143 SAHARA STREET

Ein winziges Café am Transsahara-Highway, ein Tresen, ein Tisch, Fenster, die offene Tür. Wie zum Kurzauftritt erscheinen verschiedenste Reisende auf dieser spärlichen Bühne, Fremde und Stammgäste, zu einem Kaffee nebenbei und manchmal vieldeutigem Gespräch. Nur ihre Katze leistet der Betreiberin Malika beständig Gesellschaft. Draußen ist Sand und der Schwerverkehr donnert vorbei, nebendran wird grad eine riesige Tankstelle gebaut.

Eigentlich wollte der Regisseur ein Roadmovie drehen, sein Film aber geriet zum Gegenteil.

Bei Malika kommt die Welt zum Stillstand. Sie ist der unverrückbare Ruhepol, an welchem die Gäste aus der Ferne stranden, einen Moment ausruhen, Alltägliches kommentieren, ins Sinnieren geraten. Obwohl dokumentarisch entstanden, wirken die zufälligen Begegnungen wie inszeniert. Mit dem Auge der Kamera folgen wir gebannt einer schwebenden Zeit zwischen Nähe und Fremdheit.

Best emerging director, Locarno Int. Film Festival 2019 

Special jury mention, Montréal Int. Documentary Festival RIDM 2019 

Price of the city of Torino, Torino Film Festival 2019 

Hassen Ferhani, geb. 1986 in Algier. Er engagierte sich schon früh im Chrysalide Filmclub, der zu einer Künstlerorganisation gehörte; arbeitete als Drehbuch- und Regieassistent und nahm 2008 an Workshops der FEMIS in Paris teil. Seine Kurzfilme LES BAIES D’ALGER (2006), AFRIC HOTEL (2011), TARZAN, DON QUICHOTTE ET NOUS (2013) liefen auf internationalen Festivals. Sein erster Langfilm DANS MA TÊTE UN ROND-POINT (2015) erhielt Auszeichnungen u.a. von FID Marseille und IDFA (Freiburger Filmforum 2017).

Regie, Kamera: Hassen Ferhani
Montage: Nadia Ben Rachid, Hassen Ferhani, Nina Khada, Stéphanie Sicard
Ton: Mohamed Ilyas Guetal
Sounddesign: Antoine Morin
Mit Malika, Chawki Amari, Samir Elhakim
Produktion: Allers Retours Films
Verleih: Pascale Ramonda pascale@pascaleramonda.com

Roundabout In My Head

Ein Schlachthaus in Algier. Youssef und sein Kumpel arbeiten hauptsächlich in der Nacht und schwärmen am liebsten von den Versprechungen der Liebe, während sie blutige Rinderhäute auf Karren laden. In präzise kadrierten und atmosphärisch dichten Einstellungen montiert Hassen Ferhani seine (wohltuend unblutigen) Bilder aus diesem Mikrokosmos der Tötungsanstalt. Rinderhälften schweben vorbei, geschäftiges Treiben. In den Pausen Gespräche über Fußball und Politik, warum ein algerisch-französischer Fußballspieler sich geweigert hat, die „Marseilleise“ zu singen, und was sie so erwarten vom Leben. „In meinem Kopf tobt ein Kreisverkehr mit tausend Ausfahrten, aber ich habe meine noch nicht gefunden“, kontempliert der junge Youssef in der titelgebenden Szene des Films.
In Youssefs Gesprächen mit Onkel Ali sickert ein Stück algerischer Geschichte in den Film. Ali wurde unter der französischen Kolonialherrschaft geboren und wuchs in der Zeit des Unabhängigkeitskrieges auf. Youssef gehört zur Generation des Arabischen Frühlings. Seine Hoffnungen auf eine bessere Zukunft liegen auf der anderen Seite des Meeres.
ROUNDABOUT IN MY HEAD ist der wahrscheinlich schönste Film, der je in einem Schlachthaus gedreht wurde.

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Hassen Ferhani geb. 1986 in Algier. Er arbeitete als Drehbuch- und Regieassistent und nahm an Workshops der FEMIS teil. ROUNDABOUT IN MY HEAD ist sein erster Langfilm, der auf zahlreichen Festivals lief und mit Preisen ausgezeichnet wurde (FID Marseille 2015 Grand Price French Competition; IDFA Special Jury Award for First Appearance; Turin Best Film for Documentary). Filme: LES BAIES D’ALGER (2006), AFRIC HOTEL (2011), TARZAN, DON QUICHOTTE ET NOUS (2013).