JAGUAR UND REGEN

Theodor Koch-Grünberg unternimmt Anfang unseres Jahrhunderts mehrere Reisen nach Brasilien und verbringt viele Jahre unter den Indianern Amazoniens. Er hat den Wunsch nach persönlichem Erleben und einer Erweiterung seines Horizonts, schreibt und fotografiert.

Ein Indianer läßt den Jaguar mit dem Regen sprechen. In seiner Vorstellung verknüpft er Heroen, Menschen, Tiere, Pflanzen und Steine. Koch-Grünberg sammelt diese Mythen der Indianer, mit denen er sich sein Leben lang verbunden fühlt.

1903 fährt er von Manaus an den Oberlauf des Rio Negro zum Äquator. Das Gebiet, in dem er zwei Jahre lebt, sieht auf der Landkarte wie ein Hundekopf aus, ist so groß wie Deutschland und grenzt an Kolumbien: ein Land aus Wasser und Wald.

Von dort kommen die Indios Pedro, Chico, Sabino, Firmino und Marlene, Passagiere des Schiffes ‘Ana Paula’, das 1993 von Manaus aus denselben Weg wie Koch-Grünberg nimmt. Sie fahren nach Hause. Drei Wochen wird ihre Reise dauern, zuerst auf diesem Schiff, dann mit einem Boot und schließlich im Kanu; Tage unter der Äquatorsonne und Regengüsse, Nächte unter dem Kreuz des Südens. 

”1903 und 1993: verknüpfen, was Koch-Grünberg gesehen hat, mit dem, was die Reisenden auf der ‘Ana Paula’ sehen und erleben, vergangene und heutige Schicksale, Gedächtnis und Gegenwart, ein Austausch von Blicken, Augenspiel auf der Fahrt im Kosmos Amazonien.” (Herbert Brödl)

WAS LEBST DU?

In ihrem Debüt-Dokumentarfilm WAS LEBST DU? begleitet Bettina Braun über zwei Jahre lang mit der Kamera eine in Köln lebende Gruppe von Jugendlichen unterschiedlicher muslimischer Herkunft aus marokkanischen, tunesischen, türkischen und albanischen Familien. Braun zeigt den Alltag zwischen Schule und Ausbildung, eher traditionellem Elternhaus und westlichem Lebensstil, klischeehafter Selbstdarstellung und eigenen Träumen.

Die vier Freunde Ali, Kais, Ertan und Alban, 16 - 20 Jahre jung, scheinen durch Sprücheklopferei und Machogehabe gängige Klischees zu bestätigen. Auf den zweiten Blick jedoch durchbrechen sie diese Klischees, die sie mit Selbstironie auf die Schippe nehmen. Zutage tritt deren warmherziges und tiefgründiges Wesen – mit wechselseitiger Solidarität und persönlichen Konfliktfeldern. Der Treffpunkt ist das Kölner Jugendzentrum “Klingelpütz”, wo sie schon früh eine Art zweites Zuhause gefunden haben.

Bettina Braun, geboren 1969 in Hamburg. Kunststudium in London und danach an der an der Kunsthochschule für Medien Köln. Seitdem ist sie als Designerin, Cutterin und Regisseurin in Köln tätig.

Interkulturelles Jugendprojekt von Südwind Freiburg, Kinder- und Jugendtreff Haslach e.V. und Jugendzentrum Stühlinger LETZ FETZ

LOOSERS AND WINNERS

Achim, du musst dir die Schuhe anziehen, und du musst in den Betrieb” ruft Rainer ins Telefon – denn die Chinesen machen mal wieder was sie wollen. Nämlich den Import der Dortmunder Kokerei, die einst die modernste der Welt war, und den Koks bald aus China nach Deutschland liefern wird. Was jetzt zerlegt und mit chinesischen Schriftzeichen versehen wird, war für Achim und Rainer einst “das Schönste was es gab”. Nun werden sie ihre Helme an den sprichwörtlichen Nagel hängen. Bevor es aber so weit ist, machen sie denen, die da ihre Arbeitsplätze verschiffen, das Leben ordentlich schwer: mit deutschen Vorschriften, Formularen, Genehmigungsverfahren. Wenn gar nichts mehr geht, wird schon mal kurzerhand eine Leiter gekappt. Lassen sich eh schwer überwachen, diese Chinesen, die sieben Tage die Woche von Sonnenauf- bis -untergang für einen Hungerlohn malochen, Planschlachten schlagen, zum Dank mit einer roten Riesenschärpe fotografiert und bei Ausfällen hart bestraft werden - während ihr Manager vom neuen Mercedes träumt. 

Ein Film über Globalisierung, der weder das Wort gebraucht noch um die ganze Welt reisen muss. Der nah an den Leuten ist, eine Geschichte geradlinig erzählt und auch durch den pointierten Einsatz der (fernöstlichen) Musik den “Clash” der Kulturen in Lachen und Weinen übersetzt. 

Ulrike Franke, 1970 in Dortmund geboren, studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Romanistik und Kunstgeschichte in Köln. 1992 Ausbildungsförderung der Filmstiftung NRW im Bereich Regie. Kontinuierliche Mitarbeit an diversen Fernseh- und Kinofilmen. Seit 1996 als Autorin, Regisseurin und Produzentin tätig. Lehraufträge im Bereich Dokumentarfilm an der isf - Internationale Filmschule Köln. 

Michael Loeken, 1954 in Neviges geboren. Studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Köln. 1981 Buch und Regie bei dem Dokumentarfilm ICH HATTE SCHON BEGONNEN, DIE FREIHEIT ZU VERGESSEN. Von 1982 bis 1996 als Tonmeister bei zahlreichen Dokumentar- und Spielfilm für TV- und Kinoproduktionen tätig. Seit 1996 Autor, Regisseur und Produzent.