HOLIDAYS DESPITE ALL

Im Jahr 1957 emigrierte Kader Kabouche als junger Elektriker von Algerien nach Frankreich, wo seine fünf Kinder als französische Bürger geboren werden. Derweil baut sein Bruder Ali, der zuhause geblieben ist, für die Familie in ihrem Heimatdorf ein Haus. Nach 15 Jahren beschließt die Familie erstmals ihre Ferien dort zu verbringen. Doch die lange vorbereitete und ersehnte Reise gestaltet sich wenig erholsam. Das Haus ist nicht fertig, vieles muss improvisiert werden und die Freude über die Begegnung mit den Verwandten wird bald überschattet von gegenseitigem Unverständnis. Das Zusammentreffen löst auf beiden Seiten starke Emotionen und hitzige Diskussionen aus. Und irgendwann stellt sich für alle Familienmitglieder die Frage, ob es noch möglich ist, in die fremde Heimat zurückzukehren.
Der Film erzählt mit großer Sensibilität von einer französisch-algerischen Geschichte und über die Beziehungen zwischen denen, die Algerien verlassen wollten, und denen, die bleiben wollten. 

Malek Bensmail, geboren 1966 in Constantine, Algerien. Er begann mit Super 8 und bekam einen ersten Preis für den besten Amateurfilm in Algerien. Filmstudium in Paris und Sankt Petersburg. Seit 1990 hat er vor allem Dokumentarfilme realisiert, die sich mit dem Verhältnis Orient-Okzident auseinandersetzen. Filme: TERRITOIRES (1996/97); DÉCIBLED (1998); BOUDIAF, UN ESPOIR ASSASSINE (1999); DEMOKRATIA (2001).

ALIENATIONS

Algerien ist ein junges Land mit einer langen Geschichte. Das 20. Jahrhundert war geprägt von Kolonialismus, Unabhängigkeitskrieg und sozialen und kulturellen Umbrüchen, die ein jahrhundertealtes System von Wertvorstellungen und Überzeugungen in Frage stellten. Der Film erforscht das Leiden, mit dem Algerierinnen und Algerier heute auf religiöse, politische, ökonomische und familiäre Umwälzungen reagieren. “Ich habe fünf Jahre darauf gewartet, zusammen mit dir, Vater, diesen Film über das Leiden der psychisch Kranken in Algerien zu verwirklichen. Du hast dein Leben der Aufgabe gewidmet, das Leiden unserer Kranken zu lindern und sie zu behandeln. Ich wollte die Arbeit eures Teams in der Klinik Djebel Ouahch in Constantine beobachten. Das psychiatrische Krankenhaus verdankt seine Existenz deinem festen Willen und deiner Hartnäckigkeit. Heute halten die jungen Psychiater, die du ausgebildet hast, dieses Erbe lebendig und führen deine Arbeit mit kranken Menschen fort. Zusammen mit ihnen widme ich dir diesen Film.” (Malek Bensmaïl)

Malek Bensmaïl, 1966 in Constantine, Algerien, geboren. Filmstudium in Paris und Sankt Petersburg. Seit 1990 hat er vor allem Dokumentarfilme realisiert, die sich mit dem Verhältnis Orient-Okzident auseinandersetzen. Filme: VISIONS OF BALI (1996); ALGERIAN TV SHOW (1996); TERRITORIES (1997); CULTURE PUB ALGERIAN SPECIAL (1997); DECIBLED (1998); BOUDIAF, ASSASSINATED HOPE (1998); DEMOKRATIA (2001); DES VACANCES MALGRÉ TOUT (2001); ALIENATIONS (2003).

Checks and Balances

Wer sich in Algerien auf Checks and Balances, das System der Gewaltenteilung beruft, sagt Malek Bensmaïl, ist bereits ein Provokateur. Denn wer dort für eine Ausgewogenheit der Macht eintreten will, muss sich klar gegen die dominierende Staatselite stellen. Genau dies habe die Zeitung “El Watan” seit ihrer Gründung getan, in Kriegs- wie in Friedenszeiten. Im Frühling 2014 besucht Bensmaïl die Redaktion der wichtigsten französischsprachigen Zeitung Algeriens, denn Präsidentschaftswahlen stehen an. Abd al-Aziz Bouteflika kämpft um seine bereits vierte Amtsperiode. Für immer mehr Menschen ist er das Symbol für ein autoritäres politisches Klima, für Korruption und Reformstau. Die Frage, ob es eine Chance für einen Wechsel gibt, beherrscht die Diskussionen unter den Redakteuren. Die Kamera begleitet die JournalistInnen in Redaktionssitzungen, zeigt sie in Beratungen mit dem Layouter und begibt sich in die Auseinandersetzung um mehr Freiheit, um Reformen und vor allem um eine Zukunft ohne Bouteflika. Das ist spannend, ab der ersten Minute, denn über den Weg dahin herrscht unter den Zeitungsmachern keineswegs immer Einigkeit. Für Malek Bensmaïl kommt die Arbeit der Presseleute einem gesellschaftlichen Ideal gleich; ein Prozess der demokratischen Teilhabe für eine gesellschaftliche Veränderung. Prozesse brauchen ihre Zeit. Seit Jahren wird an einem repräsentativen neuen Redaktionssitz für die Zeitung “El Watan” gebaut, ein Symbol für die Pressefreiheit im Land soll es werden, noch aber gibt es nur nackte Wände.

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Malek Bensmaïl  geb. 1966 in Algerien. Er studierte Film in Paris und lernte in den Lenfilm Studios in Sankt Petersburg. Filme u.a. ULYSSE (2013, Film und Installation), SECRET WAR OF THE FLN (2012,) LA CHINE EST ENCORE LOIN (2010), LE GRAND JEU (2005), ALIENATIONS (2004), ALGERIAS BLOODY YEARS (2003), DES VACANCES MALGRÉ (2001), DÊMOKRATIA (2000), BOUDIAF (1999), DECIBLED (1998), TERRITORIES (1996).