freiheit ist verantwortlich, die familiäre Struktur, das Scheitern des Ausbildungssystems. Wir alle haben den Jugendlichen vorbereitet und die Islamisten haben ihn gepflückt.“
Preise: Karthago 2006; FESPACO, Ouagadougou 2007; Tribeca Film Festival 2007; Taormina Film Festival 2007; Oran International Film Festival 2007.
Nouri Bouzid (1945) gehört zu den profiliertesten und erfolgreichsten Regisseuren im arabischen Raum. Aufgewachsen in der Hafen-und Industriestadt Sfax, Studium am Institut National Superieur des Arts du Spectacle (INSAS) Brüssel. 1972 kehrt er nach Tunesien zurück. Weil er sich einer oppositionellen politischen Gruppierung anschließt, sperrt ihn die Regierung für fünf Jahre ins Gefängnis. Die Erfahrung von Erniedrigung und Folter werden seine weiteren Arbeiten prägen. In seinen Filmen hat er immer wieder gesellschaftskritische und im arabischen Raum tabuisierte Themen aufgegriffen. Drehbücher: HALFAOUINE -L’ENFANT DES TERRASSES (1990), LA NUIT DE LA DÉCENNIE (1990), LE SULTAN DE LA MÉDINA (1992), LES SILENCES DU PALAIS (1994), LA SAISON DES HOMMES (2001). Filme: DUEL (1972), L’HOMME DE CENDRES (1986), LES SABOTS EN OR (1989), C’EST SHEHERAZADE QU’ON ASSASSINE (1991), BEZNESS (1993), LES MAINS DANS LE PLAT (1993), BENT FAMILIA (1998), POUPÉES D’ARGILE (2002).