BAB EL WEB

Kamel und sein Bruder Bouzid leben in Bab El Oued, einem populären Quartier von Algier. Kamel ist ein desillusionierter Einzelgänger, der eher fröhliche Bouzid, gespielt vom Rai-Sänger Faudel, ein Internetfanatiker. Seine gesamte Zeit verbringt er in einem Internetcafé, um mit jungen Frauen aus der ganzen Welt zu “chatten” und sie nach Algier einzuladen. Daraus erhofft er sich, eine Gegeneinladung zu erhalten, um so Algerien verlassen zu können. Eines Tages nimmt Laurence, eine französische Chat-Partnerin, seine Einladung an. In einer Woche wird sie in Algier ankommen. Bouzid ist elektrisiert. Wie aber kann er Laurence gebührend empfangen, wenn er kein Geld hat und seine gesamte Familie in einer kleinen Wohnung lebt? Der witzige Film präsentiert ein neues, hoffnungsvolles Algerien mit liebevollen Blicken auf die weiße Stadt am Mittelmeer, ihre Typen und Traditionen.

Merzak Allouache
wurde 1944 in Algier geboren. Zwischen 1964 bis 1967 absolvierte er eine Filmausbildung am Institut National du Cinéma in Algier und erhielt an der Filmhochschule IDHEC in Paris 1967 sein Regiediplom. Danach folgten filmtheoretische Studien an der Ecole Pratique de Hautes Etudes in Paris. 1972-1974 arbeitete Merzak Allouache als Berater im Kulturministerium und als Regieassistent. Seit 1974 drehte er mehrere Dokumentar- und fünf Spielfilme. Filme u.a. CHOUCHOU (2003), EINE ANDERE WELT (2001), BAB EL OUED CITY (1994).

Omar Gatlato

Omar, den man wegen seiner chevaleresken Haltung ‚Gatlato’ nennt, ist ein junger Mann aus den Vororten; einer, der in den Satellitenstädte über Bab-El-Oued wohnt. Omar arbeitet bei der Zollfahndung und lebt mit seiner großen Familie in einer winzigen Wohnung. Er hat praktisch kein Ziel und lebt in den Tag hinein. Um sich zu zerstreuen, pflegt er mit seinen Freunden zwei Leidenschaften: den „Chaâbi”, ein populärer Vorläufer des „Rai“ und den „Rejla“, eine machohafte Männerbewegung, deren Anhänger sich in einer bestimmten Gangart, einem Jargon und einer speziellen Lebensauffassung wiedererkennen. Sein wertvollster Besitz ist ein kleiner Kassettenrekorder, damit nimmt er die Musik aus dem Radio auf. Eines Abends wird ihm sein Kassettenrekorder gestohlen. Dieser Verlust ist ein dramatischer Einschnitt in den Alltag des Musikliebhabers. In seinem ersten abendfüllenden Spielfilm entwirft Merzak Allouache ein charmantes, aber durchaus sozialkritisches Portrait eines jungen Algeriers aus dem Bab-El-Oued-Viertel der Hauptstadt.

Omars Leben ist typisch für den Durchschnitt der jungen mittellosen arabischen Männer. In einer katastrophalen Arbeits- und Lebenssituation gefangen, abgeschnitten von der Welt der Frauen, stehen ihnen nur wenige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung offen: Film, Musik und Straße …“ (Viola Shafik in: Der arabische Film) 

Mögen auch einige sagen, dass Omar und seinesgleichen nur Herumtreiber und damit letztendlich Randexistenzen sind. Aber in Wirklichkeit sind sie weder Herumtreiber noch Marginale. Sie sind nur das, wozu sie durch die Umstände geworden sind. D.h. junge Leute, die sich selbst überlassen wurden, nachdem sie zu früh für sich selbst und ihre Familien verantwortlich waren. Es sind junge Leute, die nicht auf ihr Leben vorbereitet wurden.“ (Mohamed Amghar in: Le cinéma en Algérie) 

Merzak Allouache, geboren 6. Oktober 1944 in Algier. Zwischen 1964 bis 1967 Filmausbildung am Institut National du Cinéma in Algier. Danach folgten filmtheoretische Studien an der École Pratique des Hautes Études in Paris. 19721974 arbeitete Merzak Allouache als Berater im Kultusministerium und als Regieassistent bei Slim Riad. Seit 1974 drehte er mehrere Dokumentarfilme und fünf Spielfilme.
Filmauswahl: BAB-EL-OUED-CITY (1994), L’AUTRE MONDE (2001), CHOUCHOU (2001), BAB EL WEB (2005) u.a. In Kooperation mit dem europäischen Kulturkanal ARTE