DEUTSCHLAND IST EIN TRAMPOLIN

 

Zwei Leben - vor und nach der Rückkehr nach Kamerun. Romeo ist von Deutschland enttäuscht und will nach Hause zurückfliegen. Demian wurde abgeschoben und versucht seitdem, nach Deutschland zurückzukehren.
DEUTSCHLAND IST EIN TRAMPOLIN erzählt von zwei Protagonisten, die zwischen Deutschland und Kamerun, Hoffnung und Resignation nicht zur Ruhe kommen. Durch die achtsame Verwebung beider Geschichten stellen sich Fragen nach deutscher Abschiebe- und Integrationspolitik. Wie lebt es sich zwischen instabiler Gegenwart und ungewisser Zukunft?
(Fortsetzung von DEMIAN, Freiburger Filmforum 2019)

Buch, Regie: Marc Sebastian Eils
Kamera: Hannes Schulze
Ton: Nils Plambeck
Kontakt: marc@redgreenfilms.com; www.redgreenfilms.com

Im Programm mit

DON’T COME HOME THIS YEAR
LOST BOY

 

 

Demian

Nach seinem Abschluss als Jahrgangsbester in Metalltechnik wird Demian Fobasso in Handschellen nach Kamerun abgeschoben. Dort hat er keine Familie und keine Kontakte mehr und versucht sich durch den Verkauf von gebrauchten Armbanduhren über Wasser zu halten. Was soll er nun aus den vier Jahren Deutschland machen? Was passiert, wenn der Ausweis bestimmt, wo man zu leben hat?

CHEF!

Chef! ist ein Film über die Frustration. Frustration angesichts des wachsenden Elends in einem Land, das reich ist an Naturschätzen, die jedoch ausschließlich der Minorität zugutekommen, die an der Macht ist. Frustration angesichts der Indifferenz und der Arroganz der Chefs gegenüber der Not so vieler Menschen. Frustration angesichts des schweigenden Zorns der Menge, der sich leider durch Gewalt gegen die Schwächsten und Ärmsten Ausdruck verschafft. Frustration, in einem Gefängnis ohne Gitter zu leben, dem das ganze Land gleicht, das dem guten Willen eines allmächtigen Chefs ausgeliefert ist. Durch diesen Film wollte ich die Verantwortlichkeit der großen und kleinen Chefs herausstellen, die von dem Durcheinander der Kolonialzeit profitieren und zu Tyrannen ihrer Völker wurden, wodurch sie einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung jener Gesellschaft leisteten, die von der Korruption angefressen ist und jeden Tag mehr im Elend versinkt. (Jean-Marie Teno)

Jean Marie Teno wurde am 14. Mai 1954 in Famleng, Kamerun, geboren. Er studierte audiovisuelle Kommunikation an der Universität von Valenciennes. Von 1985 bis 1997 arbeitete er als Chef-Cutter für den französischen Fernsehsender France 3. Jean-Marie Teno lebt seit 1978 in Frankreich.
Filme: SCHUBBAH (1983); HOMMAGE (1984); FIÈVRE JAUNE TAXIMAN (1985); LA GIFLE ET LA CARESSE (1987); BIKUTSI WATER BLUES (1988); LE DERNIER VOYAGE (1990); MISTER FOOT (1991); AFRIQUE, JE TE PLUMERAI… (1992); LA TÊTE DANS LES NUAGES (1994); CLANDO (1996)

SISTERS IN LAW

SISTERS IN LAW, gedreht in der kamerunischen Stadt Kumba, zeigt eine Gesellschaft im Wandel. Der Film erzählt Geschichten aus öffentlichen Verhandlungen und Dramen, die sich rund um den Gerichtssaal abspielen: Da ist die 6 Jahre alte Grace, die von ihrer launischen Tante geschlagen wurde; die junge Sonita wurde von ihrem Nachbarn vergewaltigt, ist aber mutig genug sich zu wehren und da ist die schüchterne Amina, die versucht sich von ihrem Mann, der sie mißbraucht, scheiden zu lassen. Anstatt sich in eine Opferrolle drängen zu lassen, werden die Frauen durch die solidarische Atmosphäre, die die Richterinnen Vera Ngassa und Beatrice Ntaba ausstrahlen, immer wieder in ihrem Mut bestärkt. Die Filmemacherin Kim Longinotto beobachtet die Geschehnisse mit anteilnehmender Kamera - diskret, kulturell wachsam, sensibel und mit einem unglaublichen Talent im richtigen Moment am richtigen Ort zu sein. Co-Regisseurin Florence Ayisi, die in Kumba aufwuchs, will, dass der Zuschauer weiterdenkt, über das stereotype Bild Afrikas hinaus. “Der Film zeigt den Mut von Frauen, ihre Stärke und ihre Entschiedenheit und wie sie - mit Hilfe der Richterinnen - aus ihrem gewalttätigen Umfeld ausbrechen.” Dieser einfühlsame Film zeigt uns einen Ort der Menschlichkeit, der auf wirkliche Veränderung hoffen läßt. 

Preise, Auswahl: Prix Art et Essai, Film Festival; Bester Dokumentarfilm, Hawaii Int’l Film Festival; Zuschauer-Preise: IDFA, Amsterdam; Santa Barbara Film Festival; München Dok-Filmfest; 1st Maysles Award The Tel-Aviv Intl Doc. FF; Best Int. Film Human Rights Nights FF, Italy; Special Documentary Prize 4th Lisbon Int. Doc FF; Best Documentary Women’s Film Critics Circle 

Kim Longinotto, Ausbildung zur Kamerafrau und Regisseurin an der National Film School. 1986 gründete sie zusammen mit Claire Hunt das Frauenfilmkollektiv “20th Century Vixen”. Filme u.a.: THE DAY I WILL NEVER FORGET (2002), RUNAWAY (2001), DIVORCE IRANIAN STYLE (1996).

JEAN PAUL

Kamerun, 2005. Ein Mann wird festgenommen, an einen abgelegenen Ort verschleppt, an einen Baum gefesselt und gemäß der kamerunischen Dorfjustiz zum qualvollen Hungertod verurteilt. Die schriftlose Anklage lautet: schwarze Magie, Zauber gegen Dorfbewohner, sozial inakzeptables Verhalten. Wer ist der Kläger, wer der Richter? In der kaum zehnminütigen Darstellung dieser komplexen Verwicklung lässt der Regisseur viele Fragen offen, die nicht zuletzt auch sein Verhalten in den Fokus der Kritik rücken. Die letzten Stunden eines sterbenden Ausgestoßenen zu filmen, ein rechtloses Schicksal tatenlos zu akzeptieren und diese Bilder in solch einer Weise zu veröffentlichen, führt zweifelsohne zu kontroversen Debatten. 

Francesco Uboldi, geboren 1977. Filmemacher und Dozent für neue Medien und Video an der Universität Mailand.