FOLIE ORDINAIRE D’UNE FILLE DE CHAM
Der gewöhnliche Wahnsinn einer Tochter Hams
Frankreich 1986 | 75 Min. | 16 mm
Ham, der zweite Sohn Noahs, wurde, nachdem er seinen Vater nackt gesehen hatte, verflucht: seine Nachkommen wurden dazu verdammt, den Nachkommen von Sem und Japhet, den ‘guten’ Söhnen Noahs, als Knechte zu dienen. Chus, ein Sohn Hams, ist der Stammvater der Schwarzen; seine Söhne und Töchter tragen die Geschichte der Sklaverei hindurch Hams Fluch.… Ausgehend von dem Text eines jungen Autors aus Martinique - Julius Amede Laou, im Theater inszeniert von Daniel Mesguish - hat Jean Rouch die Handlung in das Sainte-Anne-Hospital verlegt und ihr als ‘wissenschaftlichen’ Rahmen die Präsentation eines Falles gegeben. Ein Psychiater namens Charcot stellt seinen Kollegen einen spektakulären Fall vor, den sie ‘de visu’ selber einer Einschätzung unterziehen können. Die Zuschauer des Films sind mit den Ärzten zusammen Zeuge dieser Vorführung: ein delirierender Dialog entwickelt sich zwischen einer alten Frau von den Antillen, die seit 50 Jahren in Sainte-Anne interniert ist, und einer jungen Hilfsschwester, die aus Martinique stammt:
Das bestürzende Psychodrama, das zwischen diesen beiden Frauen stattfindet, die in einem Doppelwahn miteinander verbunden sind, wurde mit zwei Kameras von Rouch und P. Constantini gedreht und hat die Intensität einer Live-Dokumentation. Es vermittelt einen erstaunlichen Einblick in das Denken und Fühlen der Schwarzen auf den Antillen.
(Festival Katalog 1989)