TALKING BROKEN

Die Insulaner der Torres-Straße, Australiens ‘andere’ Eingeborenen-Minderheit, blieben weitgehend unbekannt, bis sie im Januar 1988 ihre Unabhängigkeit von Australien forderten, Erst jetzt beginnen einige der Insulaner die Auswirkungen von 120 Jahren Kolonialismus zu analysieren. Sie fragen, warum es den Insulanern nicht gelingt, selbst über die Fischerei und Bergbauindustrie und die vielen kleinen Unternehmen auf ihrer Insel zu bestimmen. Gleich, wie hoch ihr Bildungsstand und wie gut ihre Englischkenntnisse sind, viele Insulaner kommen einfach nicht zurecht mit der verzwickten Amtssprache der weißen Bürokraten und haben keine Chance, eine Führungsposition zu übernehmen.

Humorvoll sprechen einige Insulaner über ihre jetzige Lage und ihre Hoffnungen für die Zukunft. Dabei werden so verschiedene Themen wie Unabhängigkeit, Tourismus, Adoption, Sex und Hexerei berührt.

MAMI WATA - Der Geist der weissen Frau

Unsere Arbeit ist ein schwieriges Ding. Nur wer sich nicht auskennt, sagt, es sei ein Spiel. Doch für uns, die wir damit geboren sind, wird es zum Schicksal” (Mami Wata, Priesterin Adjoko).

Zu Beginn seiner Initiation stirbt Kanyi den rituellen Tod. Er verbringt drei Wochen in Adjokos Kultgehöft. Danach kehrt er als neuer Mensch gleichsam aus der Wildnis zurück und tanzt in den Kleidern der weissen Frau, er darf sich nun Mamissi nennen: Priester von Mami.

Ein nächtliches Besessenheitsritual: das Geistertanzen. Die ‘unkultivierten Geister’ der Natur, der Wildnis und der Fremde ergreifen von der Tänzerin Besitz. Zu sehen sind das Krokodil, der Pockengeist, der Kriegsfürst eines Nachbarvolkes und die fremde weisse Frau. Mit der Frisur nach Art der Damen aus Europa stelzt sie über den Platz, lüpft dabei immer wieder den Rock und grüßt die Zuschauer mit militärischer Strenge.

Zwischen den Ritualen sprechen Mami Wata-Priester über ihre persönlichen Erfahrungen und über ihre Deutung einzelner Aspekte des Kults. Der Film wurde 1986 im Rahmen eines zwölfmonatigen Forschungsprojektes der Autoren über den Mami Wata-Kult in Togo gedreht. Er nähert sich dem Thema, indem er die Sehweisen und Deutungen der Kultmitglieder aufspürt und darstellt, ohne dabei die Chancen des fremden Blicks zu verspielen.
(Festival Katalog 1989)

DIE REISE DER PILGRIM NUMBER ONE

In einer kleinen Kapelle in den Hügeln Grenadas findet ein “Moaner” statt. Die “Pilgrim Number One” leidet unter Kopfschmerzen. Sie wird deshalb auf eine Reise geschickt, die sie sieben Tage durch die Landschaften ihrer Seele führt. Die “Pilgrim Number One” reist allein und ist doch von der Menge derjenigen umgeben, die singend und tanzend die äußere Landschaft für diese Seelenreise schaffen. Was dabei entsteht ist das Gesamtkunstwerk eines Kollektivs, dessen Mitglieder Kleinkinder, Frauen, Männer, Greise sind. Es ist ein Gesamtkunstwerk, das aus Fragmenten dreier Kulturen besteht. Und wie es bei der Zusammensetzung von Fragmenten keine Grenzen kennt, durchbricht es auch die Grenzen zwischen Religion und Erotik, Theater und Medizin, Tanz, Gesang und Farbe. Ein Dokumentarfilm, der eigentlich eine Oper ist.
(Festival Katalog 1989)

Days to come

Der Titel des Videos bezieht sich auf den abschließenden Kommentar des Films DEAD BIRDS, den Robert Gardner 1961 bei den Dani von Dugum, im Hochland von West-Neuguinea gedreht hat. Der Autor dieses Videos ist nach nahezu dreißig Jahren zu den Menschen gefahren, die in dem erwähnten Film zu sehen sind. Er bringt ihnen Photos und Erinnerungen zurück und fragt sie nach den Ereignissen von damals.

Trotz Verständigungsschwierigkeiten bringen die Menschen von Dugum in dem Video zum Ausdruck, daß ihre Erinnerung an ihre erste Begegnung mit den Weißen noch frisch ist. Gezeigt wird ihr Alltag, der nicht mehr von Krieg und unzähligen Zeremonien erfüllt ist. Neben ihrer Christianisierung gibt es aber noch weitere einschneidende Veränderungen, deren Folgen sie selbst nur schwer einschätzen können.

Vier Wochen habe ich bei Weyak und Pua verbracht. Da ich ihre und sie meine Sprache nicht verstanden, kam es natürlich zu mancherlei Missverständnissen. Mein Wissen über ihre Vergangenheit versetzte sie aber immer wieder in Erstaunen. Vielleicht haben sie sich erst jetzt erklären können, was die seltsamen Besucher von damals bei ihnen gesucht haben. Vielleicht wird sich eines Tages jemand mit ihnen unterhalten können und den Kindern von Pua aus dem Buch von Karl G. Heider vorlesen, was sie selbst bereits vergessen haben.” (J.Rühl) (Festival Katalog 1989)

China - Die Künste - Der Alltag

Dieser dokumentarische Film, den Ulrike Ottinger im Februar und März 1985 in Beijing und den Provinzen Sichuan und Yunnan drehte, versucht neue Sichtweisen auf eine fremde Kultur und deren gegenwärtige Veränderung zu vermitteln. Ottingers Film ist weitgehend auf genaue Beobachtungen der Menschen gestützt und verzichtet auf jeden Kommentar. Lange Einstellungen, die der Dramaturgie realer Vorgänge folgen, und Originalton bekommen im Kontext dieses Films eine besondere Bedeutung. Nur vereinzelte Szenen haben Dialog. “In meiner bisherigen Filmarbeit habe ich mich mit den Themen Exotik, Minoritäten und deren unterschiedlichem Rollenverhalten innerhalb des eigenen Kulturkreises beschäftigt. Nun richtet sich mein Interesse auf die Erweiterung dieses Themas, das Kennenlernen einer ‘realen Exotik’ in einem fremden Land, in einem anderen Kulturkreis. Ich versuche, mit der Kamera einen visuellen Diskurs über die Exotik als Frage des Standpunktes zu führen.”
 
Die Kapitel des Films:

Beijing, Februar 1985; im Zeichen des Frühlingsfestes, dem alten chinesischen Neujahrsfest.

Stationen: Auf den Straßen beim Trommeltor / Die Hutongs - die Häuser mit Innenhof, ein älterer Stadteil / Die Apotheke ‘Allgemeine Nächstenliebe’ / Im Mingzu Juyuan Theater / Das Tempelfest und seine Attraktionen / Tanzabend im Ballsaal des Beijing-Hotels / Das Luxus-Taxi für Ausländer / Das kommunale Taxi, fast nur von weiblichen Chauffeuren gelenkt / Das ‘Beijing Filmstudio’ / Der Regisseur Ling Zifeng / Die verbotene Stadt von außen / Der Sommerpalast im Winter / Der Vogelmarkt / ‘Haus der hundert Waren’, die Geschäftsstraßen In der Provinz Sichuan, März 1985

Wie die Bauern ihre Waren transportieren und auf dem freien Markt in Chengdu verkaufen / ‘An der Wehrgrabenbrücke’, eine Sichuan-Oper / Das Lampionfest in Chengdu / Straße der singenden Nähmaschinen / Die Bambus-Manufaktur / Die alte Kreisstadt Guanxian / Der taoistische Fulongguan Tempel / Die beweglichen Deiche / Tempel der zwei Könige / Aufstieg zum taoistischen Bergkloster im Qing Cheng Shan

In der Provinz Yunnan, März 1985

Die Provinzhauptstadt Kunming / Shilin - der Steinwald mit seinen Bewohnern, den Sani,»einer Minorität / Auf dem Weg zum Er Hai See, nahe der birmesisch-tibeti-schen Grenze / Die ehemalige Hauptstadt Dali und die Dörfer Xizhou und Zhou-cheng, in der die Minorität der Bai lebt / Abends auf dem Dorfplatz von Zhoucheng zeigt das Wanderkino einen Film über die Geschichte der Bai

Ton und Töne

Der Film macht das Netz schöpferischer Kräfte und Prozesse deutlich, die das traditionelle Leben gestalten bzw. erhalten. Im Mittelpunkt steht der Alltag der Frauen mit ihren herkömmlichen Arbeitsbereichen, wie der Wasserversorgung, der Haushaltsführung, der Kinderbetreuung und der Töpferei. In Ton und Töne wird auf die Verbindung eingegangen, die bei der Tonverarbeitung ebenso wie bei der Verwandlung des irdenen Geschirrs oder bei der Umwandlung der Tonscherben zu Tonmehl besteht. Jeder Arbeitsvorgang ist eingebettet in einen rhythmischen Gestaltungskontext. Dieser fließt in die Klangexperimente der Kinder ebenso ein, wie in die Musik der Geschichtenerzähler. Ihre Rhythmen speichern die Töne von der Arbeit mit Ton. In langen und ruhigen Kameraeinstellungen kann sich der Zuschauer in die verschiedenen, ineinandergewobenen Schöpfungsprozesse dieser traditionellen Welt vortasten und einfühlen.

Die Materialien der modernen Zivilisation, die in Form von Emailleschüsseln, Blecheimern und Plastikgefässen aller Art die westafrikanischen Märkte überschwemmt haben, wirken auch noch in den Momenten ihrer kreativsten Verwendung wie ‘Fremdlinge1, die außerhalb der traditionellen Produktionsweisen, ohne Zugang zu dem zyklischen Austausch mit der Natur, wie bei den Ton-, Holz-, und Kalebassengefäßen hergestellt worden sind. (Festival Katalog 1987)

Petatrotro - Die Besessenen tanzen ihre Geister

Anläßlich der Jahreswende feiern die Vodu-Kultgemeinden der Ewe an der Küste Togos das Petatrotro-Fest. Es ist den Mächten einer unkultivierten und bedrohlichen Außenwelt gewidmet, den Mächten der Natur, der Wildnis und der Fremde. Durch Mimik und Kleidung, Schritte und Begrüßungsgesten gleicht sich jeder Tänzer an die Gestalt des Geistes an, der ihn besessen macht. Es treten auf: der Krokodilgeist, der Erd-und Pockengeist, der Kriegergeist eines Nachbarvolkes sowie Mami Wata, der Geist der Europäerin. In langen Einstellungen folgt die Kamera den Bewegungen der Tänzer. Der Film zeigt eine ausführliche Fassung des Petatrotro-Festes, das für einen Dokumentarfilm über den Mami Wata-Kult (Mami Wata - Der Geist der fremden weißen Frau) aufgenommen wurde. (Festival Katalog 1987)

Traditionelle Medizin in Afrika

Bereits vor vielen Jahren ist in Afrika die traditionelle Medizin in Vergessenheit geraten. Sie ist von der westlichen Medizin verdrängt worden. Heutzutage erlangt die überlieferte Medizin in zunehmendem Maße wieder seine frühere Bedeutung. In einigen afrikanischen Ländern ist die überlieferte Medizin in das öffentliche Gesundheitsvorsorgesystem integriert worden. Diese Entwicklung wurde in einer siebenteiligen Dokumentationsreihe dargestellt, die in fünf afrikanischen Ländern südlich der Sahara produziert worden ist.

1) Kräutersammler und medizinische Pflanzen Der erste Teil der Dokumentationsreihe geht auf traditionelle Heiler in Mali, im Kongo und Senegal ein. Es werden deren Behandlungsmethoden gezeigt, die auf der Anwendung von medizinischen Heilpflanzen basieren.

4) Ausbildung traditioneller Heiler Da in Afrika die traditionelle Heilkunde eine Renaissance erfährt, wird im vierten Teil der Frage nachgegangen, wie das herkömmliche Wissen von den Heilmethoden weitergegeben wird. Einerseits geschieht dies innerhalb der Familienverbände und anderseits von Lehrer an Schüler. (Festival Katalog 1987)

A la recherche du Mil

Der Film zeigt das Leben der Tuaregnomaden. In der Oase Timia werden Vorbereitungen für die Karawane getroffen, die zu einem mehrmonatigen Zug aufbricht. Unterdessen geht das Leben im Dorf weiter, die Frauen kümmern sich um die Hausarbeit, die Männer bestellen die Gärten, und die Mädchen hüten weit weg vom Dorf die Ziegen. Die Karawane zieht durch die Wüste zu der Oase Bilma, in der die Tuareg den Weizen, den sie in ihren Gärten ernteten, für Salzstöcke tauschen. Das Salz bringen sie in den Süden, wo sie dafür Hirse erhalten. Zum Muluthfest sind Männer und Mädchen wieder in ihrer Oase. (Festival Katalog 1987)

Südsahara, Tegguida-n-Tessoum, Salzgewinnung

Der Film zeigt die Lage des Ortes mit seinem Brunnen im weiträumigen Azaouak-Tal. Verborgen hinter Abraumhalden findet sich das eigentliche Salinengebiet. Frauen sind damit beschäftigt, Becken auf einen Salzgewinnungsprozeß vorzubereiten, die Neuanlage wird von Männern ausgeführt. Frauen tragen salzhaltige Erde in großen Mischbecken zusammen, in die Männer leicht salzhaltiges Wasser mit großen ledernen Schöpfsäcken aus den Quellen des Salinengebietes bringen. Wasser und Erde werden von Männern kräftig vermischt, die geklärte Salzlake vorsichtig abgeschöpft und auf kleine Verdunstungsbecken verteilt. Das Wasser verdunstet, es bildet sich eine Salzkruste an der Wasseroberfläche, die von männlichen Jugendlichen durch Bespritzen zum Absinken gebracht wird. Ist alles Wasser verdunstet, wird das Salz am Boden der Verdunstungsbecken von Frauen gesammelt. Der ausgelaugte Schlamm in den Mischbecken wird von Männern auf die Abraumhalden geworfen. Frauen tragen die Salzernte ins Dorf, wo in mehreren Arbeitsgängen von Frauen und Männern gleichermaßen die für Tegguida-n-Tessoum typischen Salzlaibe ausgeformt werden. Nach ihrer völligen Austrocknung werden die Salzlaibe zur Bevorratung gestapelt und zum Abtransport in Matten verpackt. (Festival Katalog 1987)