WE, STUDENTS!

Nestor, Aaron und Benjamin sind Rafikis engste Freunde. Sie alle studieren Wirtschaft an der Universität von Bangui. Doch Rafiki will Filme machen und beginnt, ihr Leben mit der Kamera zu dokumentieren. Nach den Vorlesungen hängen sie vor der Uni oder im Wohneim ab und diskutieren  über die Zukunft ihres Landes, der Zentralafrikanischen Republik, aber auch über ihre ganz unmittelbare Lebensrealität, über Dating und Arbeit. Sie fragen sich, wie es weitergehen soll. Als junge Menschen mit Zugang zu Bildung verstehen sie sich als diejenigen, die das Land in den nächsten Jahrzehnten formen werden. Doch wie schafft man es, ein System umzugestalten, wenn doch ein großer Teil der Energie in elementare Bedürfnisse, das eigene Überleben fließt? 

In seinem Langfilmdebüt nimmt uns Regisseur Rafiki Fariala mit in den Kreis seiner Freunde und ermöglicht damit einen unmittelbaren, poetischen und zugleich unverstellten Blick auf die Realität von Millennials in Bangui. (Berlinale) 

Rafiki Fariala, geboren 1997 in Uvira im Kongo wuchs in der Zentralafrikanischen Republik auf. 2013 veröffentlichte er das Stück WHY WAR, das ihn als Musiker bekannt machte. 2017 nahm er am Dokumentarfilmworkshop der Ateliers Varan in Bangui teil und realisierte in diesem Rahmen seinen ersten Kurzfilm MBI NA MO (You and Me).  

 *12.05. vor Ort, 20.05. via Zoom

ORDALIES, LE TRIBUNAL DE L’INVISIBLE

Terminänderung: Die Filmvorführung findet am Sonntag, 21.05. um 11:30 statt (nicht wie geplant um 10:30)

 

Hexerei ist eine soziale Realität in Subsahara-Afrika. In Brazzaville sind die Gerichte voll von Fällen, in denen Voodoo-Rituale, Zauberer, Geister und andere unsichtbare böse Kräfte eine Rolle spielen. Der Film dokumentiert die Arbeit eines traditionellen Gerichts, welches sich in erster Linie als Versöhnungsgericht sieht. Um die Schuldigen zu überführen, können die Richter “den Unsichtbaren” befragen - Hellseher, die die Identität des Zauberers enthüllen. Danach entscheiden die Richter, welches Ritual zur Lösung des Konflikts durchgeführt werden soll. Diese Phase des Geisterurteils wird von den Richtern als Ordalie bezeichnet. Im Europa der Inquisition wurde mit einer Ordalie das Urteil über eine Person dem Göttlichen übergeben. 

Hadrien La Vapeur, nachdem er zehn Jahre dem Regisseur Philippe Garrel assistiert hat, wendet er sich der Realisierung von Experimentalfilmen und fotografischen Arbeiten zu. 2009, auf der Suche nach verlassenen Gebäuden in Rio de Janeiro, gerät er zufällig in ein Besessenheitsritual. Diese Begegnung mit den Geistern bringt sein Weltbild durcheinander und veranlasst La Vapeur, die Beziehungen, die Menschen mit unsichtbaren Wesenheiten eingehen können, zu erforschen. 

Corto Vaclav, studierte Anthropologie an der Universität Paris Nanterre. Er entdeckte das Werk von Jean Rouch und arbeitete für das Komitee für ethnografischen Film. Dort lernt er Hadrien La Vapeur kennen, der einen Tontechniker für eine Reise in den Kongo sucht. Sehr schnell verwandelte sich ihre Reise in eine initiatorische und vielschichtige Erkundung. Seitdem arbeiten die beiden gemeinsam an ihren Filmen.  Filme: L’ÉTRANGE HISTOIRE DE PRINCE DETHMER (2018, 23 min), KONGO (2019). 

Regie: Hadrien La Vapeur, Corto Vaclav
Kamera: H. La Vapeur, C. Vaclav, Y. Schreck
Produktion: Brother Films, Expédition Invisible

Faire-Part

Am Vorabend der verschobenen Wahlen arbeiten zwei kongolesische und zwei belgische Filmemacher an einem Film über die kongolesische Hauptstadt Kinshasa und deren Widerstand gegen das koloniale Erbe. Die vier Filmemacher wollen zusammen eine Geschichte erzählen, aber, aufgewachsen auf verschiedenen Seiten der Geschichte, haben sie unterschiedliche Ansichten darüber, wie sie sie erzählen wollen. Wie soll die Geschichte aussehen? Wer sollte Teil der Geschichte sein? Für wen soll die Geschichte erzählt werden?

VICTOIRE TERMINUS, KINSHASA

Der Film porträtiert eine Gruppe außergewöhnlicher Frauen, die sich entschlossen haben, im Ring zu boxen. Sie wollen vorankommen in einer afrikanischen Hauptstadt, die sich gerade im Chaos der ersten demokratischen Wahlen befindet. Sommer 2006 in Kinshasa: Martini, Jeannette, Hélène und Rosette trainieren jeden Tag mit ihrem Coach Judex im alten Stadion Tata Rafael. Hier besiegte im Jahr 1974 im wohl legendärsten Kampf der Geschichte des Boxens Muhammed Ali seinen Gegner George Foreman. Im Morgengrauen kommen Tausende hierher, um zu trainieren, und politische Parteien veranstalten hier Versammlungen. Parallel zum Parlaments-und Präsidentschaftswahlkampf im Kongo versucht Judex, mit geringen finanziellen Mitteln ein Turnier für die 61 Boxerinnen zu organisieren. 

VICTOIRE TERMINUS, KINSHASA ist nicht nur ein Film über den Boxsport, sondern er zeigt auch den ganzen visuellen Reichtum dieser speziellen Welt, in der alle Beteiligten permanent unter Druck stehen. Wir wollten ihren täglichen Lebenskampf genauso intensiv beschreiben, wie die Kämpfe im Boxring. Unsere jungen Protagonistinnen haben kein feministisches Bewusstsein, aber sie wehren sich instinktiv gegen die Rolle, die die Gesellschaft für sie vorgesehen hat. Zu ihren besten Charaktereigenschaften gehören ihre Willenskraft und ihre Fähigkeit, niemals aufzugeben.“ (Renaud Barret & Florent de la Tullaye) 

Renaud Barret, geboren am 2. April 1970 in Neuilly-sur-Seine (Frankreich), ist neben der Filmarbeit auch als Designer und Fotograf tätig.
Florent de la Tullaye, geboren am 31. Juli 1971 in Latronche (Frankreich), begann seine Karriere als professioneller Fotograf. Gemeinsam produzieren die beiden Filmemacher seit 2003 Musik-CDs mit jungen Talenten in Kinshasa. 2006 haben sie die erste Platte der Band ‘Okwess International‘ veröffentlicht und den Schnitt eines Musikdokumentarfilms über Staff Benda Bilili, eine Band behinderter Musiker, besorgt. Außerdem haben sie diverse Auftragsarbeiten über den afrikanischen Kontinent für die Arte-Sendung Tracks produziert.
Filme (gemeinsame Regie) 2006: JUPITER‘S DANCE (Dokumentarfilm, 80 Min.). 2008: VICTOIRE TERMINUS, KINSHASA