SIGUI NO.1: L’ENCLUME DE YOUGO

Der Amboß von Yougo Dogorou

Germaine Dieterlen, Jean Rouch
Frankreich 1967 | 39 Min. | 16 mm

In den Jahren 1966-1974 filmte Jean Rouch bei den Dogon in Mali das Sigui-Ritual. Es ist die rituelle Dramatisierung und damit Wiederbelebung des komplexen Schöpfungsmythos. Es findet alle 60 Jahre statt, dauert sieben Jahre, beginnt in Yougo Dogorou und wandert von Dorf zu Dorf, von der Höhe der Bandiagara-Felsen in die Ebene, wobei man in jedem Dorf eine von sieben Episoden des Mythos rituell darstellt.

Rouchs Filmzyklus besteht aus acht, überwiegend kommentarlosen Teilen von unterschiedlicher Länge: Sigui AnneeZero und Sigui No.1-7. Sigui No.1 folgt zwar der Dramaturgie des Rituals, das selbst schon Theater, Inszenierung des Mythos ist, erzählt seine Geschichte jedoch mit filmischen Mitteln. Der Film ist beispielsweise symmetrisch konstruiert: Am Beginn und am Ende stehen Landschaftsaufnahmen, die auf die mythische und rituelle Bedeutung der Landschaft für die Dogon verweisen. Er hat eine geschlossene Erzählstruktur, betont Exposition (die Vorbereitungen zum Fest), Höhepunkte (Schlangentanz auf dem Dorfplatz, Durchgangsritual), Schluß (das Wandern des Sigui ins Nachbardorf). Er ‘erzählt’ mit Hilfe von Zoom, des metaphorischen Einsatzes von Bildern und Tönen. 

Sigui No. 1 enthält alle für Rouch typischen Stilmittel: den schnellen Schnittrhythmus; lange Sequenz-Einstellungen mit ‘Montage in der Kamera’, bei der Einstellungsgrößen und Kamerapositionen durch Zoom, Schwenks und Gänge variiert werden; die bewegte, ja tanzende Kamera, von der Rouch sagt, daß er mit der Bewegung Bilder ‘malen’ möchte; die fragmentarischen Bildausschnitte; die subjektiven Perspektiven; die improvisierte Suche nach Bildern; die Betonung des Rätselhaften. Rouch will die geheimnisvolle Schönheit von Mythos und Ritual bewahren, will beim Zuschauer Fragen provozieren, keine einfachen Antworten geben.