MARCHING IN THE DARK

Hunderttausende indische Bauern flüchten aus ökonomischer Verzweiflung in den Selbstmord. Ihre Frauen hinterlassen sie mit einem Berg von Schulden, sozialer Ausgrenzung und verdammt zu sklavischer Arbeit. Der Regisseur Kinshuk Surjan hat für seinen ersten langen Dokumentarfilm eine Selbsthilfegruppe für solche Witwen initiiert. Sanjivani, seit 7 Jahren verwitwet, zwei Kinder, wird zu seiner Hauptprotagonistin. Sie lebt in der Familie des Schwagers, die mit Missernten und Preisverfall kämpft, verheimlicht dort die Teilnahme an dieser Gruppe. Sie ist entschlossen, durch Weiterbildung und Arbeit unabhängig von der Landwirtschaft selbstständig zu werden.

Sanji’s Alltag verdichtet der Film in fast spielfilmartiger Intensität. Immer wieder ruht die Kamera auf ihrem Gesicht, zeigt die Nähe zu ihren Kindern. Klug ausgewählte Beobachtungen verorten ihre Rolle in der Schwagerfamilie. Ihr Schicksal spiegelt sich jedoch vor allem in dem der anderen Witwen, die der Zuschauer durch ihre Augen in deren Verzweiflung erlebt – nur selten in hoffnungsvollen Momenten. Eine Vogelscheuche auf dem trockenen Acker wird bildlich zum Gespenst der Verstorbenen.

Kinshuk Surjan is an Indian filmmaker, based in Brussels and Bhopal. He studied documentary film at the mobile film school DocNomads. His short film POLA (2013) won the Indian National Student Film Award for Best Film and Best Script in 2013. He went on as a 2nd assistant director on the fiction film ISLAND CITY (2015), awarded at Venice Film festival. He continued studies at the Royal Institute for Theatre, Cinema & Sound, Brussels and made the experimental short DIVIDED LINES (2015). His graduation film THE FLANDRIEN (2017) depicts a boy in Flanders, who was pushed into a cycling career by his parents, won the Flanders Audiovisual Fund’s “Wildcard” and was later broadcasted. His project MARCHING IN THE DARK participated in Berlinale Talents 2021 and received the Human Wrights Awards-Special Mention at CPH:Dox 2024.