LIGHT UPON LIGHT

Der dänische Anthropologe Christian Suhr begibt sich auf eine Reise durch Ägypten und in die spirituelle Welt der Sufis. Gemeinsam mit seinem islamischen Freund Muhammad trifft er zahlreiche Gläubige zu Gesprächen und filmt Hadra-Rituale. Die Nähe zu Allah wird oft als Erfahrung von Licht beschrieben und mit diesem Motiv startet eine beeindruckende filmische Suche nach dem Licht. Denn die Kamera liebt und braucht das Licht: zwischen einem der Realität verhafteten Medium und den spirituellen Erzählungen begeht der Film einen spannenden Balanceakt.  

Suhr berichtet von einem eigenen „erleuchteten“ Moment in einer christlichen Kirche. Und fragt, ob es denn dasselbe Licht wie das der Sufis sein könnte. Muhammad sagt: da ist eine Wahrheit, eine Realität, ein Licht – aber es manifestiert sich unterschiedlich….  

Christian Suhr ist Filmemacher und Professor an der Fakultät für Anthropologie der Universität Aarhus, Dänemark. Während seiner Feldforschung in Ägypten, Dänemark und Papua-Neuguinea hat er Erfahrungen mit Geisterbesessenheit, psychischen Erkrankungen und religiöser Heilung erforscht und untersucht, wie das Medium Film genutzt werden kann, um sich unsichtbaren Dimensionen des menschlichen Lebens zu nähern. Er ist der Autor und Regisseur des preisgekrönten Films und Buches DESCENDING WTH ANGELS über Besessenheit, Psychiatrie und islamischen Exorzismus (2013). LIGHT UPON LIGHT ist der erste Film einer geplanten Trilogie mit dem in Kairo ansässigen Filmkollektiv Hassala Films. Weitere Filme: UNITY THROUGH CULTURE (2011), Freiburger Filmforum 2013); NGAT IS DEAD (2009); WANT A CAMEL, YES (2006). 

Regie: Christian Suhr
Kamera: Christian Suhr, Amira Mortada, Muhammad Mustapha
Buch, Montage: Muhammad Mustapha, Christian Suhr
Produktion: Hala Lotfy

LEISURE TIME

Ein Teenager in einem Hallenbad, zwei ältere Schwestern, die von der Bedienungsfreundlichkeit eines Fernsehgerät verwirrt sind, eine Gruppe betrunkener Freunde, die sich einer riskanten Dartpartie hingeben, ein Mann in Unterhosen, der sich für Virtual Reality begeistert und eine Frau mit einem nervösen Shih Tzu. Adam Paanske ethnografische Komödie porträtiert Menschen in einem “sommerhus” - einer beliebten dänischen Sommerresidenz bei ihrer Freizeitgestaltung.  

Das Debut des dänischen Anthropologen Adam Paanske ist eine seriös-komische und zugleich liebevolle Beobachtung des Alltäglichen, die zugleich eine existenzielle Frage aufwirft: Wie verbringen wir die Zeit, die uns gegeben ist? 

MY DARLING SUPERMARKET

Ein riesiger Supermarkt in Brasilien. Quietschbunt gefüllte endlose Regalschluchten, videoüberwacht von einer gewichtigen Dame, die potentielle Diebe im Auge behält. Angestellte füllen die Regale, backen Brot, scannen Waren. Doch dann richten sie sich an die Kamera: der Mann an der Kasse schildert, wie er gelegentlich mit attraktiver Kundschaft anbändelt. Der Bäcker Ivan liebt Mangas… Die Choreografie des Immergleichen scheint die Angestellten förmlich anzuregen, ihre Gedanken fließen zu lassen und zu offenbaren, was sie eigentlich bewegt - das reicht von Eifersüchteleien über die ‘melancolia’ bis zur Quantenphysik. Kunden machen sich relativ rar, der profane Ort der Warenwelt driftet in eine unwirkliche Leere. Darin erstrahlt die menschliche Imagination und verwandelt den gewöhnlichen Supermarkt in ein bizarres Universum der Begehrlichkeiten.
„A philosophical investigation hides at the heart of this film: How do we negotiate the repetition that lies within so many aspects of our relationship to the material world, and the constant search for meaning in our minds and souls.“ (IDFA)

Tali Yankelevich ist aufgewachsen in Sao Paolo. Sie studierte Film in Großbritannien u.a. am Edinburgh College of Art. Schon ihre ersten studentischen Kurzfilme wurden auf internationalen Festivals wie Silverdocs oder Visions du Reel gezeigt. THE PERFECT FIT (2011, 9 min) über eine Ballettänzerin und einen Schuster, der Ballettschuhe herstellt, wurde von der Initiative „Bridging the Gap“ des Scottish Documentary Institute unterstützt, erzielte neben anderen Erfolgen eine Oscarnominierung. Für die Serie „Why Poverty?“ realisierte sie A GIRL’S DAY (2015). MY DARLING SUPERMARKET entstand mit Hilfe des IDFA Bertha Fund und ist ihr erster langer Dokumentarfilm.

Buch, Regie: Tali Yankelevich
Kamera: Gustavo Almeida
Buch, Montage: Marco Korodi
Drehbuchberatung: Victor Kossakovsky
Musik: André de Cillo, Alex Buck
Sounddesign: INPUT | artesonora
Produktion: Casa Redonda
Verleih: Elo Company, São Paolo luisa.graca@elocompany.com

 

With Our Eyes

Angestoßen von der politischen Realität in Dänemark wird in WITH OUR EYES das Medium Film zum Sprachrohr für eine Gruppe Muslimischer Jugendlicher, die sich gegen die Vorurteile und Stereotypisierungen gegenüber Muslimen zur Wehr setzen. Indem sie Szenen aus ihren alltäglichen Leben nachstellen, demaskieren die Jugendlichen gängige weiße Privilegien sowie einen allgegenwärtigen Rassismus, der oft als unbewusst und „unschuldig“ - aber nicht weniger wirkmächtig – in Erscheinung tritt. WITH OUR EYES ist provokant und wütend – direkt zum Publikum sprechend deckt der Film unbequeme Realitäten auf, die für jene, die nicht alltäglich davon betroffen sind, für gewöhnlich unsichtbar bleiben.

THE WEDDING OF PALO

Naravana wird als das schönste Mädchen des Lagers betrachtet. Palo und Samo, zwei junge Jäger, umwerben die junge Frau. Obwohl Samo ein Eisbären für Naravana tötet, geht Palo als Sieger aus der Brautwerbung hervor. Dieses frühe Filmdokument über das Leben der Grönland-lnuit, schildert in schönen Bildern und langen Kameraeinstellungen die traditionellen Hochzeitsgebräuche einer Inuit-Gesellschaft.

ADDICTED TO SOLITUDE

Der dänische Filmemacher Jon Bang Carlsen fuhr nach Südafrika, um einen Film auf einer einsamen Farm zu drehen. Er wollte zeigen, wie eine weiße Familie mit der neuen Situation der Gleichheit nach der Apartheid zurechtkommt. Aber dann verlor er das Ziel aus den Augen. In der weiten, einsamen Landschaft der Karoo begegnete er zwei ganz unterschiedlichen Frauen. Beide stammen aus der weißen Gesellschaft und beide hatten große persönliche Verluste erlitten. »Es gab keinen Plot, wir haben eigentlich nur gewartet. Ich wartete darauf, dass sich mein Film entwickelte. Die jüngere Frau wartete auf ihren Mann, der ein Jahr zuvor einfach verschwunden war. Und die ältere Frau wartete auf das Ende ihrer Zeit, um zu einem Teil der Vergangenheit zu werden und bei ihrem Sohn zu sein, der ein Jahr zuvor verstorben war.« 

Beiden Frauen ging es wie allen Weißen, die mit gespanntem Atem zu verstehen versuchten, was von der Vergangenheit ihres absurden, privilegierten Lebens übrig geblieben ist; jetzt, da die Demokratie eine riesige schwarze Mehrheit an die Macht katapultiert hat. »Ihre Geschichten brachten mich auf den Gedanken, dass so möglicherweise das Schicksal der Weißen aussehen könnte: Weil sie ihre Privilegien verloren, mussten sie akzeptieren, dass nun jeder in ihre Welt hereinspazierte. Am Ende aber war dies der Weg, sich selbst von der Einsamkeit zu befreien, die sie gequält hat, seit der erste Buschmann von einer europäischen Kugel getötet wurde.« 

ADDICTED TO SOLITUDE ist eine Sammlung ganz persönlicher Eindrücke aus Südafrika, gesehen aus der Perspektive eines Fremden. Der Film entwickelt sich zu einer Geschichte über die Fähigkeit des Menschen, seine Einstellung anderen gegenüber auch nach vielen Jahren noch ändern zu können. 

Jon Bang Carlsen, geb. 1950, studierte an der Danish Film School. Er hat mehr als dreißig Dokumentar- und Spielfilme geschrieben und realisiert, u.a.: NEXT STOP PARADISE (1980); FIRST I WANTED TO FIND THE TRUTH (1987); TIME OUT (1988); CARMEN & BABYFACE (1995); IT’S NOW OR NEVER (1996)

THE SWENKAS

Dies ist die Geschichte der Swenkas, einer kleinen Gruppe von Zulu-Farmern und Arbeitern im Südafrika der Postapartheid-Ära. Erzählt wird von Männern, die jeden Samstag Abend ihre Arbeitsklamotten liegen lassen und statt dessen in ihre besten Anzüge von Carducci oder Pierre Cardin schlüpfen, um den Preisrichter der Woche zu beeindrucken. Ihre Modenshow läuft seit vielen Jahren und niemand weiß mehr, wann und warum das alles angefangen hat. Für den besten Anzug und die beste Performance gibt es üblicherweise einen Geldpreis; zu besonderen Anlässen wie Weihnachten jedoch kehrt der Sieger mit einer lebenden Ziege oder gar einer Kuh an der Leine nach Hause zurück. 

Jeppe Rønde, Filme: DANCING IN THE MIDST OF WAR (2000); SON (2001); JERUSALEM MY LOVE (2003); THE SWENKAS (2004).

FRIENDS, FOOLS, FAMILY

Die Filmemacherinnen und Ethnologinnen Berit Madsen und Anne Mette Jørgensen besuchen 2003 Damouré Zika, Moussa Hamidou und Tallou Mouzourane, Rouch’s Mitarbeiter in Niger. Alle drei sind in zahlreichen Filmen von Jean Rouch aufgetreten, die er in einem Zeitraum von über 50 Jahren gedreht hat. Sie sind neugierig, wie Rouch’s Freunde in Niger die Arbeit mit ihm und dem Kino erlebt haben. Ein Jahr nach den Dreharbeiten starb Rouch auf einer Wüstenpiste in Niger. 

Berit Madsen und Anne Mette Jørgensen, Ethnologinnen und Mitarbeiterinnen beim Nordic Anthropological Film Association – Network 

NGAT IS DEAD

Was bedeutet es, wenn Anthropologen mit Hilfe teilnehmender Beobachtung die kulturelle Tradition anderer erforschen? Der Film folgt dem holländischen Anthropologen Ton Otto nach Papua-Neuguinea, wo er von einer Familie auf der Insel Baluan adoptiert 23 wurde. Als sein Adoptivvater stirbt, muss er an den Trauer-und Begräbniszeremonien teilnehmen, die aber, was die Form und den Inhalt betrifft, heftig unter den verschiedenen Verwandtschaftsgruppen umstritten sind. Im Laufe der Verhandlungen lernt Ton Otto, wie die Bewohner der Insel Baluan ihre Traditionen gestalten und verändern und nicht zuletzt welche Rolle er selbst dabei spielt. Der Film ist ein Bestandteil einer längeren Feldforschung, wobei die Filmarbeit in den laufenden Dialog-und Austauschprozess zwischen den Insulanern und dem Anthropologen einbezogen wurde. 

Christian Suhr-Nielsen, in Dänemark geboren. Als PhD in Anthropologie am Moesgård Museum und der Universität von Århus tätig. Filme: WANT A CAMEL, YES? (2004), NGAT IS DEAD: STUDYING MORTUARY TRADITIONS (2009).

Ton Otto, 1953 in den Niederlanden geboren, arbeitet als Professor für Ethnologie an der Universität von Århus in Dänemark. Seit 1986 arbeitet er als Wissenschaftler in Papua-Neuguinea und benutzt das Medium Film schon während seiner ersten Feldaufenthalte. 

Unity through Culture

Soanin Kilangit ist begeistert von dem Gedanken, die Kultur der Baluan Inseln wieder zu beleben und so die Bevölkerung zu vereinen und gleichzeitig den internationalen Tourismus in den Südpazifik zu locken. Mit diesem Ziel organisiert er das größte jemals auf der Insel veranstaltete Kulturfestival. Einige traditionelle Führer bezweifeln, dass es jemals überhaupt eine Baluan Kultur gegeben habe. Sie sagen: Die Kultur käme von den Weißen und sie zerstöre ihre alte Tradition. Andere dagegen nehmen das Festival als willkommenen Anlass, um gegen die 70 Jahre kultureller Unterdrückung im Namen der Christenheit zu revoltieren. Zum Klang donnernder Trommelrhythmen beginnt ein Kampf um die Definition der Baluan-Kultur in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Preise: Intangible Culture Film Prize + The Richard Werbner Award for Visual Ethnography, London 2011 (Royal Anthropological Institute for Ethnographic Film)