“I had no idea what to expect. Maybe my father was a member of the Taliban, living in a mud hut, deep in the desert, surrounded by goats.” Etwa 25 Jahre alt, reist Karim Alex Pitstra das erste Mal mit gemischten Gefühlen nach Tunis, um seinen Vater kennenzulernen. Er weiß, er ist das Produkt einer Urlaubsliaison, wie viele europäische Frauen sie in südlichen Zonen erleben und manchmal auch mit nach Hause nehmen. Für seinen Vater wie viele andere Männer in Tunesien stellten Touristinnen den Lebensunterhalt dar und der Beruf des Gigolos war keineswegs eine Schande. Der autobiografische Film schildert einen jahrelangen Prozess der Annäherung, der sich zugleich auch wieder in Abkehr verwandelt. Der niederländische Sohn wird überschwänglich in die tunesische Großfamilie aufgenommen und scheint die väterlichen Wurzeln in sich selbst zu spüren. Doch der Gegensatz der Kulturen ist nicht wirklich zu überbrücken. Familiäre Bindungen bedeuten in Tunesien etwas Anderes als in Holland. In seinem klugen Film ist es Pitstra gelungen, eine Balance zwischen dem Persönlichen und Allgemeinen zu halten, Ambivalenz einzufangen und keiner Kultur ein Vorrecht einzuräumen.
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Karim Alexander Pitstra geb. 1979 in den Niederlanden, studierte audiovisuelle Kommunikation in Leeuwarden, dann Film an der Universität Groningen. Nach einigen Tätigkeiten in der Musikindustrie beginnt er, Filme zu machen. Er arbeitet als Kameramann bei Dokumentar- und Spielfilmen z.B. NICCI (2011, A. Nolles), SAM (2011, R. Dijksterhuis, P. Sonneveld), BEBOP (2011, Thijs Gloger) und mehrfach für Nathalie Beekman (Pavlov E-lab). Er produziert auch Auftragsfilme u.a. für die Stadt Groningen. Kurzfilme u.a. MIXTAPE (2004), SOLEX (2006), SEA DEVIL (2010), TRAGIC RELIEF (2011). Langfilmdebut: DIE WELT (2013).